PODCAST | Folge 56 | Leon Dietrich

„Auch die Polizei muss bunter werden.”




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Das Interview der Folge 56 als Transkript lesen

[00:00:00.920] - Leon Dietrich

Das zweite Outing war das Outing als Transmann. Ja, wie war das für mich? Aufregend, befreiend, glücklich sein, Freiheit und ganz viel Ballast loswerden. Das war eines der wichtigsten Momente in meinem Leben und es war richtig, dass es endlich passiert.

[00:00:22.640] - Nadia Kailouli

Hi, herzlich willkommen bei einbiszwei. Ich bin Nadia Kailouli und in diesem Podcast geht es um sexuelle Gewalt und was man tun kann, damit sich was ändert. Hier ist einbiszwei. Schön, dass du uns zuhörst.

Landeskoordinator der polizeilichen Ansprechperson für LSBTIQ in Niedersachsen. Das ist der Job von Leon Dietrich. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich eine klare Sache. Der Polizist kümmert sich diejenigen, die diskriminiert oder angefeindet werden, weil sie queer sind und sorgt dafür, dass die Polizei bunter wird. Hass auf alle, die nicht hetero sind, das gibt es mehr denn je. Gerade erst wurde auf dem Christopher Street Day in Hannover ein 17-jähriger Transmann brutal angegriffen. Aber Queerfeindlichkeit, das gibt es auch innerhalb der Polizei. Leon Dietrich, der sich vor drei Jahren als trans outete, ist deshalb auch für die Kolleg:innen da, die Sachen hören wie: "Mit dem fahr ich nicht Streife!" Und für uns war es gar nicht so einfach, einen Termin mit Leon Dietrich zu bekommen. Der ist nämlich schwer beschäftigt. Er konnte deshalb nicht zu uns ins Studio kommen. Deshalb haben wir ihn aus Hannover zugeschaltet. Wenn also an der einen oder anderen Stelle die Tonqualität nicht so dolle ist, seht uns das bitte nach.

[00:01:33.090] - Nadia Kailouli

Dann sage ich herzlich willkommen bei einbiszwei Leon Dietrich. Grüß dich.

[00:01:36.760] - Leon Dietrich

Hallo, grüß dich.

[00:01:38.210] - Nadia Kailouli

Leon, du bist LSBTIQ Ansprechperson bei der Polizei. Was genau bedeutet das?

[00:01:46.380] - Leon Dietrich

Ja, also ich bin der Landeskoordinator der 17 polizeilichen Ansprechpersonen der Polizei Niedersachsen und habe ein ganz spannendes und vielfältiges Arbeitsfeld. Es geht auch um Diversität mit all ihren Facetten und unterstütze die Ansprechperson im Nebenamt, die dann landesweit in jeder Polizeidirektion vorhanden sind.

[00:02:06.320] - Nadia Kailouli

Okay, wir geben jetzt mal jedem Buchstaben auch mal ein Wort. Und zwar steht das für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans und Intergeschlechtliche und Queere Menschen. Jetzt hast du uns gesagt, dass du da eben der Ansprechpartner bist oder die Ansprechperson bei der Polizei in Niedersachsen bist. Und natürlich fragt man sich so: Was sind denn da die Fragen? Wofür braucht man dafür bei der Polizei einen Ansprechpartner?

[00:02:30.340] - Leon Dietrich

Wir sind in unserem Aufgabenbereich ja nach intern und extern ausgerichtet. Das heißt, wir stehen allen queeren Mitarbeitenden zur Verfügung, wenn sie ihr Coming out haben, wenn vielleicht Konflikte entstanden sind, sie ein Ohr brauchen, dann führen wir ganz, ganz viele Sensibilisierungsschulungen durch. Das heißt, wir bringen alle mitarbeitenden Menschen in der Polizei auf den aktuellen Stand: Was bedeuten die Buchstaben, Begriffserklärungen? Was ist Transidentität? Und wir unterstützen auch Menschen, die sich bei der Polizei bewerben, die transident sind und da auch noch mal Beratung brauchen. Im externen Bereich stehen die Ansprechpersonen allen Menschen zur Verfügung, die queerfeindliche Hasskriminalität erleben. Und wir bauen dann die Brücke zu den Dienststellen, die dann die Anzeige aufnehmen und unterstützen dort auch mit voller Empathie sehr vertrauensvoll.

[00:03:19.570] - Nadia Kailouli

Also das heißt, ihr richtet euch nicht nur an die eigenen Mitarbeiter:innen im Haus sozusagen, sondern ihr seid auch Ansprechpartner für alles, was drumherum passiert. Also wirklich so die Polizei, die sich damit auseinandersetzt, dass es eben queerfeindliche Angriffe gibt und wie man damit am besten umgeht. Habe ich das richtig verstanden?

[00:03:38.480] - Leon Dietrich

Ja, genau. Wir sind intern für Mitarbeitende zuständig und extern für Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Denn wir sind selbst alle queer und wir wissen, wie sich das anfühlt Diskriminierung, Mobbing oder auch Hass zu erleben. Und daher versuchen wir da so gut wie es geht, dann auch alle Menschen zu unterstützen.

