Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs untersucht sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im institutionellen und familiären Kontext in Deutschland.
Historie und Zusammensetzung
Die Unabhängige Aufarbeitungskommission wurde 2016 von Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs von 2011 bis 2022, eingesetzt. Er kam damit der langjährigen und zentralen Forderung von Betroffenen nach, eine Stelle einzurichten, die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in allen Tatkontexten unabhängig aufarbeitet. Grundlage für die Einsetzung war ein unterstützender Beschluss des Deutschen Bundestages im Juli 2015.
Die Arbeit der Kommission war zunächst bis zum 31. März 2019 begrenzt. Ihre Laufzeit wurde im Dezember 2018 per Kabinettbeschluss verlängert. Am 15. November 2023 beschloss das Bundeskabinett eine weitere Verlängerung bis Ende 2025. Mitglieder der Kommission sind Expert:innen unterschiedlicher Fachgebiete, wie der Rechts-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften, der Psychologie, der Medizin und der Politik. Sie arbeiten ehrenamtlich.
Arbeitsweisen und Ziele
Schwerpunkt der Arbeit und zentrale Erkenntnisquelle der Kommission sind bundesweite Anhörungen von Betroffenen und Zeitzeug:innen. Bisher sind rund 1.500 dieser vertraulichen Anhörungen durchgeführt worden und rund 600 schriftliche Berichte eingegangen. Zudem führt die Kommission zu bestimmten Schwerpunktthemen öffentliche Hearings und Fachveranstaltungen sowie Fallstudien und Expertisen durch.
Auf Basis der Schilderungen von Betroffenen und Zeitzeug:innen erarbeitet die Kommission Berichte und Empfehlungen an Politik, Gesellschaft und Institutionen. Sie legt unter anderem dar, was geändert werden muss, damit sich sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zukünftig verhindern lässt und was zur Anerkennung des Betroffenen widerfahrenen Leids durch Politik und Gesellschaft getan werden kann.
Geschichten, die zählen
Die Kommission will Betroffenen eine Stimme geben und ihre Geschichten sichtbar machen. Dazu hat sie 2022 ein bislang einzigartiges Projekt gestartet: Das Online-Portal Geschichten, die zählen. In enger Abstimmung mit betroffenen Menschen werden dort ihre pseudonymisierten Berichte veröffentlicht. In ihren eigenen Worten berichten sie über in Kindheit und Jugend erlebte sexuelle Gewalt, die Folgen des Missbrauchs, aber auch über ihre Kraft und ihren Mut, das Geschehene zu bewältigen. Das Portal umfasst derzeit 100 Geschichten – in den nächsten Jahren sollen weitere folgen.