PODCAST | Folge 51 | Andreas Krüger
Das Interview der Folge 51 als Transkript lesen
[00:00:01.170] - Andreas Krüger
Der jüngste Patient, der sich umbringen wollte, war neulich fünf. Er wollte nicht mehr leben und hat sich dann auf die Straße gestellt. Das ist natürlich, ich sage mal so, eine andere Form von Suizidalität jetzt vielleicht als die eines 17-Jährigen. Wenn die Kids dann jugendlich werden und so Handlungskompetenzen haben, die wissen, wie man sich umbringt.
[00:00:21.120] - Nadia Kailouli
Hi. Herzlich willkommen bei einbiszwei, dem Podcast über Sexismus, sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Einbiszwei? Ja, genau. Ein bis zwei Kinder sind in jeder Schulklasse in Deutschland sexueller Gewalt ausgesetzt. Wieso das so häufig passiert und was man gegen sexuelle Übergriffe tun kann, das erfahrt ihr hier bei einbiszwei. Ich bin Nadia Kailouli und in diesem Podcast spreche ich mit Expert*innen, Journalist*innen und Betroffenen. Wir reden über akute Missstände, Anlaufstellen und persönliche Geschichten. Wenn es euch damit aber nicht so gut gehen sollte, wir haben in den Shownotes Telefonnummern und Hilfeangebote verlinkt, wo ihr Hilfe findet. Hier ist einbiszwei. Schön, dass du uns zuhörst.
Allein in Hamburg werden jedes Jahr mehrere 1000 Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt, Missbrauch und anderen traumatischen Erlebnissen. Und so gut Krankenhäuser, Ambulanzen und niedergelassene Praxen auch arbeiten es gibt zu wenig Behandlungsplätze, zu wenig speziell ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten, zu wenig Zeit und Geld. Deswegen werden traumatisierte Kinder oft weder als traumatisiert erkannt noch entsprechend behandelt. Der Kinder und Jugendpsychiater Dr. Andreas Krüger hat deshalb in Hamburg das Therapiezentrum Ankerland aufgebaut und ein spezielles Behandlungsverfahren entwickelt. Ankerland ist bundesweit die erste integrative und therapeutische Einrichtung, in der traumatisierte Kinder intensiv und so lange wie nötig behandelt werden. Finanziert wird das Projekt mit Spenden und Fördergeldern. Wie er das alles hinbekommt, das erzählt er mir jetzt hier bei einbiszwei. Ich sag Hallo, Herzlich willkommen, Dr. Andreas Krüger.
[00:01:53.100] - Andreas Krüger
Ja, herzlichen Dank für die Einladung.
[00:01:54.690] - Nadia Kailouli
Schön, dass du da bist. Ist "Du" okay?
[00:01:57.300] - Andreas Krüger
Es ist sehr angenehm.
[00:01:58.410] - Nadia Kailouli
Du arbeitest hauptsächlich mit Kindern zusammen. Da ist das "Sie" sowieso nicht Thema, oder? Oder sagen die: "Herr Doktor"?
[00:02:03.120] - Andreas Krüger
Also, manche sagen ja zu allen, auch zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, immer gleich "Du".
[00:02:07.860] - Nadia Kailouli
Ja.
[00:02:08.160] - Andreas Krüger
Das tue ich nicht. Ab 16 sieze ich die Leute. Und wenn ich sie vor dem Alter von 16 kennenlerne, dann duze sich sie. Und dann frage ich sie: "Soll ich dich jetzt siezen? Soll ich dich mit Vornamen ansprechen? Wie möchtest du das?" Die meisten wollen auf jeden Fall mit Vornamen angesprochen werden und ich sage mal 1/100 Kindern will gesiezt werden.
[00:02:25.680] - Nadia Kailouli
Ach guck an.
[00:02:26.370] - Andreas Krüger
Und das bestätigt mich, nur dieses eine Kind. Es ist ja auch ein Ausdruck von, es kann ein Ausdruck von Respekt sein, wenn man sowieso, ich sage mal, von der Welt nicht mit Respekt behandelt wurde. Die meisten Kinder, die ich kennenlerne, haben ganz schön einen auf den Deckel gekriegt. Ja, und das ist auch meine Art, so ein bisschen eine Augenhöhe herzustellen, mich nicht gleich so vertraulich und plump, das ist jetzt nicht auf uns bezogen, das freut mich, dass wir uns duzen.
[00:02:46.890] - Nadia Kailouli
Okay, ich dachte schon: "Shit, jetzt krieg ich direkt einen drauf".
[00:02:50.520] - Andreas Krüger
Nein, nein, nein. Mir hat mal jemand gesagt, es ist völlig egal, ob du, du oder Sie Arschloch sagst.
[00:02:56.190] - Nadia Kailouli
Arschloch ist Arschloch, meinst du?
[00:02:59.410] - Andreas Krüger
Ja, da haben aber auch alle Kolleginnen und Kollegen eine andere Haltung dazu. Schafft natürlich auch eine vertrauensvolle Atmosphäre.
[00:03:06.320] - Nadia Kailouli
Ja, und die wollen wir jetzt heute mit dir haben. Und du hast es gerade eigentlich schon angesprochen: Die meisten Kinder, mit denen du es zu tun hast, haben ordentlich einen auf den Deckel bekommen. Du bist Therapeut, Psychotherapeut und wir sprechen heute über Ankerland. Das ist nicht dein neues Album, sondern das ist?
