
Bisher gibt es besonders zu verschiedenen Tatkontexten keine verlässlichen Schätzungen zur aktuellen Prävalenz (also der Häufigkeit) sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Das Amt der UBSKM wird auf Empfehlung des Nationalen Rates gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen diese Wissens- und Forschungslücke mit dem Zentrum für Forschung zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen (ZEFSG) und der geplanten „Safe! – Bundesweite Jugendstudie zu Gewalterfahrungen und deren Folgen“ schließen.
Forschungszentrum und Safe! – Studie
Das neue Zentrum für Forschung zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen (ZEFSG) wird nach einer EU-weiten Ausschreibung am Deutschen Jugendinstitut e.V. aufgebaut. Das DJI arbeitet bei dem Vorhaben partnerschaftlich mit dem Universitätsklinikum Ulm als Unterauftragnehmer zusammen.
Im Rahmen der „Safe! Bundesweite Jugendstudie zu Gewalterfahrungen und deren Folgen" werden im Jahr 2026 10.000 Jugendliche der 9. Klassen befragt. Damit wird das Dunkelfeld sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen erforscht. Die Ergebnisse der Safe!-Studie werden in den Bericht der Unabhängigen Bundesbeauftragten an den Deutschen Bundestag, Bundesrat und die Bundesregierung einfließen und damit eine Grundlage für evidenzbasierte Politik sowie bessere Prävention und Hilfen bei sexueller Gewalt bieten.
Nationaler Rat und Partizipative Forschung
Der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen konstatierte (siehe „Gemeinsame Verständigung“), dass es eine systematische Beobachtung der Prävalenz (Häufigkeit) sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen braucht, um Entwicklungen abzubilden und Maßnahmen der Prävention und Hilfen entsprechend anzupassen.
Der Nationale Rat hat Leitlinien für die Konzeption von Häufigkeitsstudien zu (sexueller) Gewalt an Kindern und Jugendlichen entwickelt. Eine dieser Leitlinien hält fest, dass von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend Betroffene sowohl strukturell am Zentrum als auch an der Konzeption und Umsetzung der Prävalenzstudie beteiligt werden sollen. Prävalenzforschung soll partizipativ sein, Fachpraxis und auch Jugendliche als befragte Zielgruppe sollen an der Gestaltung der Forschung beteiligt werden. Der Aufbau des ZEFSG und die erste Erhebungswelle der Safe!-Studie orientieren sich an diesen Leitlinien.
Mehr zu den aktuell verfügbaren Zahlen und weiterführenden Informationen finden Sie im Bereich Zahlen und Fakten.
Hellfeld
Das Hellfeld der sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen umfasst mehr als die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Denn auch weitere Daten von Polizei und Justiz sowie Zahlen der Kinder- und Jugendhilfe, des Gesundheitssystems oder der Fachberatungsstellen zeigen, wie viele betroffene Kinder und Jugendliche in den jeweiligen Bereichen erfasst werden. Diese Informationen werden jedoch bisher nicht zu einem gemeinsamen Hellfeld zusammengeführt.
Langfristig wäre eine Bündelung dieser Daten wünschenswert. So könnten Hellfeld-Daten und Ergebnisse der Prävalenzforschung gemeinsam aufzeigen, ob und unter welchen Bedingungen Betroffene durch Polizei, Justiz oder Hilfesysteme erreicht werden.