Wie kannst du sexuelle Übergriffe bei Dreharbeiten verhindern, Julia Effertz?
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[00:00:00.220] - Julia Effertz
Es wird ja wahnsinnig viel Young Adult auch gedreht, also Teenager bis hin zu 25. Und da ist aber mittlerweile auch viel Intimität dabei. Und dann haben wir aber manchmal junge Menschen, die mir sagen: "Julia, ganz ehrlich, ich habe gerade erst meine erste richtige Beziehung privat und jetzt spiele ich da auf einmal eine simulierte Liebeszene. Ich fühle mich da echt vulnerabel." Und diese Vulnerabilität wird oft unterschätzt. Diese psychische Verletzlichkeit, die wir Menschen alle haben in dem Bereich.
[00:00:30.690] - Nadia Kailouli
Hi, herzlich willkommen bei einbiszwe9, dem Podcast über Sexismus, sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Ich bin Nadia Kailouli und in diesem Podcast geht es um persönliche Geschichten, akute Missstände und die Frage, was man tun kann, damit sich was ändert. Hier ist einbiszwei. Schön, dass du uns zuhörst.
[00:00:54.640] - Nadia Kailouli
Für Schauspieler*innen gehören intime Szenen zum Berufsalltag. Und trotzdem gibt es keine verbindlichen Vereinbarungen oder Standards für Sex-Szenen. Was ist in Ordnung und wo werden Grenzen überschritten? Das ist vollkommen ungeregelt. Dabei sind das nicht erst seit der #MeToo-Debatte extrem wichtige Fragen. Julia Effertz ist selbst Schauspielerin und lernte beim Filmfestival in Cannes 2018 Ita O'Brien kennen, eine sogenannte Intimitätskoordinatorin. "Das brauchen wir in Deutschland auch", dachte sich Julia und ließ sich ausbilden. Heute ist sie die erste Ausgebildete, ich sage es noch mal, weil tolles Wort, Intimitätskoordinatorin in Deutschland. Immer dann, wenn es bei Dreharbeiten Nackt-, Sex-oder Geburtsszenen geht, aber auch wenn sexualisierte Gewalt dargestellt werden soll, kommt Julia zum Einsatz. Ich freue mich sehr, dass sie mir heute erklärt, was sie macht, wenn es bei Dreharbeiten intim wird. Herzlich willkommen Julia Effertz bei einbiszwei.
[00:01:49.550] - Julia Effertz
Hallo!
[00:01:49.990] - Nadia Kailouli
Schön, dass du da bist. Ich habe uns hier so ein bisschen ein paar Snacks aufgebaut, ein bisschen Kaffee, Wasser sowieso. Du kommst nämlich gerade vom Dreh?
[00:01:58.050] - Julia Effertz
Richtig, ja.
[00:01:58.580] - Nadia Kailouli
Du bist ja richtig on the run.
[00:01:59.830] - Julia Effertz
Ich bin noch so ein bisschen am Ankommen und freue mich über den Kaffee vor allem.
[00:02:03.930] - Nadia Kailouli
Genau jetzt stärken wir uns. Aber es ist auch so ein bisschen, finde ich, Kinoatmosphäre und das passt ja ganz gut zu dem, worüber wir heute sprechen. Das erste Mal über deinen Beruf habe ich gehört von Alison Kuhn, einer unserer letzten Gäste hier bei einbiszwei, Regisseurin, Schauspielerin und und und. Und die hat mich das erste Mal nahe gebracht an denBeruf der Intimitätskoordinatorin. Und jetzt bist du da, was ich total super finde, weil dein Beruf ist wahnsinnig wichtig am Set bei Film und Fernsehen.
[00:02:33.660] - Julia Effertz
Ja, das würde ich unterschreiben.
[00:02:35.860] - Nadia Kailouli
Es geht nämlich vor allem um intime Szenen, dass da ja, dass da die Schauspieler*innen sich wohlfühlen und es da nicht zu Grenzüberschreitungen kommt. Ist das so richtig zusammengefasst, oder?
[00:02:45.680] - Julia Effertz
Genau. Also mein Arbeitsbereich, das sind tatsächlich intime Szenen, also von Kussszenen bis hin zu Berührungen in diesem Bereich, bis hin zu simulierten Liebeszenen, Sexszenen bis hin zur Darstellung auch von sexualisierter Gewalt, nicht einvernehmlicher Handlungen bis hin zu Geburtsszenen, auch Szenen, in denen Darsteller nackt vor der Kamera agieren. Das sind Risikoszenen, wie wir das nennen. Also das sind alles Szenen, bei denen Grenzen überschritten werden können. Das Verletzungsrisiko ist psychisch bzw. psychosomatisch. Das heißt, hier müssen wir absichern, da werde ich tätig und wohlfühlen, das ist bei solchen Szenen immer ein schwieriges Wort, finde ich, weil es geht um Professionalisierung. Es geht darum, solche Szenen professionell zu arbeiten, dann sind sie klar und dann sind sie sicher und dann kann man sie auch in einer künstlerischen Qualität arbeiten. Also es geht einher die Sicherheit und die Qualität.
[00:03:34.400] - Nadia Kailouli
Und du sagst in einer künstlerischen Qualität, die dem Zuschauer und der Zuschauerin aber vermittelt, dass es so wahnsinnig ja echt ist. Man ist da so, also ich würde den Unterschied gar nicht erkennen zwischen einer Sex-Szene, die eine Intimitätskoordinatorin oder Schauspielerin und Schauspieler, choreografieren oder einer echten Sex-Szene zum Beispiel. Für mich ist das immer so, wo ich immer denke, aber wie machen die das? Die sind ja richtig nah so.
[00:03:59.810] - Julia Effertz
Ja, wir sagen immer glaubwürdig, ja. Also der Zuschauer wird abgeholt und glaubt das wie bei jeder Stunt-Szene ja auch oder wie bei jeder Science Fiction Szene. Das ist ja auch, wir gehen ja mit, wenn wir uns das angucken. Aber es ist natürlich nicht echt klar. Es ist simuliert und wir sind auch im nicht expliziten Bereich unterwegs. Und ja, da gibt es Tricks, das kann man bauen, das kann man designen, das muss man auch körperlich Bewegungstechnisch arbeiten. Das ist ein Handwerk und das macht wahnsinnig viel Spaß, das zu gestalten.
[00:04:27.410] - Nadia Kailouli
Jetzt muss man dazu sagen, du bist ja selber auch Schauspielerin. Also du weißt, was das bedeutet, am Set intime Szenen zu spielen. Dementsprechend hast du natürlich beide Blickfelder sozusagen als Intimitätskoordinatorin zu sagen: Wie baue ich das, das alles glaubwürdig, aber nichtsdestotrotz ja sicher, ich weiß nicht, welches ist das richtige Wort? Sicher soll es ja immer sein, aber...
[00:04:49.670] - Julia Effertz
Professionell und klar.
[00:04:51.370] - Nadia Kailouli
Aber du kannst dich eben ganz gut auch in die Rolle versetzen der Schauspielerin, wie man sich da eben fühlt, wenn es auf einmal heißt: "Okay, eins, zwei Küssen."