[00:03:24.780] - Andreas Krüger
Das wäre auch schön, ich mach auch Musik. Aber Ankerland ist wahrscheinlich das erste Traumatherapiezentrum seiner Art im deutschsprachigen Raum und ist entstanden aufgrund meiner Tätigkeit, die ich so vor über 25 Jahren begonnen habe, also in meiner Facharztausbildung: Facharzt Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie.
[00:03:43.560] - Nadia Kailouli
Und das ist spezialisiert eben auf Kinder?
[00:03:46.820] - Andreas Krüger
Kinder und Jugendliche.
[00:03:47.610] - Nadia Kailouli
Da kann jetzt nicht ich hinkommen?
[00:03:49.520] - Andreas Krüger
Nein, leider nicht. Also zu Besuch gerne, wenn wir uns kennen. Wir haben ein Schutzkonzept, da kommt nicht jeder rein, weil wir ja auch mit Kindern zu tun haben, die zum Beispiel aus dem Kontext organisierte Kriminalität kommen. Und da sind manchmal so falsche 50er auch an der Tür, haben wir schon erlebt. Kommt nicht jeder rein.
[00:04:06.370] - Nadia Kailouli
Okay wow, wir konzentrieren uns heute auf die Kinder und auf die Arbeit von dir bei Ankerland. Es geht eben um Traumatherapie bei Kindern und da denke ich mir so: Woran erkennt man eigentlich im besten Fall: "Oh, ich glaube mein Kind oder dieses Kind braucht eine Therapie."
[00:04:22.500] - Andreas Krüger
Also es ist schon mal toll, wenn ich da überhaupt was erkenne, weil die meisten Kinder und Jugendliche, mit denen wir es zu tun haben, so Altersspektrum 2 bis 22, sage ich mal, also die Leute kommen nicht mit 22, sondern sie sind vielleicht schon bei uns, seit sie 15 sind und werden dann irgendwann vielleicht 22, die meisten kommen mit Erfahrung von Beziehungsgewalt und die passiert, wie wir wissen, meistens in den Familien. Das heißt, wenn ich selbst vielleicht schuldhaft zu verantworten habe, dass es meinem Kind schlecht geht, melde ich mich nicht irgendwo aus Schamgefühlen und aus Angst vor Repressalien. Also wenn ich jetzt selbst und das haben wir natürlich auch, Mutter, Vater eines Kindes bin, was irgendeiner Belastung ausgesetzt war und ich habe das nicht mitgekriegt, es war außerfamiliär, woran merke ich das? Es gibt sogenannte Traumafolgestörungen im engeren Sinne. Also du in deinem Job weißt schon, was eine posttraumatische Belastungsstörung ist. Schon viel von gehört. Dissoziative Störung. Und diese Stresskrankheiten, will ich sie mal nennen, die haben bestimmte Gruppen von Störungszeichen, die auch ein Laie identifizieren kann, zum Beispiel die PTBS, die posttraumatische Belastungsstörung hat drei Gruppen von Störungszeichen, die auch dem Laien auffallen können.
[00:05:32.730] - Nadia Kailouli
Die da wären?
[00:05:33.660] - Andreas Krüger
Die erste Gruppe ist die Gruppe der Störungszeichen, der Übererregungszeichen, des Hyperarousal. Also wenn du dir vorstellst, wir hätten nicht nur einen Kaffee getrunken, sondern eine ganze Kanne voll Espresso. Der Zustand, in den wir damit versetzt werden, der entspricht so ein bisschen dem, was die Kinder häufig durchmachen. Also die können schlecht schlafen, einschlafen, durchschlafen, sind körperlich unruhig, sind angespannt, können sich schlecht konzentrieren, sind leicht ablenkbar, sind körperlich auch unruhig, zappeln rum, rasten aus, machen aus einer Mücke einen Elefanten. Das wären zum Beispiel so Störungszeichen, wo man jetzt ja erst mal gar nicht eine schwere Belastung oder seelische Verletzung denkt, sondern unter Umständen auch sagt: "Ja, komm mal runter, was ist hier los? Wir wollen in Ruhe essen." Aber wenn ich weiß, okay, das könnte auch, mein Kind ist sowieso irgendwie merkwürdig, es zieht sich zurück, es wirkt vielleicht deprimiert nach dem Ausflug oder nach irgendeinem Ereignis und dann zeigt es noch zusätzlich solche Zeichen. Wenn man dann so ein paar Steine zusammenlegt, dann kommt man vielleicht auch als Laie drauf. Eine zweite Gruppe von Störungszeichen sind so überwältigende Erinnerungszustände. Die können alle Qualitäten der Wahrnehmung betreffen. Den Ausdruck hast du bestimmt auch schon mal gehört: Flashbacks. Ich nenne das in meinem Sprachjargon, den ich da für die Kinder entwickelt habe "Blitzerinnerungen".
[00:06:49.800] - Nadia Kailouli
Blitzerinnerungen?