[00:03:56.560] - Nadia Kailouli

Wie ist denn die Polizei derzeit so aufgestellt? Jetzt, wenn wir jetzt mal intern bleiben bei der Polizei. Ich weiß, du bist jetzt nur bei der Polizei in Niedersachsen und kannst auch nur für die sprechen. Aber wie sieht es da mit Queerfeindlichkeit aus? War das oder ist das ein Problem erfahrungsgemäß bei der Polizei für queere Menschen da, ja Akzeptanz zu finden?

[00:04:18.210] - Leon Dietrich

Ja, also ich sage mal so, wenn man jetzt 23 Jahre zurück spult, dann kann man das mit heute nicht vergleichen. Und ich sage mal, wie gesagt, ich kann nur für Niedersachsen sprechen. Seitdem Vielfalt sichtbar wird, werden auch queere Menschen sichtbar oder auch Menschen, die sich für Vielfalt einsetzen. Das heißt, auch die Polizei wird bunt. Und das merke ich sehr deutlich, denn es braucht immer Vorbilder und Vorreiter:innen, die sichtbar werden, die Mut zusprechen und dann trauen sich auch viele weitere Menschen dann auch noch sichtbar zu machen. Das ist so der eine Punkt. Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich auch, vor 23 Jahren bin ich angefangen in der nordrhein-westfälischen Polizei, ich habe dann irgendwann den Länderwechsel nach Niedersachsen gemacht, wurde ich ja damals als lesbische Frau gelesen und habe dann auch die Sprüche bekommen: "Du brauchst nur mal den Richtigen", oder Kampflesben-Thematik. Also alles rauf und runter. Das passiert da, wo viele Menschen aufeinandertreffen, auch bei der Polizei und da die Unwissenheit fehlt zur Thematik. Und das will ich gar nicht ausschließen. Also Diskriminierung und dumme Sprüche sind da allgegenwärtig, wie in anderen Plätzen auch oder Unternehmen und Einrichtungen.

[00:05:28.050] - Nadia Kailouli

Wie lange hast du denn gebraucht, als du bei der Polizei angefangen hast zu arbeiten, für dich zu entscheiden, wann oute ich mich oder oute ich mich überhaupt?

[00:05:38.000] - Leon Dietrich

Ich hatte ja zwei Outings. Also das erste war ja als lesbisch gelesene Frau in der Polizei. Ja, das war auch nicht einfach. Also man muss sich ja vorstellen, man geht ja nicht irgendwie in den Raum und sagt: "Hallo", da stehen jetzt was weiß ich 20 Leute in einer Gruppe und dann: "Mein Name ist und ich bin übrigens hetero. Ich bin übrigens lesbisch oder schwul." Das macht ja kein Mensch. Ich habe immer sehr genau geschaut, mit wem bin ich unterwegs? Wer ist an meiner Seite? Wie ist die Basis? Wie stehen wir zueinander? Und wenn dann jemand gesagt hat: "Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder", habe ich gesagt: "Okay, ich habe eine Freundin und habe auch Kinder." Von daher muss ich das natürlich immer abwägen. Und das zweite Outing war für mich, weil ich ja schon erprobt bin in Outings und Erfahrungen, war für mich entspannter. Und ich bin ja auch jetzt in einer ganz anderen Position.

[00:06:24.160] - Nadia Kailouli

Magst du zu dem zweiten Outing was erzählen?

[00:06:27.240] - Leon Dietrich

Was möchtest du denn hören?

[00:06:28.850] - Nadia Kailouli

Ich möchte ganz viel hören. Ich glaube unsere Hörer:innen auch. Aber genau, das zweite Outing war dann genau was?

[00:06:37.510] - Leon Dietrich

Ja, das zweite Outing war das Outing als Transmann. Ja, wie war das für mich? Aufregend, befreiend, glücklich sein, Freiheit und ganz viel Ballast loswerden. Das war eines der wichtigsten Momente in meinem Leben. Und es war richtig, dass das endlich passierte. Genau.

[00:07:00.950] - Nadia Kailouli

Und hast du dafür dann innerhalb deiner eigenen Reihen, also in deinem Kollegen- und Kolleginnenkreis, Diskriminierung erfahren oder wie sind die damit umgegangen?

[00:07:11.390] - Leon Dietrich

Gar nicht. Also ich habe ganz wunderbare beste Freund:innen, eine ganz tolle Schwester. Das waren die ersten Stationen, denen ich das mitgeteilt habe und dann dadurch, dass ja schon so viele Jahre im Bereich als queere Ansprechperson zuständig war und dann auch weiter als Landeskoordinator quasi aufgestiegen bin, war es für mich wesentlich einfacher, dann auch die nächste Instanz in der Arbeitswelt zu erreichen. Und ich habe das ganz normal gestaltet, weil wie gesagt, ich stelle mich nicht vor eine Gruppe und sage: "Hallo, ich bin und ich bin übrigens", sondern war ganz locker und habe gesagt: "Hallo, mein Name ist Leon Dietrich, ich bin trans und ab heute bitte den neuen Namen", und habe den Leuten natürlich vier bis sechs Wochen Zeit gelassen, weil man muss sich ja daran gewöhnen, dass sie mich dann auch richtig ansprechen. Und ich habe durchweg sehr, sehr positive Erfahrungen gemacht. Beim ersten Outing war das was anderes vor vielen Jahren. Und da war ich sehr glücklich darüber, dass ich so viel positive Resonanz bekommen habe. Und natürlich finden Diskriminierung auch auf subtilere Formen Art und Weise hinter den Kulissen statt. Das weiß ich, aber der ganz große überwiegende Teil steht sehr eng an meiner Seite und unterstützt mich.