[00:05:03.040] - Julia Effertz
Ja, total. Also ich erinnere mich, dass ich zum Beispiel meinen ersten Film Ehemann am Tag des Drehs kennengelernt habe. Morgens in der Maske, dann sitzt man da, wird geschminkt und dann trinkt man: "Ach hallo, hallo! Ach ja, wir sind, wir spielen gleich das Ehepaar", und alles total nett. Und dann geht man Käffchen trinken, redet übers Wetter und dann so, und jetzt geht es zur Hochzeit, jetzt geht es zum Knutschen. Und das ist tatsächlich sehr sureal, da Lippenkontakt zu haben mit einem fremden Menschen. Das hat was auch mit der menschlichen Psyche zu tun, weil das ist ja nicht normal. Also im Alltag machen wir das auch nicht und unser Körper hat da auch Schutzmechanismen. Und warum sollte es dann in einem schauspielerischen Kontext anders sein? Das muss man absichern, das muss man proben, vorbereiten. Also für uns Schauspieler ist ja immer die erste Frage: Warum macht meine Figur das? Warum küsst sie die andere Figur? Warum? Was passiert da? Und was ist eigentlich der Subtext? Was ist die Botschaft dieser Szene? Und wenn ich das weiß und auch klar weiß, wie ich das körperlich dann verhandle, dann kann ich auch Vollgas geben später. Und wir Schauspieler, wir wollen uns da ja auch richtig reinlegen. Und es ist bei der Kampfszene tatsächlich genauso. Da kann ich auch nicht irgendwie wild drauf los improvisieren. Was soll dabei rauskommen? Und es ist gefährlich.
[00:06:10.860] - Nadia Kailouli
Genau da geht es auch Sicherheit. Und du als Intimitätskoordinatorin, ich liebe dieses Wort, sorgst natürlich dann in diesem Sinne auch für Sicherheit, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler sich sicher fühlen, aber eben, dass es dann eben am Set nicht dazu kommt, dass man Pech hat und der anderen Regisseur gerät, der aus den 60er Jahren denkt: "Na ja, jetzt komm ran da. So hat man das früher gemacht, so machen wir das heute immer noch." Sondern dass da auch jemand ist, der sagt: "Moment, halt, stopp! Wir müssen hier erst mal gucken, dass sich alle Beteiligten hier sicher fühlen." Wir nehmen das hier ernst. Aber natürlich ist es auch so ein bisschen, dass man sich denkt Jetzt erzähl mal bitte, wie ist das eigentlich, wenn man so einen fremden Menschen da küssen muss? Also ist da, denkt man sich so okay, ich schmeiß mir jetzt vorher ein Kaugummi rein, muss die Zunge sich berühren, muss die sich nicht berühren? Kann man damit tricksen? Also das interessiert mich alles.
[00:06:53.350] - Julia Effertz
Ja, das ist Teil der Vorbereitung. Also ich glaube, für meine Position als Intimitätskoordinatorin ist auch wichtig zu wissen, das Gros meiner Arbeit, wirklich 80 Prozent findet vor dem eigentlichen Drehtag statt. Also wenn wir die Szene drehen, ist alles geklärt. Da ist absolut klar, was, warum, wie passiert und sich dann auch darstellt. Also wir wissen genau, in welchen Einstellungen die Szene gedreht wird, welche Bewegung, welche Berührungen stattfinden. Und das hat man alles vorher mit vielen Meetings, mit Vorgesprächen, mit Planung, mit Kostümregie, Kamera, den Schauspielern, auch vertraglich hat man das vorher schon abgebildet. Wir haben ja Nacktklauseln in den Verträgen und Szenenvereinbarungen, wo genau noch mal beschrieben wird, was da erzählt wird und wie das dann gearbeitet wird, was ist zu sehen auf Kamera? Nichtsdestotrotz ist es tatsächlich so dieser intime Kontakt. Also Küssen ist wahrscheinlich mit die intimste Szene, weil diesen Lippen Kontakt, den kann man schwer tricksen. Also wenn er auf Kamera zu sehen ist, ist er auf Kamera zu sehen. Während der Corona-Zeit damals gab es mal so diese Überlegung, können wir überhaupt noch Kussszenen drehen oder? Aber Gott sei Dank, Kussszenen sind geblieben und das ist ja auch ein wichtiger Teil unserer Geschichten. Und letztlich ist es wichtig, das immer von der Figur her zu denken. Man muss als Schauspieler wissen: Ja, ich bin da auch irgendwie persönlich tangiert. Die Lippen zum Beispiel oder dieses körpernahe Arbeiten, das kann auf mich rückkoppeln. Das macht was mit mir. Habe ich selber auch schon erlebt. Das sind teilweise körperliche Reflexe, die auch passieren. Da kann man als Mensch gar nichts kognitiv machen. Man muss es wissen und man muss für sich als Schauspieler immer klar separieren, das bin ich privat, das ist die Rolle und das tue ich in der Rolle.
[00:08:29.500] - Nadia Kailouli
Jetzt ist ja das Küssen das eine. Aber zum Beispiel gestern Abend habe ich in der ARD einen Film gesehen, da ging es darum, Ehepartner betrügt seine Frau, Ehepartnerin betrügt ihren Mann. Und da waren heftige Sex-Szenen, also auch schöne, wahnsinnig leidenschaftlicher Sex, der da stattgefunden hat. Da dachte ich so: Moment mal, also wollt ihr mich jetzt veräppeln? Da kann doch eine Intimitätskoordinatorin nun jetzt nicht viel mitwirken, weil die schmeißen sich ja gerade übers Bett. Die Brüste sind da, der Hintern ist da, es ist alles zu sehen. Der Körper ist eng an, eng, die schwitzen und so. Wo ist da deine Aufgabe zu gucken, dass diese Szene wahnsinnig echt aussieht, aber gar nicht echt ist? Weil ich nehme mal an, die haben in der ARD in diesem Film nicht Sex gehabt.
[00:09:14.810] - Julia Effertz
Ich hoffe es aus offensichtlichen Gründen. Also allein gesundheitliche Gründe, rechtliche Gründe. Also da gibt es natürlich verschiedene Parameter, die man abklären sollte. Also bei einer Sex-Szene kann ich unterstützen, indem ich das, was im Drehbuch geschrieben ist oder das, was die Regie sich da vorstellt, dass ich das in Körpersprache übersetzen kann. Ich kann das choreografieren und zwar so, dass es eben echt wirkt auf Kamera, aber eben kein echter Genitalkontakt stattfindet. Das ist zum Beispiel eine ganz wichtige rote Linie. Es ist niemals ein echter Kontakt im Intimbereich.
[00:09:48.510] - Nadia Kailouli
Okay, da muss ich direkt einhaken. Wie funktioniert das denn? Also da sind zwei Körper, die sind ganz nah aneinander, die liegen aufeinander und küssen sich, haben sich im Arm. Also ich meine, schnallt ihr da den Penis weg, oder?
