Pressemitteilungen | 29.06.2023

PRESSEKONFERENZ zur Aktionswoche "Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!"

Beauftragte Claus: "Dass die Kampagne durch Aktionswochen wie hier in Walsrode nun auch in die Kommunen hineingetragen wird, ist genau das, was wir uns gewünscht haben. Ich danke Claas Löppmann und seinem Team für das, was sie in Walsrode auf die Beine gestellt haben."

Eine Stadt macht sich stark für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt

Walsrode, 29.06.2023. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche kann überall stattfinden – in der Schule, im Verein, im Internet, auch in der eigenen Familie und dem eigenen sozialen Umfeld. Der Gedanke, dass es auch ganz in der Nähe passieren kann, wird jedoch häufig verdrängt.

Um darauf aufmerksam zu machen, veranstaltet die Stadt Walsrode in Niedersachsen aktuell eine Aktionswoche. Unter dem Motto „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“ rückt die Stadt das Thema sexuelle Gewalt mit einem vielfältigen Angebot an Aktionen in den Fokus der Öffentlichkeit, veranstaltet Informations- und Diskussionsveranstaltungen, stellt Schutzorte und deren Schutzkonzepte vor (das vollständige Programm finden Sie anbei). Unterstützt wird die Aktionswoche durch die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, die heute vor Ort an einer Pressekonferenz und Schutzortrecherche teilnahm.

1-2 Kinder pro Schulklasse sind von sexueller Gewalt betroffen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht auf Basis nationaler Forschungen in Europa von 1 Mio. Kinder und Jugendlicher in Deutschland aus, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder waren. Statistisch sind das bundesweit 1-2 Kinder pro Schulklasse. Für Walsrode sind es rechnerisch 371 Kinder, davon 247 Kinder und Jugendliche im Schulalter.

Die Vorstellung, dass sexualisierte Gewalt an Kindern in der eigenen Umgebung nicht vorkommt, ist menschlich zwar nachvollziehbar, faktisch jedoch grundlegend falsch.

Walsrode macht sich stark für den Schutz von Kindern und Jugendlichen

Für den pädagogischen Leiter der Stadt Walsrode und Organisator der Aktionswoche, Claas Löppmann, sind diese dramatischen Zahlen ein Hauptgrund, um die Aktionswoche auf die Beine zu stellen. „Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann. Ich freue mich deshalb, dass hier in Walsrode die gesamte Stadtgesellschaft an der Aktionswoche beteiligt ist, von der Verwaltung über Schulen, Kitas und Vereine bis zur Elternschaft. So konnten wir ein vielfältiges Programm entwickeln“, so Löppmann.

Bürgermeisterin Helma Spöring: „Als Bürgermeisterin der Stadt Walsrode stehe ich hinter dem Engagement für mehr Schutz unserer Kinder und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt.  Nur gemeinsam kann es gelingen, die schockierenden Fallzahlen zu senken. Seite an Seite im privaten und institutionellen Walsrode werden wir mittelfristig unsere Strukturen weiter ausbauen mit dem Ziel, als Stadt Kindern und Jugendlichen den bestmöglichen Schutz vor dieser und anderen Formen von Gewalt zu ermöglichen Ich freue mich sehr, wenn andere Kommunen diese Idee aufgreifen und ähnliche Aktionen anbieten.“

Der Betroffenenrat beim Amt der Unabhängigen Beauftragten, in dem Claas Löppmann Mitglied ist, unterstützt ebenfalls die Aktionswoche: „Von erwachsenen Betroffenen wissen wir, dass der Umgang mit erlebtem Missbrauch ein (lebens)-langer und extrem belastender Prozess ist. Die Frage an den/die Täter*in ‘Warum hast Du das getan?‘, fühlt sich oft unerträglich an. Das Verarbeiten der zumeist nicht gestellten Frage an Familienmitglieder ‘Warum hast du mir damals nicht zugehört?‘, tut genauso weh. All diese Fragen quälen Betroffene lang und machen das erlebte ohrenbetäubende Schweigen lebenslang tagtäglich spürbar. Dass ein Mitglied unseres ehrenamtlich tätigen Expert*innengremiums sein Wissen und seine Expertise in Walsrode einbringen kann, ist ein richtiger und wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer aktiven Bürger*innenschaft.“

Aktionswoche ist Teil der bundesweiten Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne „Schieb den Gedanken nicht weg!“

Unterstützung gibt es auch von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus. Auf der heutigen Pressekonferenz im Rathaus sagte sie:

 „‘Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!´ ist ein starkes Zeichen gegen sexuelle Gewalt. Hier wird gezeigt, wie es vor Ort gelingen kann, mit den Bürgerinnen und Bürgern über den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt zu sprechen. Nur wenn das Thema nicht tabuisiert wird, sondern offen darüber geredet wird, erfahren alle, was jede und jeder Einzelne tun kann, um Kinder besser zu schützen. Deshalb habe ich gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus im letzten Jahr die bundesweite Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne „Schieb den Gedanken nicht weg!“ gestartet.  Dass die Kampagne durch Aktionswochen wie hier in Walsrode nun auch vor Ort in die Kommunen hineingetragen wird, ist genau das, was wir uns gewünscht haben. Ich danke Claas Löppmann und seinem Team deshalb schon heute für das, was sie in Walsrode auf die Beine gestellt haben.“

Die Aktionswoche soll allen Walsroder*innen im Nahfeld eines Kindes Mut machen, sich aktiv um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt zu kümmern: Sehen Sie hin, seien Sie sensibel und handeln Sie.

Kontakte für Rückfragen:

Für inhaltliche Rückfragen zur Aktionswoche und zum Programm steht Ihnen Claas Löppmann (Tel.: 05161 / 977-146) von der Stadt Walsrode zur Verfügung.

Weitere Informationen zur Kampagne „Schieb den Gedanken nicht weg!“ gibt es unter: www.nicht-wegschieben.de

Diese Pressemitteilung wird von der Stadt Walsrode und der Pressestelle der UBSKM versendet. Mehrfachzusendungen bitten wir zu entschuldigen.

Weitere Informationen:

www.nicht-wegschieben.de

www.beauftragte-missbrauch.de

Geeignete Bilder zum Themenfeld sexueller Missbrauch finden Redaktionen und Medienmacher:innen zur kostenfreien Nutzung im UBSKM-Bilderpool:

https://beauftragte-missbrauch.de/presse/stockfotos-zum-themenfeld

Hinweise zu Hilfeangeboten und zu einer betroffenensensiblen Berichterstattung:

https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite

https://beauftragte-missbrauch.de/presse/auf-hilfeangebote-in-der-berichterstattung-hinweisen

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