[00:08:19.270] - Nadia Kailouli

Nichtsdestotrotz müssen wir eben heute vor allem auch darüber sprechen, dass es eben Diskriminierung gibt, Queerfeindlichkeit gibt und dass leider in den letzten Jahren wieder zu, also die sind wieder gestiegen, die Angriffe gerade auf queere Menschen, zuletzt eben auf dem CSD in Hannover. Vielleicht bleiben wir einfach mal in Hannover. Was ist da zuletzt genau passiert?

[00:08:42.510] - Leon Dietrich

Ja, das hat man ja in den Medien verfolgt. Das war so gegen 19:35 Uhr, 19:40 Uhr. Ich weiß das noch so genau, weil ich habe dort um 19:33 Uhr eine Live-Schaltung gehabt beim NDR, wo ich auch über queerfeindliche Hasskriminalität gesprochen habe. Und dann einige Minuten später fand dann diese schreckliche Tat vor dem Hauptbahnhof von Hannover statt. Das war erschütternd und sehr traurig und bedrückend auch für mich, auch aus persönlicher Sicht, weil ich ja auch ein Teil der Community bin. Und in der Presse konnte man das auch verfolgen, dass eine Person angegriffen wurde. Dann hat einer - der Transmann - versucht zu schlichten und er wurde dann auf brutalste Art und Weise zusammengeschlagen und auf den Boden dann auch noch getreten und ist dann schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Und alleine jetzt in diesem Moment, wenn ich darüber spreche, löst das bei mir immer Gänsehaut aus, weil es erinnert mich auch an Malte C. Oder an alle queerfeindlichen Angriffe, die ich verfolge oder auch miterlebe bundesweit in den Medien. Ja, meine Aufgabe ist da auch als Landeskoordinator für LSBTIQ das Netzwerk zu aktivieren und die Leute so gut wie ich kann mit dem Team zu unterstützen und immer weiterzugehen, sichtbar zu werden und die Leute zu ermutigen, dass sie Anzeige erstatten.

[00:10:00.840] - Nadia Kailouli

Wie erklärst du dir das denn, dass gerade in den letzten Jahren diese Angriffe zugenommen haben und auch ja wirklich brutal geworden sind?

[00:10:08.950] - Leon Dietrich

Na ja, ich glaube, wenn wir an Hasskriminalität denken oder uns das mal im Allgemeinen auch anschauen, passiert das ja überall an jedem Ort, wo Vielfalt sichtbar wird oder auch Menschen unterwegs sind, dass man nicht gut miteinander umgeht. Woran könnte das liegen? Also die Frage habe ich mir schon sehr, sehr oft gestellt. Ich denke, manchmal fehlt es an der Aufklärung. Das fängt ja schon im Kindergarten und in der Schule an, dass manche gar nicht wissen, was das bedeutet. Und weil ich nicht weiß, was es bedeutet, gehe ich da anders mit um. Und wenn ich an die ganzen Krisen denke: Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise von einer Krise in die nächste Krise, dann löst das natürlich auch einen gewissen Unmut in der Gesellschaft aus. Und dann entlädt man seinen Hass an den Menschen, die nicht so zahlreich vertreten sind oder in deren Augen nicht der Norm entsprechen. Also ich bin jetzt auch kein Orakel. Das hat unterschiedliche Gründe. Natürlich auch politischer Hinsicht, wenn man die Debatten verfolgt, auch aktuell zum Selbstbestimmungsgesetz, dann kann sich jeder sein, also jeder Mensch sein Teil denken, was da los ist oder was da passiert in der Gesellschaft.

[00:11:19.530] - Nadia Kailouli

Du hast gerade dieses Wort angesprochen "Hasskriminalität". Was genau können wir darunter verstehen? Wie würdest du das definieren? Was ist Hasskriminalität?

[00:11:29.430] - Leon Dietrich

Ja, das ist, um das kurz zu beschreiben, weil ich möchte jetzt keine Definition runter erzählen. Das ist vorurteilsgerichtete Kriminalität von Täter:innen. Das heißt, durch deren Botschaft, durch deren Hass machen sie deutlich, was sie von der Personengruppe hält, nämlich nichts. Das ist menschenverachtend und menschenunwürdig. Wenn dann aufgrund dessen Beleidigungen passieren, weil man so ist, wie man ist oder dadurch auch Gewaltdelikte entstehen. Was viele auch nicht wissen, also was die Queerfeindlichkeit betrifft, ist, wenn man beschimpft wird als "scheiß queere Person". Ich will den Wortlaut jetzt nicht nochmal wiederholen, das hatte ich schon mal gemacht. Dann muss man aber in jedem Fall Strafanzeige erstellen. Wenn man das getan hat, dann geht das zur Staatsanwaltschaft und dann gibt es den Paragraph 46 Strafgesetzbuch, wo drinsteht, wenn das menschenverachtende Beweggründe sind und dann kann das Strafmaß je nach Sachverhalt höher gesetzt werden, damit das auch aufhört, dass Täter:innen so dann agieren.

[00:12:28.870] - Nadia Kailouli

Sind denn Polizist:innen deiner Meinung nach ausreichend dahingehend sensibilisiert und geschult, dass sie diese Anzeigen auch ernst nehmen?