[00:06:52.770] - Andreas Krüger
Blitzerinnerungen. Und diese Blitzerinnerungen können alle Qualitäten einer Erinnerung betreffen. Es können Blitz-Gefühle sein. Wenn es jetzt ganz lange her ist und ich vielleicht gar keine bildhafte Erinnerung an das Ganze haben kann, weil ich war noch ein Baby. Auch Babys entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung. Es können Blitz-Körpererinnerungen sein, plötzlich einschießende Schmerzen. Ich werde gar nicht verletzt, aber irgendetwas triggert diese alte Erfahrung und es können eben Bilder sein. Und das Entscheidende ist, dass die Gefühle, die dann kommen, situationsunangemessen sind. Die inneren Zustände, die mit der Erinnerung verknüpft sind, passen nicht ins Hier und Jetzt. Also ich will mein Kind, nachdem es irgendwie auf dem Zeltlager war, mit Sieben, ich möchte irgendwie wie immer mein Abendritual machen und dann Licht aus, Tür zu und dann wird das Kind total panisch: „Hä? Das hat doch immer geklappt? Was ist denn jetzt los? Einschlafen kann er auch schlecht. Er kann sich in der Schule nicht mehr konzentrieren.“ Und dann haben wir die dritte Gruppe der Störungszeichen schon gleich mit dabei, nämlich das Vermeidungsverhalten. Wenn ich Flashbacks habe und ich messe Fieber in der Seele und ich frage das Kind dann: "Sag mal, wie stark bist du denn genervt von diesen Blitzerinnerungen, Null gar nicht, Zehn mehr geht nicht?", und die Kinder sagen: "Zehn". "Ja, und kommt noch irgendwas an Körpererscheinung dazu?" "Ja, Atemnot, Zittern, Schwitzen", das kann auch dazukommen. Herzrasen. Dann versucht das Kind natürlich, diese Ereignisse zu vermeiden, wenn es irgendwann rauskriegt, was triggert mich? Das denkt es nicht, aber das fühlt es. Also muss die Tür aufbleiben: Vermeidungsverhalten. Muss das Licht an bleiben: Vermeidungsverhalten. Weil das Schlimme an das sich das Kind vielleicht aus dem Landschulheim erinnert, wo es vielleicht eine schlimme Erfahrung gemacht hat. Das Schlimme passierte im Dunkeln und das Schlimme passierte als das Licht aus war, das Schlimme passierte, als die Tür zu ging und obwohl hier und jetzt eigentlich Eitel Sonnenschein sein könnte: „Wir fahren morgen zur Oma und feiern eine schöne Feier mit allen zusammen.“ Das Kind gerät in Panik, das passt nicht und das sind so schlimme Zustände. Gerade diese Flashbacks sind eigentlich das, was am meisten verzweifelt. In der Regel, wenn man die Kinder dann so fragt, ich nenne das so Fiebermessen in der Seele. Es gibt dann auch das Phänomen, dass die Kinder, also jetzt der jüngste Patient, der sich umbringen wollte, der war neulich fünf, der wollte nicht mehr leben und hat sich dann so auf die Straße gestellt. Das ist natürlich, ich sage mal, ist eine andere Form von Suizidalität, als jetzt vielleicht die eines 17-Jährigen, aber wo wir dann häufig mit dem Phänomen Suizidalität auch im Zusammenhang mit Traumafolgestörungen zu tun haben, das ist eben, wenn die Kids dann jugendlich werden und auch so Handlungskompetenzen haben, die wissen, wie man sich umbringt. Das sind so Dinge, die kann ich durchaus als Laie auch identifizieren. Also ich merke erst mal, mit meinem Kind ist was los. Das ist das Entscheidende. Und wenn ich dann dieses Wissen noch habe, dann kann ich mich ein bisschen mehr fokussieren vielleicht auf, auf ein Ereignis auch. Wichtig ist nur, wenn ich dann dringenden Verdacht habe, ich kann das Kind nicht drauf ansprechen: "Sag mal, war da neulich was im Zeltlager? Du hast ja auch erzählt, der Betreuer war so komisch." Dann wird sich das Kind radikal abwenden, weil die Ansprache ist Trigger für ein Flashback.
[00:09:48.030] - Nadia Kailouli
Aber was macht man denn dann?
[00:09:49.690] - Andreas Krüger
Tja, das ist die hohe Kunst. Das Problem hatte ich natürlich auch. Ich habe, als ich angefangen habe, mich dem Thema zuzuwenden, das ist tatsächlich jetzt ein Vierteljahrhundert her. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber irgendetwas bricht einen ja im Leben, warum du was machst. Also meistens sind es Menschen, Begegnungen. Und in meinem Fall war es dann, als ich gesagt habe, ich möchte gerne in dem Fachbereich tätig werden, ein Geschwisterpaar, was extrem stark traumatisiert war und wo wir nicht wussten, wie wir damit umgehen. Genau, deine Frage: Was mach ich da? Ich kann den nicht darauf ansprechen. Er dreht durch, zeigt Vermeidungsverhalten, ist auch agitiert. Das Hyperarousal knallt mir um die Ohren. Er wird gewalttätig, weil es so unglaublich heftig war, was der Junge durchgemacht hat. Wie komme ich dann ran an die Qualität der Erfahrung? Denn ich möchte gerne auch erst mal als Arzt für die Seele wissen, wie tief geht die