[00:10:00.680] - Julia Effertz
Manchmal ja. Das kommt ein bisschen darauf an. Es kommt zum Beispiel, wenn du dir mal solche Sexszenen anguckst. Ganz oft wird es so gelöst, dass der Unterkörper zum Beispiel nicht auf Kamera zu sehen ist. Das menschliche Gehirn, das füllt ja gerne so Lücken. Also wir sehen ganz oft so eine Schnittfolge von Bildern. Wir sehen, wie jemand sich die Unterhose auszieht oder so den Ansatz macht, dass eine Unterhose ausgezogen wird. Und dann schneidet oftmals die Szene zu einer nächsten Einstellung, wo dann die beiden irgendwie aufeinander liegen. Aber man sieht halt nur ab Taille aufwärts zum Beispiel. Unser Gehirn ergänzt das: Aha, die Figur hat sich gerade ausgezogen, jetzt schlafen sie miteinander. Wenn wir Becken auf Kamera sehen, dann ja, dann kommt es wirklich darauf an, was in der Nacktklausel vereinbart wurde, wenn das Gesäß auf Kamera zum Beispiel zu sehen sein darf. Super, dann darf das zu sehen sein. Dann gibt es natürlich trotzdem Tricks, wie man den vorderen Intimbereich zum Beispiel abklebt, mit hautfarbenen Barrieren und Schutzwäschen vorne quasi eine Barriere schafft zwischen den Becken. Dann kann man die Betten tatsächlich deplatzieren, also dass die nicht in echt aufeinander sind, sondern so ein bisschen deplatziert sind. Und je nachdem, wie man das Kamera technisch löst, das ist jetzt sehr technisch übrigens. Wir haben tatsächlich auch verschiedene externe Barrieren, wie wir das nennen. Das kommt so ein bisschen auf die Szene an und auch was da körperlich wie zueinander agiert. Die sind so diskret teilweise, dass es auf Kamera aussieht wie Becken, Becken, Intimbereich, Intimbereich. Und trotzdem ist dazwischen eine Barriere, die sieht man nur nicht, weil die ist kaschiert durch die Körper.
[00:11:32.810] - Nadia Kailouli
Ah ja, okay. Es gab tatsächlich gestern eine Szene, da lag sie aber alleine so im Bett und er lag so hinter ihr und hatte sie so umarmt. Da konnte man wirklich alles sehen, da konnte man auch die Scham der Frau sehen. Okay, ja, dann ist das so vereinbart wahrscheinlich so, dass das...
[00:11:46.400] - Julia Effertz
Ich hoffe. Also ich hoffe, dass es so vereinbart wurde. Beim Intimbereich theoretisch kann man auch tricksen. Also es gibt ja Schamhaartoupees.
[00:11:55.120] - Nadia Kailouli
Ach echt?
[00:11:55.730] - Julia Effertz
Es gibt künstliche Genitalien tatsächlich, die man anfertigen lassen kann. Also zum Beispiel bei männlichen Genitalien Penis, Hoden, die kann man auch künstlich herstellen lassen. Bei einem männlich gelesenen Körper kann man das körpereigene Geschlechtsteil tatsächlich verstecken und da drüber ein künstliches Genital anbringen. Ein bekanntes Beispiel ist Kate Winslet im Vorleser. Ja, da ist auch die vordere Scham zu sehen. Das war aber ein Schamhaartoupee. Ja, es gibt künstliche Vulven. Das gibt es alles. Künstliche Gesäße. Sogar bei den weiblichen Brüsten kann man was machen. Also das ist alles möglich. Ist eine Frage des Budgets, klar.
[00:12:32.200] - Nadia Kailouli
Macht man das, falls dann besser ins Bild passt? Was will ich sehen? Oder um die Schauspielerin oder den Schauspieler zu schützen, dass sie ihr wirklich eigenes Geschlechtsteil eben nicht der ganzen Öffentlichkeit zeigen müssen, so wie es ist.
[00:12:46.230] - Julia Effertz
Also das Letztere tatsächlich. Ich selber sage auch Nacktheit ist ein Kostüm. Das gehört der Figur und du kannst Nacktheit in dem Sinne bauen und kostümtechnisch herstellen. Und das ist tatsächlich psychologisch ein Schutzmechanismus. Wenn ich weiß, mein eigentliches Geschlechtsteil ist nicht auf Kamera zu sehen, das ist quasi geschützt, da ist ein Tape drüber, was auch immer. Und da drüber ist ein künstliches Genital. Das ist für mich quasi im Kopf einfach: Okay, ja, das gehört dann der Figur.
[00:13:14.430] - Nadia Kailouli
Ja, finde ich gut. Klar. Also bricht bei mir jetzt auch ganz viel zusammen. Ach krass, okay, weil ich wusste das wirklich nicht, aber macht total Sinn.
[00:13:22.180] - Julia Effertz
Ja, ist wirklich so und man kann das sogar auch noch digital. Also das gibt es auch, das in der Postproduktion retuschiert, also per CGI.
[00:13:29.410] - Nadia Kailouli
Da kommt dann die KI zum Einsatz?
[00:13:31.790] - Julia Effertz
Total, total. Das kann man machen. Man kann mit Körperdoubeln arbeiten, oder es gibt tatsächlich auch Szenen, da fällt mir ein dänischer Spielfilm ein mit Trine Dyrholm, glaube ich. Da gibt es tatsächlich eine Fellatio-Szene, die ist explizit. Also da ist ein Penis zu sehen und das ist eine Fellatio, man sieht auch die Aktion und das ist natürlich ein künstliches Genital. Das ist klar.
[00:13:56.730] - Nadia Kailouli
Du sagst, das ist klar. Ich glaube nicht, dass das vielen Zuschauer*innen klar ist.
[00:14:01.350] - Julia Effertz
Ja, also man muss natürlich jetzt hier differenzieren. Also wir reden jetzt über Mainstream. Es gibt natürlich die Pornografie, aber das ist ja auch streng getrennt. Und echt wäre dann in dem Fall natürlich, das wäre dann Pornografie. Aber ich kann verstehen, dass man natürlich, wenn man so was sieht, erst mal denkt "Oh wow."
[00:14:15.720] - Nadia Kailouli
Na klar, es ist irgendwie echt, professionell sieht das dann aus. Es sieht echt aus. Aber deswegen finde ich diesen Einblick heute mit dir so spannend und auch so wichtig, um zu verstehen, dass auch wenn wir als Zuschauer*innen meinen, wir sehen da jetzt eine heftige Szene, die Grenzüberschreitung zum Beispiel auch zeigt, dass die Schauspielerinnen und die Schauspieler aber durch Intimitätskoordinatorinnen, so wie du eine bist und du bist ja eher eine Seltenheit, sicher solche Szenen dann auch spielen können.
[00:14:45.090] - Julia Effertz
Ja, und es ist wirklich wichtig. Also ich habe auch schon viele Szenen mit nicht einvernehmlicher Intimität betreut, sexualisierte Gewalt und so weiter. Und das ist so wichtig, dass genau solche Inhalte auch wirklich professionell zu arbeiten. Man muss das choreografieren. Das kann man nicht improvisieren lassen. Das ist zu gefährlich für die Psyche. Und ich weiß das selber als Schauspielerin. Wir müssen uns da 100% auch rein begeben und wir haben nur ein Gehirn. Das heißt, wir müssen immer diesen Hochleistungssport vollbringen, dass wir in unserem Gehirn zwei Menschen channeln, einmal uns privat, aber einmal eben auch das Fühlen der Figur. Und ich kenne auch Schauspielkolleginnen und auch Kollegen, also beide Geschlechter, die mir sagen: "Du, ich möchte in meiner Karriere keine Vergewaltigungsszene spielen, weil ich diese Gedanken nicht denken möchte. Ich möchte das auch nicht fühlen und ich möchte diese Art der Berührung nicht in mein Körpergedächtnis lassen." Weil jede Berührung am Körper hat ja auch ein Imprint. Und das kann ich verstehen, dass da jemand sagt: "Diese Szenen ist für mich, will ich nicht."