[00:12:37.480] - Leon Dietrich

Also wir alle nehmen Strafanzeigen sehr ernst. Ich würde es eher so beschreiben. Gibt es Sensibilisierungschulungen, um alle auf dem aktuellen Stand zu halten? Und da kann ich von Niedersachsen sprechen: Ja. Wir gehen in alle Dienststellen, alle Mitarbeitenden bekommen Sensibilisierungsschulungen, damit sie das queerfeindliche Tatmotiv erkennen. Und auch in Niedersachsen haben wir die Ansprechpersonen, die im Nebenamt tätig sind, erhöht, also von 10 auf 17 und werden dort überall Multiplikator:innen auf den Einsatzdienststellen entstehen lassen, die dann auch sensibilisiert sind, das queerfeindliche Tatmotiv dann auch zu erkennen. Und da sind wir in Niedersachsen auf jeden Fall auf einem sehr, sehr guten Weg. Und vor allen Dingen, dass es auch dauerhaft in einem Curriculum dann auch steht, damit wenn der Nachwuchs da ist, dann auch sensibilisiert werden kann.

[00:13:23.560] - Nadia Kailouli

Also eigentlich gehört das Thema in die Grundausbildung?

[00:13:26.990] - Leon Dietrich

Ja, da ist es schon durch die Ansprechpersonen LSBTIQ, aber wenn man das natürlich mit aufnimmt in so einen Stundenplan, dann ist es natürlich dauerhaft drin. Und ich denke, das ist auch in der Entstehung, das dann auch umzusetzen.

[00:13:39.110] - Nadia Kailouli

Jetzt hast du ja gerade gesagt, es fängt eigentlich ja schon in den Kinderschuhen an, dass man dort aufklärt, dass man sichtbar macht und und und. Jetzt haben wir ja zuletzt aber ja genau da auch so eine Debatte bekommen und diese Debatte geht ja jetzt weiter, dass es viele Bewegungen gibt zu sagen: "Hey, lass unsere Kinder damit in Ruhe." Jetzt sagst du aber, das ist total wichtig, dass wir eben eigentlich die Kinder schon aufklären zum Thema Transsexualität, Homosexualität etc. Wie gehen wir damit um? Also vor allem auch als, Polizisten sind ja auch viel in Schulen aktiv und und und und kriegen da vielleicht dann auch mit, okay, wie Jugendliche untereinander eben Hate Speech machen oder sich angreifen. Aber wie empfindest du die Debatten gerade? In welcher Zeit befinden wir uns da gerade?

[00:14:29.600] - Leon Dietrich

Also wenn ich eine kleine Anregung machen dürfte bei dem Wort Transsexualität, würde ich eher Transidentität nehmen. Das hat ja nichts mehr mit der Sexualität oder sexuellen Orientierung zu tun, sondern die Geschlechtsidentität. Also schon mal für alle da draußen: Transidentität ist das richtige Wording, wenn wir von trans* sprechen.

[00:14:48.610] - Nadia Kailouli

Sehr gut. Vielen Dank dafür.

[00:14:49.930] - Leon Dietrich

Ja, das waren jetzt viele Fragen. Alles gut. Das waren jetzt viele Fragen auf einmal, sollte jetzt auch jetzt kein Vorwurf sein. Sprache ist ja sehr auch vielfältig.

[00:14:58.820] - Nadia Kailouli

Aber das ist total interessant. Ich finde es total gut, weil da fängt es ja an. Weißt du, ich finde es total gut, weil da geht es ja eben um Aufklärung, um genau dann sichtbar machen: „Hey, ich würde vielleicht nicht Transsexualität sagen, weil das ist nicht das richtige Wort, sondern es geht um Transidentität." Und wenn man die Scheu eben verliert zu sagen: „Ah, okay, sorry, das ist gut zu wissen." Das ist ja eine totale Bildungslücke am Ende auch.

[00:15:24.450] - Leon Dietrich

Ja, es ist ja auch so, dass Transsexualität oder Transsexualismus ist der alte pathologisierende Begriff. Die Transidentität ist laut der WHO seit 2018 keine psychische Störung mehr. Und durch den Begriff Transsexualismus oder Transsexualität erinnert das noch an die alte Begriffsform. Also ist es diskriminierend. Deswegen ist es wichtig über die Identität, Transidentität zu sprechen, um das nochmal so zu verstehen, wenn man sich nicht sicher ist. Oder auch der Begriff, viele sagen: "Ja, hast du dich umoperieren lassen?" Da ist das neue Wording viel besser, also: "Hast du dich angleichen lassen?" Ich meine, im Übrigen fragt man das ja eine trans* Person nicht im zweiten Satz. Das ist höchst peinlich, weil ich frage dich ja auch nicht: "Wie sieht es denn da so aus bei dir? Welche Körbchengröße hast du?" Das kann man ja so vergleichen. Das heißt, dass noch mal so als Randnotiz vielleicht noch mal als Erwähnung, weil wir gerade so bei Begriffen waren. Ja, achso ich soll die Frage beantworten. Moment.