Verletzung? Kann ich nicht fragen, weil dann knallt mir das um die Ohren, jedenfalls bei den Kindern, die sich bildhaft erinnern können an das Schlimme bzw. die ab dem Alter so von drei traumatische Erfahrungen machen. Vorher ist die Bilderkiste zu auf Dauer, wenn ich da schlimme Sachen erlebe, dann habe ich zwar Flashbacks und Gefühls- Körperflashbacks, aber in der Regel werden keine Bilder kommen. Dann kann ich drüber reden und vor allem der Verstand ist noch nicht so gepolt, dass er Begriffe zur Verfügung hat, die er mit dem Schlimmen verbindet. Wenn ich jetzt jemanden habe, der bildhafte Erinnerung hat, und ich weiß es ja vorher nicht: "Krüger, mach mal eine typische Handbewegung." Kann jetzt keiner im Radio sehen, aber ich klappe jetzt gerade meinen Hirndeckel hoch. In Kopf kann keiner reingucken, das geht nämlich nicht. Das heißt, ich weiß nicht, wer da vor mir sitzt. Ich weiß als Mutter zum Beispiel auch nicht, hat mein Kind da jetzt im Landschulheim was Schlimmes erlebt oder nicht? Dann sollte ich von vornherein, wenn ich den Verdacht habe, eine Regel einführen, die ich dann irgendwann für mich gefunden habe: "Hey Luisa, über das Schlimme wird nicht gesprochen, außer du möchtest gerne, dann ist es bestimmt eine gute Medizin." Und es kann im Gesprächsverlauf alles auch einen kritischen Moment erreichen, wo ich sage mal so auf Platt gesprochen, dem Kind vielleicht der Kopf wegfliegt durch meine Ansprache. Deswegen braucht es ein bisschen mehr Steuerungsfähigkeiten noch oder Steuerungsmöglichkeiten fürs Kind. Ich biete dann noch an: "Du kannst jederzeit Stopp sagen, wenn ich rede oder wenn dich irgendetwas so unangenehm berührt, dass du merkst, es geht dir schlecht damit. Vielleicht weißt du selbst gar nicht, warum. Du kannst jederzeit Stopp sagen." Und wenn ich so ein Kind vor mir habe. Ich finde den Begriff schrecklich, aber alle wissen was damit anzufangen: Systemsprenger. Wenn ich so eine Lilli vor mir hab oder so ne Benni in dem Film, dann sage ich ja auch: "Du, wenn du merkst, es berührt dich etwas sehr, sehr unangenehm, du weißt gar nicht warum. Da ist die Tür, du kannst auch rausgehen. Ich habe bis elf für dich Zeit. Ich möchte, dass du dann aber wieder zu mir kommst um elf, damit ich weiß, es geht dir gut." So ein Aufstand mach ich darum.
[00:12:23.780] - Andreas Krüger
So, und jetzt ist die Frage, damit habe ich immer noch nichts gewonnen. Jetzt habe ich mir selbst das Bein gestellt. Ich kann die Frage jetzt ja gar nicht mehr beantworten. Jetzt gibt es ja nichts mehr. Erst mal möchte ich eigentlich wissen: Ist es eine seelische Schwerstverletzung. Ist es eine, die in der Lage ist, traumatischen Stress auszulösen und eine posttraumatische Belastungsstörung, weil die braucht Behandlung. Und da habe ich mir so eine kleine naive Geschichte ausgedacht, die mittlerweile weitverbreitet ist Meine Katze-Kaninchen-Geschichte. Also eine Fabelgeschichte.
[00:12:50.600] - Nadia Kailouli
Die erzählst du.
[00:12:51.170] - Andreas Krüger
Die erzähl ich dann.
[00:12:52.220] - Nadia Kailouli
Dann erzähl sie uns doch auch!
[00:12:53.660] - Andreas Krüger
Also stell dir mal vor, ein ganz, ganz kleines Kaninchen, das hoppelt durch den Wald. Wir stellen uns einen Wald vor und Unterholz und dieses kleine Kaninchen kommt an eine Wiese und dann steht es am Rand der Wiese. Und es hat gelernt von seiner Mama: "Wiese ist gefährlich, denn das ist das Revier der Katze." Dir brauche ich nicht erklären, was eine große fette Hausmiezekatze mit einem ganz, ganz kleinen Kaninchen machen wird. Im Ernstfall töten, fressen. Die Sonne scheint so schön, unser kleines Kaninchen denkt nicht weiter nach und hoppelt trotz des Wissens irgendwo im Hinterkopf auf die Wiese. Irgendwo am Rand der Wiese steht ein großer Baum und da oben hockt die dicke, fette Hausmiezekatze guckt auf ihr Revier und sieht da unten das kleine Kaninchen. Und dann na, was ist dann los? Eigentlich ist unser kleines Kaninchen dem Tod geweiht. Und die Katze springt vom Baum rauf auf die Wiese. Das kleine Kaninchen hat Glück, denn irgendwo auf der Wiese ist ein Steinhaufen. Da ist ein alter, allerdings verlassener Kaninchenbau. Eins kann unser kleines Kaninchen sehr, sehr gut, nämlich so Haken schlagen. Also es entwischt der Katze, Zack, rein in den Kaninchenbau und denkt: "Puh, da hab ich noch mal Glück gehabt." Pustekuchen. Denn nicht umsonst ist der Kaninchenbau verlassen. Von oben ist nämlich ein Stein runtergeplumpst in den Eingang und das kleine Kaninchen kommt nicht weiter, dreht sich um. In dem Moment schießt schon die Tatze der Katze in das Loch rein und zwei Millimeter vor der Nasenspitze unseres kleinen Kaninchens sind die