[00:15:44.400] - Nadia Kailouli
Wir reden ja hier jetzt nicht nur, dass du dafür da bist zu sagen: "Ach ja, hier soll eine romantische Sexszene stattfinden. Ja, jetzt laden wir Julia mal ein, dass sie mal guckt, dass hier auch alles..."
[00:15:53.760] - Julia Effertz
Die sind auch schön.
[00:15:54.600] - Nadia Kailouli
Die sind auch schön. Aber es geht so, es gibt ja auch Szenen, wo Gewalt angewendet wird, wo jemand geschlagen wird, wo eine Frau geschlagen wird. Gerade solche Szenen sind ja eben sehr, sehr wichtig, dass es jemanden wie dich am Set gibt, die darauf achtet: Okay, wie können wir das choreografieren, wenn ich das richtig sehe, dass es nicht wirklich dann am Ende zu einer Gewalt-Szene am Set kommt, oder?
[00:16:16.000] - Julia Effertz
Absolut. Man muss das wirklich sehr exakt choreografieren und man muss es vor allem auch, ich nenne das immer, entsexualisieren. Man muss es wirklich komplett erst mal runterbrechen auf was ganz Technisches. Und das macht man mit Kampfszenen genauso. Also man muss da wirklich robotermäßig, also ganz langsam, so Beat für Beat für Beat, geht man da wirklich diese Berührungsmomente durch: Was passiert da? Und wie reagiert die andere Figur und so? Und man baut das wirklich wie eine Kampfszene. Gerade bei solchen Inhalten ist das wirklich wichtig, da auch diese Trennung zu machen zwischen dem Privaten und dem, was da in der Rolle passiert. Und wir machen danach auch immer so ein De-Roling, dass wir wirklich noch mal ganz bewusst auch zurücktreten aus der Rolle. Und das ist übrigens für beide Seiten, also die Täterseite oder die Person, die das ausübt und die Person, die das dann empfängt, ist es für beide Seiten sehr, sehr, sehr riskant. Und manchmal bei manchen Szenen ist es auch eine Misch-Szene. Also wenn es sehr viele Gewaltinhalte hat, dann arbeite ich meistens auch mit den Kollegen aus dem Stunt Department zusammen zum Beispiel, weil so bestimmte Grundlagen in der Kampfchoreo kann ich natürlich auch durch das Handwerk als Schauspielerin, man hat da ja auch so Bühnenkampf und so gemacht, dann ist es oft auch so, dass wir halt dann zusammenarbeiten und die, ich sage mal so, diese Gewaltinhalte werden dann vom Stunt Department verantwortet und ich übernehme dann bei der Intimität und dann arbeitet man da zusammen. Genau.
[00:17:36.370] - Julia Effertz
Ja, jetzt klingt das also wahnsinnig wichtig, gar keine Frage. Aber es klingt auch wahnsinnig aufwendig. Jetzt frage ich mich, klar du bist Schauspielerin, aber braucht es immer diese Sex-Szenen? Wenn wir jetzt mal bei den intimen Sex-Szenen bleiben wollen, ja, also oft denke ich mir immer so, hat es das jetzt gebraucht für die Geschichte? Braucht es die so intensiv oder hätte die Andeutung dahin nicht schon gereicht?
[00:17:59.620] - Julia Effertz
Das kann man pauschal natürlich nicht beantworten. Mal ja, mal nein. Also das ist natürlich dann Aufgabe der Drehbuchautor*innen. Das muss man dann im Bereich Drehbuch, Storytelling, Dramaturgie, Regie. Das ist tatsächlich auch mit die erste Frage, die ich dann der Regie stelle. Das ist so fast mit mein erstes Gespräch, dass ich einfach frage, okay, was ist die Geschichte der Intimität? Was willst du hier erzählen? Was ist der Sinn der Szene? Was ist da der Kontext? Warum? Vor allem ganz wichtig ist mir immer, weil ich gucke ja selber Filme und Serien total gerne, Fernsehen, Theater. Und was soll beim Zuschauer, bei der Zuschauerin nachher, was sollen die denken, fühlen? Weil ich finde Intimität und das ist für mich so ein Herzensthema, Intimität ist super wichtig. Das ist für uns Menschen, wir haben immer Geschichten von Intimität erzählt, seit es uns gibt. Und das ist ein wichtiger Teil vom Menschsein. Deswegen haben wir da auch eine Verantwortung, welche Geschichten wir erzählen, welche Bilder wir produzieren. Und das muss man am Anfang dieses kreativen Prozesses auch auf den Tisch bringen. Was ist hier Sinn und Zweck des Ganzen? Und ich habe eigentlich immer Situationen gehabt, wo die Szene auch sehr klar war, was es da für eine Funktion hat. Das ist ja meistens auch so ein Schlüsselmoment. Und es ist ja meistens so eine Szene verändert immer die Figuren. Also wo sind die Figuren vor der Intimität? Was macht die Intimität mit ihnen und wo sind sie dann danach? Was man sagen kann bei der Intimität, ganz oft ist weniger mehr. Das denke ich mir ganz oft, dass man...
[00:19:21.870] - Nadia Kailouli
Bei den Szenen?
[00:19:22.860] - Julia Effertz
Ja, also generell, also auch was Nacktheit betrifft. Also ganz wichtig, ich bin nicht die Zensur. Ich gucke da sehr, sehr neutral eigentlich drauf. Mir geht es darum, was soll da erzählt werden? Und Nacktheit kann manchmal ganz toll sein fürs Storytelling. Und manchmal bin ich auch ganz ehrlich und sage: Du, ich glaube, die Szene wird stärker, wenn Haut hier eher sparsam erzählt wird, weil Haut, also das ist auch so ein Kamera Ding, also das macht was. Also Haut auf Kamera, das ist ein wahnsinnig starker, so ein Erzählelement und auch so Berührungen auf Kamera, das ist wahnsinnig wirkmächtig. Und da muss man sich das angucken, will man eher mehr? Also wenn das gewollt ist, so volle Kanone, okay, dann ist das halt eine künstlerische Absicht. Aber ganz oft wirkt das viel besser und holt die Zuschauer auch irgendwie besser ab, wenn man das so ein bisschen sparsamer arbeitet.
[00:20:12.000] - Nadia Kailouli
Jetzt bist du selber Schauspielerin. Bist du denn selbst jemals schon mal, als es Intimitätskoordinatorinnen an deinen Sets noch nicht gab, in Situationen geraten, wo du gedacht hast: "oh, ich weiß jetzt gerade gar nicht so richtig, fühle ich mich jetzt hier mit wohl?" Oder dir ist irgendwas passiert oder du dachtest: "Huch, ich verlasse hier gerade mein professionelles Gefühl zu der Rolle", oder so?