[00:16:18.190] - Nadia Kailouli

Wir kommen wieder zurück zu der Debatte, die wir gerade haben, dass Eltern und Politik, gerade rechte Politik oder sehr konservative Politik, sagt: "Okay, wir wollen nicht, dass ihr unseren Kindern Bildung zum Thema Transidentität oder irgendeine Form von Queernes weitergibt." Wie gehen wir damit um?

[00:16:38.000] - Leon Dietrich

Ja, wenn es jetzt um die allgemeinen Debatten geht, das fällt mir persönlich auch oft auf, dass das zur Sprache kommt. Aber der überwiegende Teil findet das total wichtig, dass es in der Bildung schon verankert wird. Und da fällt mir immer mein Satz ein, wenn ich mich vorstelle, dann sage ich immer: "Hallo, mein Name ist Leon Dietrich, mein Geburtsort ist die Erde, meine Politik ist die Freiheit, meine Religion ist die Liebe und ich liebe Menschen und unsere Demokratie." Das heißt, wenn ich doch in diese Vorstellungsrunde kommen würde, irgendwann in meinem Leben, dann gibt es keinen Streit, es gibt keinen Hass. Wir würden in Frieden leben und lieben. Und das ist ja der Grundstein in der Schulbildung oder im Kindergarten damit anzufangen, alle Bereiche sichtbar zu machen. Es gibt nicht nur männlich, weiblich, es gibt auch noch das dritte Geschlecht, es gibt trans*, es gibt Menschen, die ganz unterschiedlich und individuell sind. Das gehört total normal zum Leben dazu. Dann würden wir jetzt über solche Debatten gar nicht sprechen müssen, weil natürlich viele Menschen, weil sie sich nicht damit auskennen, was bedeutet das überhaupt, trans* zu sein oder inter zu sein? Es ist doch umso wichtiger, wenn Menschen Aufklärung betreiben, wenn sie in Schulen sind, wenn unterschiedliche Menschen da sind, die das erklären, um zu unterstützen. Und ich glaube, da ist es wichtig, den Menschen da die Ängste zu nehmen. Und wenn es natürlich in den politischen Bereich geht, da kann sich aber gerne jeder Mensch ein eigenes Bild darüber machen, wie da manche Debatten geführt werden und warum sie geführt werden. Das ist auch noch mal ganz interessant.

[00:18:11.840] - Nadia Kailouli

Wenn wir jetzt aber noch mal auf diese Angriffe schauen, die ja gerade auf dem Christopher Street Day in Hannover stattgefunden haben, aber auch im letzten Jahr stattgefunden haben. Und es werden ja in diesem Jahr noch weitere Christopher Street Days stattfinden. Wie muss sich oder wird sich die Polizei da neu aufstellen? Weil die Polizei ist ja eigentlich nicht das Bild, was man auf dem Christopher Street Day sehen will, weil es geht ja eigentlich um Frieden, um Freiheit. Und die Polizei vermittelt einem immer das Gefühl von hm, hier passiert irgendwie was Gefährliches und dann... Also wie stellt sich die Polizei jetzt neu auf oder muss sich neu aufstellen, gerade wenn wir auf die Christopher Street Days schauen, die ja noch stattfinden werden?

[00:18:52.150] - Leon Dietrich

Da kann sich jeder Mensch gewiss sein, dass auf den CSDs die Polizei vertreten ist zum Schutz. Wir sind da, alle auch zu schützen und wir sind da präsent und auch vor Ort. Was natürlich unseren Informationsstand und Präventionstand betrifft als queere Ansprechpersonen. Da geht es weitaus mehr hinaus, Brücken zu bauen und die Menschen nehmen unser Angebot wahr, denn keiner möchte wieder zurück in 1969 sein. Keiner möchte wieder daran denken, wie schrecklich der Paragraph 175 verfolgt wurde. Ja, es war die Polizei. Und ich weiß auch, dass das bei vielen Menschen noch drin ist, aber wir als Ansprechpersonen für LSBTIQ sind da, um auch zu verändern, um zu unterstützen, um eben diese Brücke zu bauen: "Hey, wir sind für euch da. Habt keine Angst, Anzeige zu erstatten." Können wir kurz Pause machen?

[00:19:42.640] - Nadia Kailouli

Ja, da klingelt es bei dir, ne?

[00:19:44.150] - Leon Dietrich

Ich überlege gerade, wie man das hier... Ich muss es mal irgendwie so... Ich habe es jetzt deaktiviert. So, bin wieder da.

[00:19:51.760] - Nadia Kailouli

Das ist voll okay. Jetzt hat man auch gut mitbekommen, du sitzt nämlich im Büro, in deinem Büro in Niedersachsen bei der Polizei. Wir finden es super, dass du dir die Zeit nimmst, heute hier uns zugeschaltet zu sein. Aber du bist eben sehr gefragt. Du hast nämlich ordentlich was zu tun bei dir. Und jetzt würde ich gerne versuchen, mal ein bisschen hinter die Kulissen zu gucken, um zu verstehen, wie die Polizei da arbeitet. Gerade jetzt, wenn wir auf CSD gucken, setzt man dann gezielt z.B. auch Polizist:innen ein, die in dieser Thematik oder die sich als queer geoutet haben in ihrem Präsidium und die setzt man dann gezielt an zu sagen: "Okay, ihr seid dann auch diejenigen, die wir auf den Einsatz schicken, weil ihr da einen besseren Zugang, besseres Verständnis habt." Oder wie kann ich mir das vorstellen?