Krallen von der Katze, des Todeswerkzeug des Fressfeindes. Unser kleines Kaninchen kommt nicht mehr vor, nicht zurück. Diese missliche Lage, in der sich unser kleines Kaninchen jetzt, also es gibt ein Happy End, nicht, dass es zu aufregend wird, die missliche Lage, die dieses kleine Kaninchen durchleidet, die nenne ich mal eine "Nichts-geht-mehr-Situation. Im Fachjargon nennt man das auch traumatische Situation im engeren Sinne. Warum ist das eine "Nichts-geht-mehr-Situation"? Vier Punkte. Erstens: Unser kleines Kaninchen ist in Lebensgefahr. Katzen fressen kleine Kaninchen. Zweitens: Unser kleines Kaninchen kommt da nicht weg. Hinten Stein, vorne Krallen. Drittens: Unser kleines Kaninchen kann auch nicht kämpfen. Katze viel stärker als unser kleines Kaninchen. Und viertens entsteht dann im Schädel von unserem kleinen Kaninchen eine totale Hilflosigkeit. Ohnmacht, hast du noch nicht gesehen. Man spricht auch von einer traumatischen Ohnmacht. Und wenn diese vier Sachen zusammenkommen und nur dann, dann ist das Päckchen geschnürt und dann entsteht etwas, das nenne ich mal Superstress. Da gibt es auch wieder einen Fachausdruck für nämlich traumatischer Stress. Und dann passiert was super Interessantes. Denn wenn dieser Superstress entsteht, dann gibt es im Gehirn so eine Struktur, die heißt Mandelkern. Wie so eine Alarmanlage im Hirn. Und die merkt: "Oh, super Stress". Dann geht die an. Und jetzt passiert was super Interessantes. Es kann nämlich dann so eine Art Notfallprogramm und oder Folgeprogramm vom Notfallprogramm losgehen. Notfallprogramm auch nur mal, dass du es mal gehört hast: posttraumatische Belastungsstörung. So, jetzt möchte ich dich fragen hast du dich denn schon mal so gefühlt wie das kleine Kaninchen da in dem Steinhaufen? So, und nicht jedes Kind gibt da eine Antwort drauf oder eine der Wahrheit entsprechende Antwort. Aber es kann ein sehr gutes Werkzeug sein, um an den Casus ein bisschen ranzukommen. Und wenn jetzt ein Kind zum Beispiel im Ferienlager was Schlimmes erlebt hat, dann wird es wahrscheinlich sagen: "Ja". So, jetzt muss ich noch was ergänzen, das ist richtig wichtig für diesen Podcast, Denn das ist auch ein Fehler im System. Viele Fachkolleg*innen, die nicht so tief im Thema stecken, denken, traumatischer Stress hängt immer zusammen mit Lebensgefahr. Das stimmt einfach nicht. Statt der Lebensgefahr können wir da an Punkt eins auch setzen: Die Bedrohung der psychischen Integrität. Klassiker, sexueller Missbrauch ohne tätliche Gewaltanwendung, löst, weil wir Beziehungstiere sind, weil wir hochentwickelte seelische Prinzipien in uns tragen, ein Verrat, eine Beschädigung der psychischen Integrität kann auch tatsächlich traumatischen Stress auslösen, sogar mit der Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung. Ist nicht so häufig, kommt aber vor, ist wichtig, weil sonst die Opfer nicht angemessen gewürdigt werden, anerkannt werden und auch spezifisch behandelt werden. So, das war jetzt die Geschichte. Du siehst, wir können drei Stunden...
[00:17:08.060] - Nadia Kailouli
Ich habe mich gerade gefragt, ob da nicht auch Kinder oder Jugendliche vor dir sitzen, wenn du so eine Geschichte erzählt, die sich denken: "Was will der Onkel eigentlich gerade von mir? Was erzählt er da?"
[00:17:16.020] - Andreas Krüger
Wenn ich das nun erzählen würde. Das ist ja eine ziemlich lange Geschichte und für jemanden, der damit nichts zu tun hat, hat die einen langen Bart. Das geht mit ganz vielen Geschichten in der Psychoedukation so, weil hoffentlich tickt dein Hirn im Normalprogramm nicht im Notfallprogramm. Ich sage auch immer so, wenn wir uns diesen Kindern annähern, müssen wir irgendwie sagen so oder uns vorstellen: "So, du Marsianerin, ich Erdenbürger", wir sehen zwar gleich aus, aber da oben tickt was ganz, ganz anders. Und das ist etwas leichter für uns, auch für das Kind, wenn das Kind ein Vorher Nachher kennt. Also du bist sieben, wenn was Schlimmes passiert. Wenn du allerdings als Säugling schon Missbrauchserfahrungen, Vernachlässigungserfahrungen machst, dann kannst du gar nicht ein Hirn, was anders tickt als in diesem Notfallprogramm und Folgeprogramm. Das heißt, die Kluft zwischen dir und den Normalos wird immer größer sein. Eine Sache muss ich aber noch erklären: Wenn jetzt unser kleines Kind im Landschulheim was Schlimmes erlebt hat und will, dass die Tür offen bleibt, kann es einmal das Kaninchen sein, was direkt im Steinhaufen hockt, aber was ganz, ganz wichtig ist die zweite ergänzende Geschichte, die schneller geht, keine Sorge. Die würde ich gleich erzählen, nämlich, die würd ich immer erzählen, weil ich weiß ja nicht, was das Kind erlebt hat.
