Täter_Innen verüb(t)en sexualisierte Gewalt und nutzen dafür ihren pädagogischen Beruf. Dies haben die zahlreichen Fälle sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule spätestens 2010 endlich ins öffentliche Bewusstsein gebracht.
Am 26.01.2018 kamen Mitglieder des Betroffenenrats einer Einladung nach und trafen sich mit dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) in Berlin. Die DGfE ist als Fachgesellschaft für die erziehungswissenschaftlichen Studiengänge (inkl. Lehrerbildung) sowie für die erziehungswissenschaftliche Forschung und Theorieentwicklung (mit)verantwortlich.
Anlass für einen ersten Austausch Betroffenenrat / DGfE gab u. a. die umstrittene Aberkennung des Ernst-Christian-Trapp-Preises an Hartmut von Hentig (vieljähriger Lebensgefährte von Gerold Becker), für die sich der DGfE-Vorstand 2017 entschieden hatte.
Der Betroffenenrat begrüßt die Entscheidung des DGfE-Vorstands und fordert, dass es nicht nur bei der Aberkennung des Preises bleibt, sondern diese den Beginn einer ernsthaften und gründlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der pädagogischen Praxis und der Rolle, die die Erziehungswissenschaft dabei durch Lehre und Forschung gespielt hat, markiert.
Innerhalb der DGfE gab und gibt es große Widerstände gegen die Preisaberkennung, die auch schriftlich formuliert in der Fachgesellschaft kursieren. Der Vorstand der DGfE hat sich gegen die Beteiligung von „geouteten" Betroffenen auf dem Podium ausgesprochen. Um dem Widerstand schriftlich Positionen entgegenzusetzen, haben Betroffene und andere Personen Stellungnahmen verfasst oder Texte zur Verfügung gestellt, die wir in einem umfassenden Konvolut Erziehungswissenschaftler_innen und der interessierten Öffentlichkeit hiermit zur Kenntnis geben. Wir freuen uns, dabei Unterstützung durch einzelne Erziehungswissenschaftler_innen zu erleben.
Der Betroffenenrat beim UBSKM fordert die Erziehungswissenschaft auf, sich der Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in pädagogischen Einrichtungen und der (eigenen) Verstrickung der Erziehungswissenschaft und der DGfE in die Fälle sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule und anderswo nicht weiter zu entziehen und endlich sehr viel deutlicher Position zu beziehen gegen sexualisierte Gewalt in pädagogischen Institutionen - damals wie heute!
Wir fordern
- eine durch die DGfE (mit)finanzierte UNABHÄNGIGE AUFARBEITUNG,
- die Nutzung partizipativer Forschungsansätze für eben diese Aufarbeitung,
- die uneingeschränkte Unterstützung des Vorstands für eine Aktion innerhalb der DGfE, durch die Aufarbeitung und Unterstützer_innen derselben ein Forum erhalten,
- offene Kommunikation seitens der DGfE und ihres Vorstands mit Betroffenen.
Wir möchten alle Betroffenen – jene, die sexualisierte Gewalt in pädagogischen Einrichtungen erfahren haben und auch jene, die heute in pädagogischer Wissenschaft und Praxis tätig sind – dazu ermutigen, sich an der Debatte zu beteiligen.
Wir bieten regelmäßig Praktikumsplätze im Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit/Social Media an.
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