[00:20:35.290] - Leon Dietrich

Nein, also das passiert nicht. Also wir sind dann alle im Dienst und die Ansprechpersonen für LSBTIQ sind dann dort vor Ort. Das heißt, wir sind vernetzt und alle eingesetzten Beamt:innen wissen, dass wir da sind und dann beraten und begleiten, unterstützen, wenn queerfeindlich Hasskriminalität passiert.

[00:20:53.240] - Nadia Kailouli

Okay, und wie ist es bei euch? Wie kann ich mir das jetzt vorstellen, wenn dann ein Kollege oder eine Kollegin kommt und sagt: "Soll ich mich hier eigentlich outen? Soll ich mich nicht outen?" Wie berätst du da?

[00:21:03.820] - Leon Dietrich

Also erst mal bin ich allein schon vom Typ her und das ist mir in die Wiege gelegt worden, ich bin absolut empathisch. Also ich fühle Menschen. Und meine Aufgabe ist es, in dieser Situation für die Person da zu sein, ihr in erster Linie zuzuhören und zu sagen: "Was kann ich für dich tun und wie möchtest du dich entscheiden, überhaupt diesen Weg zu gehen?" Also meine Aufgabe ist es zu begleiten. Ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Also wenn da dann jemand neben mir steht und sagt: "Ich meine das nur gut und du musst dich jetzt sofort outen!" Dann ist das falsch. Sondern meine Aufgabe ist sie zu stärken. Und wenn sie sagt: "Okay, Leon, ich bin stark genug, ich mach das jetzt." Dann gehe ich auch mit und dann gucke ich, welche Leute kann man da noch mal mit ins Boot holen?

[00:21:44.280] - Nadia Kailouli

Und was wären das für Leute, wenn man sagt: "Okay, mir ist es, ich brauch das jetzt, ich möchte mich hier in meinem Präsidium möchte ich mich outen:" Wo geht man denn da hin? Also geht man dann zum Vorgesetzten, geht man da zu dir und du trägst es weiter? Und wenn, muss man da, also ich denke mir so, muss das denn alles sein? Ist das nicht einfach okay, wenn jeder so will wie er ist? Und braucht es dieses große Outing noch? Und wenn ja, warum?

[00:22:10.050] - Leon Dietrich

Ja, also das sagte ich ja schon eingangs. Man stellt sich jetzt nicht vor seine, vor seine Dienstgruppe und sagt: "Hallo, mein Name ist Leon, ich bin übrigens trans", oder halt "ich bin schwul", oder "lesbisch". Das ergibt sich ja im Gespräch. Das, wenn man erzählt, so ein bisschen von zu Hause oder mit wem man im Urlaub war und so weiter, dann ist das ja schon das Outing, was auf der Arbeitswelt passiert, was im Bereich lesbisch, schwul, bi, pan, was die sexuellen Orientierungen betrifft, gar nicht mehr so ein Thema ist, dass man dieses Coming out so groß gestalten muss. Das Coming out bei Menschen aus der Familie, bei Freunden, das ist viel, viel gewichtiger. Also da macht man sich natürlich noch mehr Gedanken als unbedingt natürlich auf der Arbeitswelt, gleichwohl viele Menschen abwägen: Soll ich das jetzt tun? Zu sagen: "Ich war mit meinem Freund gleichgeschlechtlich unterwegs. Mh, da habe ich schon den einen oder anderen Spruch gehört: Möchte ich lieber nicht." Und insbesondere bei trans* Personen und bei inter* Personen ist das natürlich erforderlich, dass wenn die Person sagt: "Hallo, ich bin trans* Leon, kannst du mich begleiten? Vielleicht zur Personalstelle? Sind die schon sensibilisiert? Kann ich da hingehen? Wissen die Bescheid, was ich jetzt alles brauche? Was muss umgesetzt werden?" Dann komme ich mit und falls die Personalstelle das noch nicht weiß, also in dem Fall, wo ich schon überall unterwegs war, oder die Ansprechpersonen sensibilisiert habe, weil ich bin ja der Landeskoordinator, ich bin gar nicht mehr so viel operativ tätig in dem Bereich. Das heißt, meine Ansprechpersonen machen das. Und falls da Lücken sind, dann bringe ich die Personalstellen auf Ballhöhe und sage: "So ab heute bitte neues Türschild, neue E-Mail-Adresse, das richtige Personalpronomen verwenden", und so weiter und so weiter. Aber auch was ganz toll ist, wo ich persönlich auch sehr stolz drüber bin, ist, dass wir schon viele trans* Personen bei der Polizei eingestellt haben und dass auch da der Nachwuchsbereich geschult wurde von mir und wir auf dem aktuellen neuesten Stand sind.

[00:23:52.550] - Nadia Kailouli

Was heißt der aktuellste neueste Stand?

[00:23:54.910] - Leon Dietrich

Ja, dass wenn sich trans* Personen bewerben, dass sie wie alle bewerben, dann auch durch das Einstellungsverfahren gehen, ihre Gesundheitsüberprüfung haben, auch den sportlichen Test ableisten und dann eingestellt werden und den Polizeiberuf starten können.

[00:24:08.700] - Nadia Kailouli

Okay, also einfach ein diverses Polizeipräsidium.

[00:24:13.400] - Leon Dietrich

Genau.