[00:18:18.920] - Andreas Krüger
Jetzt will ich dir noch was erzählen: Und zwar wir Menschen sind eben Menschen und nicht Kaninchen. Und wir sind mit etwas ausgestattet, das nennt man Mitgefühl, die Fähigkeit zum Mitgefühl. Deswegen muss ich die Geschichte erweitern. Neben der Wiese auf dem Hügel, da hockt der große Bruder von dem kleinen Kaninchen, guckt aus seinem Kaninchenbau raus und sieht, was da unten passiert. Dann denkt er: "Oh Gott, meine kleine Schwester ist in Lebensgefahr", denn er kennt diesen alten, verlassenen Kaninchenbau. Er weiß, da kommt man nicht raus. Er weiß, sie kommt da jetzt nicht weg wegen des Steins, der da liegt. Er weiß, sie kann auch nicht kämpfen gegen die Katze. In seinem Schädel entsteht dieses Ohnmachtsgefühl und in seinem Schädel entsteht traumatischer Stress. Und in seinem Schädel kann das Notfallprogramm losgehen. Und meine Frage, die ich dann an das Kind richte, ist: "Hast du dich schon mal so gefühlt wie Kaninchen eins im Steinhaufen und oder wie Kaninchen zwei, also das größere Kaninchen, was zuguckt oder auch das kleinere?" Und ich sage mal so die Hälfte der Kinder geben da vermutlich eine authentische Antwort. Wenn ich jetzt mit einer Mutter zusammen sitze, die selbst vielleicht Täterin ist, dann wird das Kind sich winden, dann ist es in Gefahr, dann findet es die Geschichte bedrohlich, dann sagt es Stopp oder wenn es keine Erinnerung hat, das kann aus verschiedenen Gründen der Fall sein, aber es ist erst mal eine Orientierung und ich weiß erst mal vor allem, okay, wenn sich das Kind so gefühlt hat, dann hat es traumatischen Stress erlebt und dann ist jetzt mein nächster Schritt, auch wenn ich noch nicht weiß, was passiert ist, was ja wichtig ist eigentlich, aber erst mal geht es um Heilung vielleicht und der voran geht eine Diagnostik, die kann ich jetzt machen. Ich kann jetzt für das Kind plausibel und mit einem roten Faden in der Hand sagen: "So, Mensch, wenn du dich so gefühlt hast, dann schlage ich mal vor, dass wir jetzt mal Fieber messen in der Seele und ich jetzt mal gucke Hast du denn so ein Notfallprogramm? Denn was ich weiß von dir, Du kann schlecht einschlafen, du hast Angst, wenn die Tür zu geht, Du hast dich zurückgezogen. Bist viel, viel, ganz traurig." Es könnte sein, dass das so eine Art Notfallprogramm ist, nach einer seelischen Verletzungen.
[00:20:15.320] - Nadia Kailouli
Ab wann verstehen Kinder, dass sie eben eine seelische Verletzung haben und eben nicht die Hand gebrochen haben oder Loch im Zahn haben oder so?
[00:20:23.390] - Andreas Krüger
Genau, das ist der nächste schwierige Punkt. Vor allem, wenn man mal davon ausgehen, ab dem ersten Atemzug spätestens kann der Mensch eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Das weiß die Forschung. Die Neurobiologie bei Menschen und im Tierversuch kann das belegen. Also du kannst ein Baby nicht fragen. Diese ganzen Geschichten funktionieren ja erst, wenn du Begriffe entwickelt hast. Wenn du Sprache hast eine gemeinsame Sprache. Deswegen sage ich auch so, weil die ganz, ganz frühen Traumatisierungen habe ich zwar immer an Bord, aber die kommen zu mir in der Regel, also wenn die Drei-Wort-Sätze sprechen können, dann kann ich mit denen auf dieser kognitiven Ebene anfangen zu arbeiten. Es gibt einen Film, den ich empfehlen möchte. Die ARD hat den immer noch in der Mediathek. 2011 haben die da einen Dreh bei mir in der Praxis gemacht mit ganz einfachen Fällen: "Wie Kinder wieder lachen lernen." Und der kleine Patient, der es noch nicht zwei, als er angemeldet wird. Der kleine Lorenz war gerade zwei, als ich ihn das erste Mal sehe und er hat beim Kinderarzt was schlimmes erlebt. Also nicht Thema dieses Podcasts, aber eine Traumafolgestörung entwickel ich, wenn ich eine ärztliche Maßnahme erlebe, die mich traumatisiert oder wenn ich Missbrauchserfahrungen mache. Also ich sage mal, das neurobiologische Prinzip, was die Antwort ist, ist das gleiche. Und da arbeite ich ganz viel mit den Eltern und ihm. Er versteht wahrscheinlich 30 %. Ich erzähle ihm diese Geschichte, aber ich male sie auf, wir inszenieren sie dann. Ich male sie immer erst mal auf, auf dem Spielteppich, nicht am Tisch, sondern ich gehe dann runter zum Kind mit den Bezugspersonen zusammen, erkläre die Geschichte und versuche sie dann auch noch zu verinnerlichen durch ein Spielsequenz vielleicht. Und dann komme ich schon recht nah dran, denn das Kind, es gibt so in der Psychologie, so ein Begriff, den wir so emotionale Evidenzerleben, so ein "Aha Erlebnis". Das entwickelt das Kind manchmal besser als die erwachsene Person, weil die weiß nicht, was ein Notfallprogramm ist. Die weiß nicht, was Flashbacks sind. Das Kind weiß aber ganz genau, was das ist. Es fehlen ihm aber die Worte und die Begriffe und es hört mit solchen Ohren trotz ADHS zu, weil es fühlt sich angesprochen und dann ist es viel leichter für mich. Und ich quassel ja nicht nur, auch wenn ich viel rede, sondern ich verbinde das immer auch mit einer Zeichnung. Ich habe ganz, ganz viele Bilder entwickelt, die ich den Kindern dann anbieten kann, so standardisiert. Und wenn ich jetzt ein Bezugssystem dabei habe, zum Beispiel bei diesem kleinen Lorenz, war es ganz klar, die Eltern haben bemerkt, okay, nach diesem ganz einfachen, ganz einfachen Eingriff, diesem ärztlichen. Es ging da nur um so eine Punktion der Vene, die Mutter musste das Kind festhalten und das war schon ein Ausnahmezustand. Danach war total anders und das hörte auch nicht auf. Und da sind es natürlich die Eltern, die dann auch durch ihr Wissen den Zusammenhang mit herstellen. Also es ist letztendlich leichter als man denkt.