[00:20:35.470] - Julia Effertz
Nee, tatsächlich noch nie. Also das kann ich wirklich ehrlich beantworten. Also ich habe noch nie eine negative Erfahrung gemacht oder dass ich sage, da wäre eine Grenze überschritten worden. Ich hatte immer Glück, kann ich sagen. Also ich habe immer mit sehr netten Teams gearbeitet und gerade auch so im Theater hat man ja Gott sei Dank auch noch Probenzeit und das war immer sehr respektvoll. Und wir haben auch damals schon, da gab es dann manchmal so Szenen, wo wir wirklich dann geguckt haben in der Probe, okay, was ist für dich okay, was ist für mich okay? Und da wurde immer sehr respektvoll gearbeitet, tatsächlich. Gut, einmal beim Dreh, wie gesagt, mit dem Film-Ehemann. Aber das war nicht schlimm im Sinne von: Oh, da wird eine Grenze überschritten. Aber es war surreal. Also ich erinnere mich noch, ich hatte halt zwei Stimmen im Kopf und die eine Stimme war: "Krass. Also ich bin jetzt hier gerade sehr nah an einem fremden Menschen, mit dem ich nicht privat irgendwie liiert bin." Und die andere Stimme war aber: "Julia, du bist Schauspieler und du wirst dafür bezahlt. Komm jetzt." Aber irgendwie das Gefühl, dass man so keine Handhabe hatte für das, keine Technik. Weil das haben wir damals nicht gelernt in der Schauspielausbildung und es ist immer noch nicht Standard in den Ausbildungen, auch für Regie nicht. Regie lernt das auch nicht. Also ich bin ja für die Schauspielenden da, aber ich bin auch für die Crew da und das lernt niemand im Studiengang Produktion, Drehbuch, Regie, Aufnahmeleitung. Wie gehen wir eigentlich damit um? Und die werden auch allein gelassen.
[00:22:00.050] - Nadia Kailouli
Ich finde das super und auch spannend, dass du das ansprichst, weil wenn wir jetzt wieder zurückkommen auf die nachgestellten Geschlechtsteile zum Beispiel, die muss ja auch irgendjemand anbringen und da sind wir ja wieder wahrscheinlich bei der Maske, bei der Garderobe. Und die müssen ja auch wissen, wie kann ich jetzt irgendwie einer Schauspielerin oder einem Schauspieler da was abkleben oder da was hinlegen? Und da kommst du dann auch ins Spiel oder?
[00:22:22.470] - Julia Effertz
Ja, total. Das höre ich jetzt auch von den Kolleginnen in diesen Departements. Das wird jetzt Thema. Also Menschen, die körpernah arbeiten, wie wir das nennen, also Garderobieren, Kostüm und so weiter. Da hat man früher auch nicht drüber geredet. Das wurde einfach gemacht. Aber das geht ja auch in beide Richtungen. Also selbst wenn jetzt ein Schauspieler sagt: "Hey, ich bin total entspannt bei mir, kannst du tapen!" Aber die Person, die das anbringt, das muss ja für diese Person auch okay sein. Das geht in beide Richtungen und das wird jetzt langsam da auch Thema. Wie kommunizieren wir miteinander, wie verhandeln wir das? Also ich mache das immer so, klar, ich habe schon viel getaped, auch in dem Bereich. Also ich erkläre das den Schauspielenden immer vorher. Ich zeig ihnen das Kostüm und erkläre dann, was wie gemacht wird. Und dann frage ich immer: Möchtest du das selber tapen? Dann warte ich draußen vor der Tür und wenn du irgendwie Hilfe brauchst, dann helfe ich dir. Oder soll ich dir helfen beim tapen? Und dann erkläre ich aber auch alles und dann erkläre ich auch genau, wo was wie geklebt wird. Und dann frage ich auch immer: Darf ich das applizieren oder möchtest du das selber applizieren? Und man muss sich da so ein bisschen Stück für Stück vorarbeiten. Und manche Schauspielenden sagen dann: "Nee, pass auf, ich tape das selber." Und andere sagen: "Nein, ist okay, du darfst da am Körper …" Und ich platziere das dann und dann können sie eigentlich auch schon selber mit der Hand über das Tape und dann können sie das Tape da so feststreichen. Also das klingt vielleicht sehr kompliziert, ist es aber eigentlich nicht, würde ich sagen.
[00:23:44.830] - Nadia Kailouli
Bist du, wenn du noch spielst, deine eigene Intimitätskoordinatorin oder wünschst du dir eine Externe?
[00:23:51.280] - Julia Effertz
Ja, nee, also ich kann mich, glaube ich, nicht selber koordinieren. Ganz ehrlich, ich möchte mir da keinen Kopf drum machen müssen. Also als Spielerin möchte ich frei sein im System und ich möchte mich ganz aufs Spiel fokussieren können. Ich meine klar, so ein paar grundlegende Sachen, ja, aber ich möchte, wenn ich dann spiele, dann möchte ich, dass das ein Kollege oder eine Kollegin von mir dann auch von außen, weil ich, dass das Ding ist, ich kann mich halt auch dann nicht von außen betrachten. Ich habe halt, während ich spiele, kann ich nicht gleichzeitig auf einen Monitor gucken und schauen, ob das alles so stimmt. Da brauche ich sowieso ein externes paar Augen, die dann da drauf gucken. Und auch jemand, der einfach ein bisschen das Auge auf uns hat und der das choreografiert. Und ich, also um Gottes willen, ich habe nur ein Gehirn. Und das Gehirn würde ich dann gerne auch 100% aufs Spielen fokussieren.
[00:24:37.140] - Nadia Kailouli
Absolut. Du bist ja heute eben auch vom Dreh gekommen, ohne dass wir jetzt sagen, welcher Dreh das war. Vielleicht kannst du einfach nur erzählen, was heute so deine Aufgabe war, was da so am Set passiert ist, wo es wichtig war, dass du eben da warst.
[00:24:49.650] - Julia Effertz
Also erst mal ist es einfach ganz wichtig, dass man Druck von den Schauspielenden fernhält. Also ich arbeite oft mit jungen Schauspielenden und das ist zum Beispiel auch so eine Generationen-Ding, was wir mittlerweile auch erleben. Es wird ja wahnsinnig viel Young Adult auch gedreht. Also junge Menschen, so Teenager bis hin zu 25. Das ist ja generell so junge Serien und so und da ist aber mittlerweile auch viel Intimität dabei. Und dann haben wir aber manchmal junge Menschen, die mir dann auch zum Beispiel, also das war jetzt nicht dieser Fall, aber das höre ich dann manchmal so in Gesprächen, die mir sagen: "Julia, ganz ehrlich, ich habe gerade erst mal eine erste richtige Beziehung privat und jetzt spiele ich da auf einmal eine simulierte Liebeszene. Wie soll das denn jetzt? Also ich fühle mich da echt vulnerabel." Und diese Vulnerabilität wird oft unterschätzt. Diese psychische Verletzlichkeit, die wir Menschen alle haben in dem Bereich, allein im Privaten. Und dann exponiert man sich da von einem Team und es ist schon ein kleines Team. Also wir haben ja immer ein geschlossenes Set, das heißt mini Crew, nur die, die wir da wirklich brauchen mit Monitoreinsicht. Und auch das ist schon sehr, sehr exponierend.