[00:24:13.660] - Nadia Kailouli

Sehr gut. Nichtsdestotrotz bin ich schon ein bisschen erschrocken. Vielleicht lebe ich auch zu sehr in meiner Großstadt-Bubble, dass ich mir denke, das ist doch selbstverständlich. Aber anscheinend ist es das gar nicht?

[00:24:24.260] - Leon Dietrich

Was meinst du jetzt? Transpersonen bei der Polizei?

[00:24:27.650] - Nadia Kailouli

Ja, Transpersonen überall. Ich denke mir so, dass es, wenn man sich auf einen Job bewirbt, warum ist die Identität dabei so wichtig, immer noch?

[00:24:37.320] - Leon Dietrich

Na gut, weil Transidentität oder inter oder nicht binäre Menschen nicht so weit vertreten sind. Und ich denke, wenn man natürlich in einen Beruf geht, wo man auch ein Einstellungsverfahren hat, wo man noch gewisse Unterlagen vorlegen muss, dann wird das natürlich sichtbar. Ich bin da ganz auf deiner Seite. Warum brauchen wir das noch? Und das sollte doch alles selbstverständlich sein. Aber so weit sind wir in dem Bereich trans* und inter noch nicht. Und auch was LSB und Pansexualität etc. betrifft auch nicht unbedingt.

[00:25:09.990] - Nadia Kailouli

Okay, jetzt sprichst du natürlich etwas an, was man jetzt nicht in jedem Beruf wahrscheinlich vorlegen muss. Du sprichst von Unterlagen, die man bei der Polizei vorlegen muss, wenn man diesen Job nimmt. Kannst du sagen, was das unter anderem für Unterlagen sind, an denen man dann die Identität erkennt?

[00:25:25.690] - Leon Dietrich

Das ist so ein Gesundheitsfragebogen, das ist ja kein Geheimnis, um die gesundheitliche Eignung zu überprüfen. Und dann gibt man natürlich das an, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich sage mal, wenn man sich jetzt einen Meniskusschaden hatte oder irgendwelche Rückenprobleme oder vielleicht irgendetwas hat, dann guckt man sich natürlich den Gesundheitszustand an, das machen die Polizeiärzt:innen, um dann natürlich entsprechend eine Entscheidung zu treffen. Das ist ganz normal, weil man braucht für den Polizeidienst ja auch eine körperliche Grundfitness und einen angemessenen Gesundheitszustand, damit man diesen Beruf dann auch durchführen kann, weil man ist dann in unterschiedlichen belastenden Situationen, wo auch der Körper dann auch sehr gefragt ist.

[00:26:04.690] - Nadia Kailouli

Und warum erkennt man ausgerechnet an diesen Unterlagen, ob man trans* ist?

[00:26:08.860] - Leon Dietrich

Na ja, weil man ja auch in gewisser Weise den Personenstand geändert hat und dann auch natürlich angleichende Operationen durchgeführt hat, wie beispielsweise ein Mann bewirbt sich, also ein Personalausweis steht männlich und dann steht da drin "Mastektomie" oder vielleicht noch die alte pathologisierende ICD-10 F64 Bezeichnung "Transsexualismus" und dann "Mastektomie". Dann ist das natürlich, dann ist man da schon geoutet. Ist auch ein bisschen ungünstig.

[00:26:39.970] - Nadia Kailouli

Ja, ja, finde ich auch. Gerade jetzt gerade denke ich mir, huch, das ist aber privat.

[00:26:45.140] - Leon Dietrich

Ja, natürlich. Aber ich denke, da wird sich in Zukunft auch im ärztlichen Bereich bestimmt noch was ändern. Die ICD-11 ist ja schon aktiv. Da geht es um die Gesunderhaltung der Geschlechtsidentität. Das ist jetzt nur kurz beschrieben und dann wird da, glaube ich, nicht mehr so eine Offenbarung stattfinden. Aber das ist die Bürokratie, die überall stattfindet, die noch da ist. Aber ich bin ganz froh darüber, dass sich die PDV 300 geändert hat. Sie ist für alle Menschen zugänglich und diese Merkmale: Was muss Mann haben, was muss Frau haben, sind komplett weggefallen. Sie ist geschlechtsneutral auch geschrieben.

[00:27:18.830] - Nadia Kailouli

Leon Dietrich, ich danke dir sehr, dass du, obwohl du so viel zu tun hast, uns heute hier zugeschaltet bist, bei einbiszwei uns einen Einblick gegeben hast in deine Arbeit und vor allem noch mal aufgeklärt hast, wie wichtig das ist, dass wir friedlich miteinander umgehen und keine Scheu davor haben, vielleicht auch mal was falsch zu sagen, aber offen dafür sind, uns korrigieren zu lassen. Ich danke dir sehr Leon Dietrich.

[00:27:41.180] - Leon Dietrich

Sehr, sehr gerne. Ich danke dir und euch und dem ganzen Team. War schön.