[00:22:50.470] - Nadia Kailouli
Aber ist der Weg zu dir der Schwierige? Also das Ding ist, ich habe viele Freunde, die Kinder haben und ich hatte mir schon bei dem ein oder anderen Kind gedacht: "Mein Gott, das ist aber auffällig", weil es ausrastet, Wutausbrüche hat und dann erklären mir die Eltern aber: "Ja, es ist drei Jahr alt, das schwierige Alter." Und dann denke ich: "Puh, okay", und dann frage ich mich, die Eltern würden ja niemals auf die Idee kommen zu sagen vielleicht muss mein Kind mal zur Therapie.
[00:23:14.410] - Andreas Krüger
Da haben die auch völlig recht, weil ein Kind hat ja so die berühmte Trotzphase, mit zwei und zwölf.
[00:23:20.140] - Nadia Kailouli
Ist das so? Das kann man auch wirklich so sagen.
[00:23:21.370] - Andreas Krüger
Na klar, das ist wie eine Krankheit.
[00:23:23.710] - Nadia Kailouli
Ja, vor allem für die, die nicht, die nicht die Eltern sind und das mit ertragen müssen.
[00:23:28.390] - Andreas Krüger
"Müssen wir die Polizei rufen?" Das sind ganz schreckliche Szenen für Eltern auch. Ist aber normal. Also das finde ich ganz, ganz wichtig, dass man nicht aus einem Phänomen, was man beobachtet, gleich die wilden Rückschlüsse zieht, sondern es braucht da schon allein diese drei Gruppen von Störungszeichen, über die ich eben geredet habe. Die müssen identifizierbar sein. Wenn die nicht da sind, dann ist es vielleicht nur Trotzphase. Wobei die Ausraster siehe Benni Film "Systemsprenger", da bin ich ziemlich sicher. Ich finde den wunderbar den Film, dass ist wie so ein Referenzfilm für Ankerland. Am Ende steht das Publikum und alle Professionellen stehen verzweifelt da: "Was soll man mit so einer Benni machen?" Ich sage: "Hier, ich habe eine Idee: Ackerland", denn das ist toll inszeniert. Also der Film ist richtig gut gemacht. Natürlich auch ganz toll gespielt. Eine einzige Sache fehlt: Eine traumapsychologische Expertise, um den Casus Knacksus da rauszuholen und zu gucken, was sind denn Ursachen für diese ganze, nicht die ganze, aber einen wichtigen Teil des Scheiterns?
[00:24:25.120] - Nadia Kailouli
Wenn Kinder schlimme Erfahrungen gemacht haben, wie eben Missbrauch, sexueller Missbrauch, Gewalt, entwickelt daraus jedes Kind irgendwann eine Traumafolgestörung?
[00:24:36.400] - Andreas Krüger
Nö.
[00:24:37.150] - Nadia Kailouli
Und für die, die es dann entwickelt haben, die am Ende bei dir in der Praxis landen. Du arbeitest ja glaube ich gerade mit so circa 60 Kindern, therapierst du.
[00:24:45.640] - Andreas Krüger
Also ich nicht. Wir haben so immer so, ich sage mal zwischen 30 und 60 Kindern pro Jahr und Jugendlichen, nicht nur Kinder. Und es ist ja, man könnte sagen Praxis, aber es ist eigentlich eine Tagesklinik ähnliche Struktur weil wir haben eine fallführend sprachorientierte Traumatherapeutin, aber wir haben und deswegen gibt es Ankerland eigentlich, ergänzend Kunst, Musik, Körpertherapie aber nicht in großen Gruppen, sondern sehr luxuriös eins zu eins.
[00:25:08.770] - Nadia Kailouli
Zahlt das die Kasse?
[00:25:10.150] - Andreas Krüger
Nö, wir sind komplett drittmittelfinanziert und ich bin sau stolz drauf, ich kriege immer noch Gänsehautschauer. Am 1. April sind wir im achten Jahr.
[00:25:17.920] - Nadia Kailouli
Und das heißt aber, die Eltern müssen das bezahlen, nein?
[00:25:20.390] - Andreas Krüger
Nein. Das machen die Spender und Unterstützer und Stiftungen.
[00:25:23.560] - Nadia Kailouli
Und nach welchen Prinzipien wählt ihr aus? Wahrscheinlich habt ihr viel mehr Anfragen als ihr Patienten aufnehmen könnte, oder?