[00:25:56.870] - Julia Effertz
Und dann hat man, je nachdem was man da für Inhalte darstellt, beispielsweise eine Szene mit Oralsex. Also das ist sehr, sehr, sehr vulnerabel. Auch wenn es simuliert ist, haben wir trotzdem da eine Nähe, ein körpernahes Arbeiten. Wir haben natürlich Barrieren und so weiter und trotzdem kann das dann auch passieren beim Dreh, dass auf einmal in diesem Bereich des Intimen für einen selber auf einmal doch eine große Verletzlichkeit sich manifestiert. Und das ist menschlich, das ist nicht schlimm. Um Gottes willen das Gegenteil, das ist normal. Und ich kann natürlich Schauspielende auch darauf vorbereiten. Also auch ich hatte mal einen Dreh, wo zwei Schauspielende, die kannten sich total gut, die waren super gut befreundet seit Jahren. Und dann geht es aber zur Missionarsstellung und es war natürlich alles so choreografiert und trotzdem sind die auf einmal so nah beieinander, die haben erst mal gegackert. Also die hatten erst mal beide Lachkrämpfe. Das ist so eine Übersprungshandlung. Da reagiert einfach der Körper auf dieses "Oh mein Gott". Und dann haben die erst mal gelacht und dann lässt man erst mal lachen und dann braucht man einfach ein bisschen Zeit, bis sich das System beruhigt.
[00:27:04.700] - Julia Effertz
Oder auch wenn Tränen kommen, zum Beispiel. Manchmal wird ja auch was getriggert. Das war einmal bei einem Dreh, schon länger her, aber da war eine Schauspielerin, die privat Überlebende war von Gewalt und auch das war safe und gearbeitet und trotzdem hat das System, die Psyche, der Körper, da kam in dem Moment ein Stimulus und dann kamen auch Tränen und auch das haben wir dann natürlich abgefangen und wir hätten auch den Dreh gestoppt, wenn das für sie nicht okay gewesen wäre. Aber sie hat sich sicher gefühlt und hat auch gesagt: "Nee, ich möchte diese Szene drehen. Ich fühl mich sicher. Ich möchte mir hier auch was zurückholen, was mir genommen wurde." Also es sind teilweise sehr emotional. Und.
[00:27:50.130] - Nadia Kailouli
Aber das ist ja schon heftig. Was heißt heftig? Aber es ist ja schon intensiv, wofür du da so stehst. Also nicht nur, dass du die Choreografien erarbeitest, dass du guckst, wo sitzen die Tapes, dass du auf dem Monitor guckst, ist das alles noch okay? Sondern dass dann auch Leute ja wirklich so ein Vertrauensverhältnis zu dir aufbauen und sagen: "Mensch Julia, ich weiß gar nicht, ich habe jetzt letztes Mal das erste Mal in der Stellung mit meinem Freund und jetzt soll ich das hier in keine Ahnung welchen Varianten spielen. Irgendwie bin ich überfordert." Oder dass man dann anvertraut und sagt: "Ich habe privat eben Gewalterfahrung gemacht und jetzt spiele ich diese Rolle." So, da merkt man ja, was du da so auch ein bisschen abfangen musst am Set und du bist ja keine Therapeutin.
[00:28:27.930] - Julia Effertz
Nee, genau. Genau. Also es kann eben genau das ist so dieser Punkt, wo man manchmal auch an die Grenzen kommt. Also ich muss tatsächlich auch für diese Position Intimitätskoordination muss man auch klar immer auch sich abgrenzen. Also ich kann natürlich keine psychotherapeutische Begleitung leisten. Ich bin keine Psychologin, klar. Hier gibt es allerdings Angebote, das empfehle ich zum Beispiel auch Produktionsfirmen, wo das Thema sein könnte, dass man eine psychologische Betreuung generell für das Projekt engagiert, also für Cast, Crew, alle. Weil das kann auch die Crew belasten, es kann den Cast belasten. Das ist zum Beispiel sehr lohnenswert. Und ich sage mal so, ich kann die Dinge, die Abläufe sicherer machen. Komplette Sicherheit kann auch ich nicht garantieren. Das kann auch kein Stunt-Coordinator bei einer Kampfszene. Es kann immer was sein und unsere menschliche Psyche ist komplex. Das kann immer sein, gerade in diesem Intimbereich. Das ist sehr, sehr, sehr vulnerable. Und ich kann vor allem eine Ruhe reinbringen, eine Klarheit und im schlimmsten Fall kann ich auch Stopp sagen. Und ich kann auch sagen: Okay, hier wird jetzt nicht gedreht oder wir adaptieren das auch so, wir ändern die Choreografie, wir ändern das so, dass es eben für die Person, für den Darsteller, die Darstellerin innerhalb der Grenzen ist. Also das kann man machen.
[00:29:43.540] - Nadia Kailouli
Aber nichtsdestotrotz gibt es ja Intimitätskoordinatorin jetzt nicht an jedem Set.
[00:29:48.130] - Julia Effertz
Noch nicht.
[00:29:48.910] - Nadia Kailouli
Genau. Wie ist die Szene da aufgestellt? Was erlebst du? Also wir haben von Alison Kuhn schon gehört, dass sie eigentlich nur noch so, wenn sie intime Szenen dreht, mit Intimitätskoordinatoren dreht. Wir lernen dich jetzt kennen, die hier von einem Dreh zum nächsten springt, wenn es um solche Szenen geht, egal ob jetzt intim, Kussszenen oder Gewaltszenen. Aber nichtsdestotrotz gibt es ja noch en masse Drehmomente und Drehsituationen, wo jemand wie du nicht dabei ist.
[00:30:14.170] - Julia Effertz
Ja leider. Und ich höre weiterhin Geschichten aus der Branche von Schauspielenden, die mir das auch berichten im Vertrauen, was wie passiert ist am Set.
[00:30:22.620] - Nadia Kailouli
Das heißt, dass sie sich nicht sicher gefühlt haben, dass Regisseure sagen: "Jetzt komm bitte noch mal", obwohl man gemerkt hat, ich will jetzt nicht noch mal oder wie?
[00:30:31.620] - Julia Effertz
Also worst case, die Szenen sind nicht vorbesprochen, die Szenen sind nicht geprobt, es haben keine Vereinbarungen stattgefunden, es ist nichts verschriftet worden und dann am Drehtag wird spontan inszeniert und dann wird da jemand so spontan durch eine Intimität gedrückt, gepusht von der Regie und dann teils mit extrem unsensiblen, im besten Fall nur unsensiblen Worten zu mehr Leidenschaft angetrieben. Und das geht nicht. Also das ist genau dieser Bereich, wo Grenzverletzungen stattfinden, wo Menschen geschädigt werden, wo die Intimsphäre verletzt wird. Das sind die Fälle, die teils unter dem Hashtag #Metoo bekannt geworden sind, bekannt werden. Und es ist nicht professionell. Also vielleicht auch noch mal ein anderer Blickwinkel. Die Drehtage werden immer knapper und die Drehs stehen immer stärker auch unter zeitlichem Druck und.
[00:31:22.560] - Nadia Kailouli
Und unter finanziellem Druck wahrscheinlich auch?