[00:27:48.940] - Nadia Kailouli

Ja, war doch super, dass Leon Dietrich, auch wenn zugeschaltet, die Zeit für uns hatte. Und man hat ja gemerkt, dass er wirklich möchte, dass die Polizei bunter wird. Und er hat gesagt, dass er da aber auch unterstützt wird, dachte ich kurz Ja, okay, das muss er jetzt sagen. Aber da haben wir noch mal nachgeschaut und herausgefunden, dass die Gewerkschaft der Polizei, also die GdP nicht zu verwechseln mit der deutschen Polizeigewerkschaft zusammen mit der Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität ganz klare Forderungen aufgestellt hat, was sich ändern muss. Die Gewerkschaft will zum Beispiel, dass das Personal schon bei der Einstellung und Auswahl von Bewerber:innen richtig geschult wird. Und die Gewerkschaft will auch, dass die Polizei Dienstvorschrift 300 noch mal von Expert:innen überarbeitet wird, damit da wirklich alles rausfliegt, was Vorurteile schürt. Man kann also sagen, Leon ist da nicht alleine unterwegs und das finde ich richtig gut, denn der Polizei kann es wie ja jedem anderen Betrieb nur guttun, wenn sie vielfältiger und vorurteilsfreier wird.

[00:28:44.520] - Nadia Kailouli

Und hier jetzt noch ein wichtiger Hinweis für euch. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung hat einen Dialogprozess gestartet. Da geht es um die Aufarbeitung sexueller Gewalt in Einrichtungen und um die Frage, was eine echte Beteiligung betroffener Menschen ausmacht und wie diese sichergestellt werden kann. Die Missbrauchsbeauftragte möchte deshalb gemeinsam mit Betroffenen und Menschen, die in Institutionen, also Sportvereinen, Kirchen oder Schulen arbeiten, Standards und Kriterien zur Beteiligung Betroffener an Aufarbeitungsprozessen entwickeln. Alle Links zu dieser Aktion haben wir euch hier in den Shownotes verlinkt und wer Lust hat, der kann sich dort schnell melden unter Dialogprozess@UBSKM.bund.de und der Anmeldeschluss ist der 9. Juli.

Leon Dietrich ist Polizist und trans*. Er ist Landeskoordinator der polizeilichen Ansprechpersonen für LSBTIQ in Niedersachsen und setzt sich für mehr Akzeptanz von queeren Personen innerhalb der Polizei ein. Bei einbiszwei erzählt er uns von seinem Job.

Mehr Infos zur Folge

In dieser Folge geht es um queere Menschen bei der Polizei und Hasskriminalität gegen LSBTIQ. Homophobie und Transfeindlichkeit äußern sich im Extremen in Form von Hasskriminalität.      

Die aktuellen Ereignisse rund um den Christopher Street Day in Hannover zeigen, dass es auch heute noch gefährlich sein kann, sich in der Öffentlichkeit als schwul, lesbisch oder trans* zu identifizieren oder wahrgenommen zu werden: Neben einer brutalen Attacke auf einen 17-jährigen trans* Mann und eine 18 Jahre alte nichtbinäre Person hat es am 27. Mai in Hannover mehrere weitere queerfeindliche und sexuelle Übergriffe auf CSD-Teilnehmer:innen gegeben.      

Wer Opfer solcher Straftaten wird, kann sich an die LSBTIQ Ansprechpersonen bei der Polizei wenden. Leon Dietrich ist selbst Teil der Community und Koordinator dieser polizeilichen Ansprechpersonen in Niedersachsen. 2020 hat er sich als trans* geoutet. Seine Ausbildung und Karriere bei der Polizei hat er vor 23 Jahren begonnen.

WEITERE INFOS + HILFEANGEBOTE:

Kontakt Leon Dietrich bei der Polizei Niedersachsen
Polizeidirektion Hannover | Ansprechperson für LSBTI

BERICHTE UND INTERVIEWS

Leon Dietrichs Geschichte über seine Outings
Prout at Work| Leon Dietrich

Ein Artikel über die Arbeit von Leon Dietrich
queer.de | Ein trans Polizist kämpft in Niedersachsen für Akzeptanz

Leon Dietrich im Interview
NDR | Hallo Niedersachsen! | "Tausende feiern beim CSD in Hannover" (05/2023)

Reportage über Leon Dietrich
SternTV | "Transmenschen bei der Polizei: Wie sich Leila und Leon ihren Traumberuf erkämpften" (07/2023)

QUEERE MENSCHEN BEI DER POLIZEI

Ein Podcast vom Bayerischen Rundfunk zum Thema
BR | Willkommen im Club - Queere Menschen bei der Polizei = Beziehungsstatus "Es ist kompliziert!" (Podcastfolge, Interview mit Joshua Thuir)

In diesem Video geht es um die Ausbildung von trans* Personen bei der Polizei
reporter | Ausbildung bei der Polizei: Endlich auch für trans* Personen?

einbiszwei – der Podcast über sexuelle Gewalt

einbiszwei ist der Podcast über Sexismus, sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt. einbiszwei? Ja genau – statistisch gesehen gibt es in jeder Schulklasse in Deutschland ein bis zwei Kinder, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Eine unglaublich hohe Zahl also. Bei einbiszwei spricht Gastgeberin Nadia Kailouli mit Kinderschutzexpert:innen, Fahnder:innen, Journalist:innen oder Menschen, die selbst betroffen sind, über persönliche Geschichten und darüber, was getan werden muss damit sich was ändert. Jeden Freitag eine neue Folge einbiszwei – überall, wo es Podcasts gibt. Schön, dass du uns zuhörst.

Wenn Sie Fragen oder Ideen zu einbiszwei haben:

presse@ubskm.bund.de

Webanalyse / Datenerfassung

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