[00:31:24.370] - Julia Effertz
Absolut, absolut. Und das ist ein Thema für sich. Aber am Drehtag selber ist es absolut fahrlässig und unprofessionell, Intimität zu inszenieren, weil die Zeit auch gar nicht da ist. Und ein Dreh ist sehr, sehr knapp, der ist eng getaktet und alles, was geprept werden muss, muss vorher passieren. Also das muss alles gemacht werden. Und Kampfszenen, Intimitätsszenen müssen halt geprobt werden. Ich wünsche mir natürlich, dass die Position vorgeschrieben wird. Standard in Großbritannien ist das bei der BBC schon der Fall. Da sind bei allen Produktionen, wo Intimität gearbeitet wird, sind Intimacy Coordinators vorgeschrieben. Und so sollte das ja auch sein. Weil erstens ist es ein Win Win und ich kann nur jeder Produktionsfirma raten, sich abzusichern. Es ist halt auch eine Absicherung. Und ich sage mal, im schlimmsten Fall habt ihr eine Anzeige auf dem Tisch wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Und das kann in keinem Interesse sein von niemandem und das geht besser. Also vor allem diese Szenen, also auch der Qualitätsanspruch. Diese Szenen werden besser mit Intimitätskoordination und sind sicherer und das muss gesetzt sein, finde ich.
[00:32:30.560] - Nadia Kailouli
Ja. Erlebst du denn aber auch Regisseure, die sagen: "Ich will nicht, dass man mir da rein mischt. Ich möchte diese künstlerische Freiheit auch am Set haben." Also es gibt ja immer noch so bekannte Regisseure oder sie werden ja auch in Filmen oft so dargestellt, die so absolut frei und radikal sind, weil die damit auch was künstlerisches dann verbinden zum Beispiel. Erlebst du Regisseure, die sagen: "Nee, ich möchte, dass das hier alles frei von den Schauspieler*innen gestaltet wird, improvisiert wird. Ich brauche Julia hier nicht."
[00:33:03.510] - Julia Effertz
Klar. Ja, ist ja deren Entscheidung.
[00:33:06.460] - Nadia Kailouli
Aber du empfindest das dann als fahrlässig auch? Also jetzt nicht wegen deiner Person, sondern wegen der Intimitätskoordinatorin am Set?
[00:33:13.960] - Julia Effertz
Na ja, natürlich ist es fahrlässig. Und ich wage die künstlerische Qualität zu bezweifeln. Also da muss man erst mal fragen: Was bedeutet das denn künstlerische Freiheit? Wenn künstlerische Freiheit bedeutet, ich kann über die Grenzen der Schauspielenden gehen und mit ihnen machen, was ich will. Denn ich bin die Regie und die Schauspieler sind meine Marionette und da kann ich im Grunde machen, was ich will. Ja, dann sage ich viel Glück. Also das ist für mich keine akzeptable Grundhaltung. Ich will da niemandem zu nahe treten, aber da muss man schon mal die Menschenhaltung hinterfragen, die hinter dieser Aussage steht. Wenn das heißt: "Ich mache meine Kunst auf dem Rücken der anderen Menschen, ob ich da Grenzen überschreite, ist mir egal. Hauptsache ich bekomme mein Endprodukt." Sollte man die Persönlichkeit dieser Person, die das sagt, hinterfragen. Was steht für ein Menschenbild dahinter? Weil das ist für mich ein völlig fehlgeleitetes Verständnis von Kunst. Ich glaube, es kommt so ein bisschen aus diesem Geniekult des 18. 19. Jahrhunderts, wo bestimmte Leute gesagt haben, Kunst bedeutet, ich erhöre mich über andere Menschen und meine Kunst ist das Größte und dem hat sich dann alles unterzuordnen. Und wenn da jemand geschädigt wird oder auch Grenzen überschritten wird, na ja, aber es ist ein toller Film geworden. Was ist das für eine Haltung? Also sorry, so Stichwort Empathie.
[00:34:29.100] - Nadia Kailouli
Und sind wir wieder bei Macht, dieses Machtgefälle.
[00:34:32.060] - Julia Effertz
Ja und wirklich, das ist für mich, entschuldigung, dass ich das so explizit sage, aber ich muss sagen, man muss wirklich den Charakter des Menschen dann auch anzweifeln. Also das ist für mich eigentlich keine Haltung, die man als Mensch, als gesund empathischer Mensch haben sollte. Und ich finde, dann hat man also so, weil Filmarbeit, Dreharbeit ist auch Teamwork und man muss teamfähig sein und man muss das Gegenüber achten. Man muss auch die Schauspielenden wirklich achten und respektieren, auch die Maskenbildnerin, auch den Oberbeleuchter. Und die schönsten Arbeiten für mich sind die, wo wir wirklich als Filmteam auch gemeinsam im Respekt arbeiten. Da kommt immer schöne Kunst bei raus. Also muss man nicht Angst haben, dass dann da kein, wenn da das Leiden fehlt, dann da keine gute Kunst mehr bei rauskommt. Und so diese Sets, die man so von früher glaube ich kannte, wo dann eine Person in der Machtposition war und alle anderen wurden irgendwie drangsaliert. Das ist ja also Entschuldigung, das gehört abgeschafft. Also das geht gar nicht. Das ist meine Meinung.
[00:35:32.130] - Nadia Kailouli
Finde ich gut. Finde ich auch gut, dass du das so offen sagst. Würdest du allen jungen Schauspielerinnen und Schauspielern raten, die so das erste Mal sich für eine Rolle bewerben oder auch eine Rolle bekommen, wo es um intime Szenen oder Gewalt Szenen geht, dass die darauf bestehen, dass sie eine Intimitätskoordinatorin oder Koordinator am Set haben?
[00:35:51.650] - Julia Effertz
Wenn es von der Produktion nicht eh schon angeboten wurde, dann ja in jedem Fall fragen: Wie handhabt ihr die intimen Szenen? Gibt es da Expertise? Gibt es da jemanden? Ja, Fragen stellen. Das sollte auch schon früh beim Casting dieser Rolle auch geklärt sein. Also ich empfehle auch immer den Produktionsfirmen, wenn sie diese Castings verschicken. Und das würde ich auch fragen, wenn ich jetzt so eine Rolle geschickt bekäme, wenn ich dafür vorspreche, dann würde ich halt auch die Fragen stellen: Ah, okay, Intimität, was haben wir denn da? Küssen, Nacktheit? Was stellt ihr euch da vor? Simulierten Sex? Ich muss das ja wissen, weil dann kann ich als Schauspielerin auch Ja oder nein sagen zu dem Casting oder zu der Rolle. Genau das muss man einfach früh klären. Das ist professionell.
[00:36:31.890] - Nadia Kailouli
Und auch klären, wer ist da am Set dabei? Gibt es jemanden, der das betreut?
[00:36:35.690] - Julia Effertz
Ja, ja, in jedem Fall.
[00:36:38.130] - Nadia Kailouli
Aber viele haben wahrscheinlich auch Angst. Gerade so junge Menschen, die sagen: "Endlich eine Rolle, geil. So, ich habe da so daraufhin gefiebert und jetzt habe ich meine erste große Rolle." Da will man ja, das ist ja leider immer noch so, nicht aufmucken. Ja, wer zu viel Fragen stellt, ist unangenehm. Und dann entscheidet man sich da eher dagegen. Diese Angst haben ja viele.
[00:36:56.300] - Julia Effertz
Ja, und das ist das ja auch da überlege ich immer, wie können wir das aus der Welt schaffen? Weil im Grunde, da steht ein falsches Bild im Raum, dass wenn ich Fragen stelle und für Klarheit schaffen möchte in diesem sehr verletzlichen Bereich, dass das gleichgesetzt wird mit schwierig sein. Das ist falsch. Das stimmt einfach nicht. Das ist eine Wahrheitsverdrehung. Nein, wenn ich Fragen stelle und Klarheit schaffe in einem Hoch-Risiko-Bereich, dann bin ich professionell. Also wir müssen dieses schwierig und das müssen wir ersetzen durch: Nee, das ist professionell und so müssen wir arbeiten miteinander. Aber ich verstehe, das steht im Raum. Ich glaube, das hat auch was damit zu tun, dass gerade Schauspielenden auch schon früh beigebracht wird, tragischerweise: Du bist ersetzbar. Es gibt sehr viele Schauspielende und ihr wollt alle die Rolle und das ist ein Konkurrenzkampf und das ist ein Prekariat. Und sei einfach dankbar, dass du drehen darfst. Ich kenne das auch. Also als junge Schauspieler. Mein Gott, also ich war ja so und wenn du das nicht machst, dann macht es halt eine andere. Und auch das, auch das ist so ein Menschenbild. Das muss sich ändern, weil das hat was mit dem Selbstwert auch zu tun, dass man auch an sich glaubt und sagt, hey, wenn ich besetzt werde, dann wollen sie mich, weil genau mein Typ und so wie ich spiele, ist das, was für diese Rolle jetzt das Richtige ist und dass man da keine Angst hat, auch die Klarheit zu schaffen. Weil man will ja am Ende auch eine gute Arbeit abliefern. Und ich finde das total professionell. Auch zu sagen: "Leute, ich kann das spielen, aber ich sorge auch für Klarheit, damit ich das eben auch gut spielen kann." Das ist ja im Interesse aller Beteiligten. Also so ein bisschen so ein Kulturwandel, glaube ich, der da stattfinden muss noch.
[00:38:36.530] - Nadia Kailouli
Ja, und ich bin wahnsinnig froh, dass du Teil dieses Kulturwandels am Film-, Fernsehen-und Theaterset bist. Julia, kriegen wir noch einen Filmtipp von dir, wo du sagst, guckt euch diesen Film oder diese Serie an, da habe ich mitgewirkt und da gibt es intime Szenen und da könnt ihr mal gucken, ob ihr entdeckt, dass ich überhaupt dabei war?
[00:38:54.020] - Julia Effertz
Oh Gott, warte mal, was haben wir denn da? Na ja, auf Disney+ läuft ja "Sam ein Sachse". Eine voll tolle Geschichte. Eine afrodeutsche Geschichte, total cool. Dann auf Netflix haben wir "Die Kaiserin", ganz, ganz tolle Serie.
[00:39:08.030] - Nadia Kailouli
Da hast du mitgemacht?
[00:39:09.130] - Julia Effertz
Ja, da habe ich koordiniert über Sissi, die berühmte Sissi, die Neuinterpretation der Elisabeth von Österreich. Auch ganz toll, auch junge Liebe und so wunderschön. "Nichts, was uns passiert", das läuft, glaube ich, noch in der ARD. Da geht es um nicht einvernehmliche Intimität. Dann jetzt, das dauert noch ein bisschen, aber ich habe vor kurzem ein längeres Projekt abgedreht "Hagen", also über die Nibelungensage, das kommt aber glaube ich erst, das ist ein Riesending gewesen, Serie und Kinofilm, das kommt glaube ich, in zwei Jahren erst, weil das richtig viel Material ist.
[00:39:38.320] - Nadia Kailouli
Oh Gott, naja. Dann fangen wir mal mit der ARD Mediathek an und mit Netflix und gucken mal, was du da so gemacht hast. Julia, sollte es in meinem Leben jemals dazu kommen, dass ich noch mal an ein Filmset komme, als Schauspielerin dann nur mit dir an meiner Seite. Vielen Dank, dass du heute bei einbiszwei warst.
[00:39:53.940] - Julia Effertz
Ich danke dir.
[00:39:56.230] - Nadia Kailouli
Ciao.
[00:39:58.900] - Julia Effertz
Ciao.
[00:39:59.590] - Nadia Kailouli
Ja, wahnsinnig spannende Einblicke, finde ich, die uns Julia Effertz hier gegeben hat. Aber auch ihren Blick, den sie da ja gesagt hat, dieses es läuft grundsätzlich ja etwas falsch, wenn wir Angst davor haben, Sachen zu fordern oder zu hinterfragen oder überhaupt zu fragen: Wwie können wir die Szenen vielleicht vorher besprechen? Was meint ihr mit Nacktszenen? Was wird da verlangt? Gibt es da einen Intimitätskoordinator am Set? Dass man davor absolut keine Angst haben sollte, auch Ansprüche zu stellen als Schauspielerin oder Schauspieler. Und das fand ich auch super, super wichtig, dass sie das noch mal so explizit gesagt hat.
[00:40:38.300] - Nadia Kailouli
An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei euch bedanken, dass ihr uns so treu zuhört und dass ihr auch bei schwierigen Themen dranbleibt. Wenn ihr wollt, dann folgt uns doch gerne, abonniert unseren Kanal und wenn ihr uns persönlich einmal schreiben wollt, dann könnt ihr das natürlich sehr gerne tun. Eine E-Mail könnt ihr einfach schreiben an presse@ubskm.bund.de.
Julia Effertz ist Intimitätscoach. Ihr Job ist es an, Filmsets intime Szenen zu koordinieren und sicherzustellen, dass keine grenzüberschreitenden Situationen entstehen. Wie sie das macht, erzählt sie bei einbiszwei.
Mehr Infos zur Folge
Für Schauspieler:innen gehören intime Szenen zum Berufsalltag. Und trotzdem gibt es keine verbindlichen Vereinbarungen oder Standards für Sex-Szenen. Was ist in Ordnung und wo werden Grenzen überschritten? Das ist vollkommen ungeregelt.
Julia Effertz ist selbst Schauspielerin und lernte beim Filmfestival in Cannes 2018 Ita O'Brien kennen, eine sogenannte Intimitätskoordinatorin.
„Das brauchen wir in Deutschland auch“, dachte sich Julia und ließ sich ausbilden. Heute ist sie die erste Intimitätskoordinatorin in Deutschland. Immer dann, wenn es bei Dreharbeiten um Nackt-, Sex- oder Geburtsszenen geht, aber auch, wenn sexualisierte Gewalt dargestellt werden soll, kommt Julia zum Einsatz.
Als Intimitätskoordinatorin ist es Julia Effertz Job bei intimen Szenen darauf zu achten, dass sich die Schauspieler:innen wohlfühlen. „Gute Kunst müsse Grenzen haben“, sagt sie. Gemeinsam mit der Regie koordiniert sie den Dreh von intimen Szenen, die traumatisierend wirken können, wenn sie nicht gut vorbereitet und abgesprochen werden.
Bei einbiszwei erzählt sie, wie auch choreografierte Sex-Szenen authentisch wirken, wie sie mit Schauspieler:innen arbeitet und was beim Dreh von Sex-Szenen gar nicht geht.
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