[00:25:29.010] - Andreas Krüger
Also wir haben keine Warteliste, es macht keinen Sinn, da könnten wir nicht mehr drauf schlafen. Wir sammeln Anmeldungen, also jeder kann sich melden erst mal, klar. Wir haben ganz, ganz wenig Kapazitäten, weil wir bedarfsorientiert behandeln und wenn ein Kind aus dem Heim kommt, ungefähr die Hälfte der Kinder, die bei uns sind, leben nicht mehr zu Hause. Die meisten leben in Heimen. Dann werden die wahrscheinlich mehrere Jahre bei uns sein. Und die haben eben nicht nur eine posttraumatische Belastungsstörung, sondern die haben häufig auch noch andere psychiatrische Diagnosen, die häufig assoziiert sind, die ich so subsumiere unter Folgeprogramm vom Notfallprogrammen, denn meistens sind es Störungen, wo man auch in der Biografie nachweisen kann, die sind im Anschluss entstanden und die sind Antworten auf eine nicht behandelte Traumafolgestörung, die vielleicht am Anfang stand. Und wir können nicht, sagen, wann wir wieder einen Platz haben. Das heißt, wir hören uns an, was Sachlage ist. Wir haben ein sehr aufwendiges Anfrageprotokoll. Das ist gerade sehr aufwendig in Arbeit, weil wir das digitalisieren, damit wir überhaupt der Situation Herr werden und Frau. Und dann poolen wir die verschiedenen Anfragen nach bestimmten Kriterien, Auswahlkriterien, die wir für uns gefunden haben, die wichtig sind für uns zu entscheiden, welches Kind nehmen wir als nächstes? Und dann ist es letztendlich. Ja, das ist hart, aber es ist ein bisschen Glückssache, weil wir können. Also, wenn man davon ausgeht, dass ungefähr, also vier bis knapp zehn Prozent der Kinder einfach nur unter einer PTBS leiden, posttraumatische Belastungsstörung, Notfallprogramm in meinem Sprachjargon, dann ist das eine erdrückende Zahl. Die brauchen nicht alle so ein komplexes Behandlungsangebot. Das können auch niedergelassene Kinder- und Jugendlichentherapeuten, Therapeutinnen leisten, die eine traumatherapeutische Qualifikation haben. Aber bei den schwersten Fällen und das werden in der Metropolregion wie Hamburg oder Berlin viele tausend Kinder sein. Und je bekannter wir werden, desto mehr Anfragen kriegen wir natürlich auch. Das können wir nicht bewerkstelligen, ist unmöglich. Und das ist ein harter Teil dieser Arbeit, dass man auch immer wieder da dann so einen Fall geschildert bekommt, relativ differenziert, damit wir auswählen können und sagt: "Verdammte Tat, warum können wir da nicht mehr von anbieten, warum sind wir so alleine?" Und vor allem natürlich auch der Ärger darüber, dass die Kostenträger nicht zahlen. Wir haben sieben Jahre lang, der Ankerland Verein, den habe ich, dessen Gründung habe ich initiiert, 2008. Wir sind jetzt 15 Jahre alt, seit einem Monat. Wir haben die ersten sieben Jahre nur eigentlich darum gekämpft, dass wir bezahlt werden von den Krankenkassen. Alle finden es klasse, was wir machen, inklusive der Hamburger Bürgerschaft, die uns auch großzügig unterstützt hat, aber die Bürgerschaft, nicht die Behörde. Das ist was anderes. Und die Behörden sagen: "Ja, es ist ja ganz toll, was ihr macht, aber andere müssen zahlen." So, also entweder die Kassenärztliche Vereinigung muss bezahlen oder die Krankenkassen, die die Krankenhausversorgung finanzieren. Das Behandlungsverfahren, was ich entwickelt habe, angelehnt an ein erwachsenen therapeutisches Verfahren, das heißt PITT oder PITT-KID heißt Mein Kinder Verfahren.
[00:28:13.420] - Nadia Kailouli
PITT steht für?
[00:28:13.680] - Andreas Krüger
PITT steht für psychodynamisch imaginative Traumatherapie. Luise Reddemann hat dieses Verfahren um die Jahrtausendwende beziehungsweise vorher schon für Erwachsene entwickelt. Und ich habe mich damals so orientiert. Ich muss das Rad nicht neu erfinden. Das war wunderbar. Es gab so drei Verfahren. EMDR ist das bekannteste dann von Luise Reddemann und noch ein drittes Verfahren aus Köln, von einem Kollegen von Gottfried Fischer: MPTT. Und das Verfahren eignete sich für mich als Kinderpsychiater so am ehesten, um für Kinder modifiziert zu werden. Und das Verfahren ist auch hinsichtlich seiner Wirksamkeit in der Pilotstudie und im klinischen Alltag sowieso belegt. Also wir haben Belege dafür, dass unsere Arbeit effizient ist. Aber es gibt eben noch nicht so die Finanzierungsschablone, in die wir reinpassen, weil wir so einen Zwitter sind aus Tagesklinik und Praxisbetrieb, quasi für die Krankenkassen.
[00:29:03.360] - Nadia Kailouli
Schon verrückt. Ja, aber ich frage mich die ganze Zeit, wenn man sagt, man macht es nicht, obwohl man all diese Auffälligkeiten hat. Die meisten machen es ja nicht, weil die Kapazitäten gar nicht da sind, das Angebot gar nicht in der Masse da ist, wie du gerade gesagt hast. Und viele Kinder und Jugendliche, obwohl sie traumatische Erfahrungen gemacht haben, machen eben keine Therapie, keine Traumatherapie. Wo werden die landen irgendwann als Erwachsene im schlechtesten Fall?
[00:29:26.940] - Andreas Krüger
Also erst mal würde ich sagen, nicht den Kopf gleich ganz in Sand stecken. Jede Traumatherapie Schule die elaboriert ist, hat eben zum Beispiel diese psychoaktiven Elemente mit im Konzept. Und was für andere therapeutische Kontexte jetzt, wenn ich mit Neuröschen durch die Gegend renne, funktioniert das nicht, da kann ich mir selbst nicht wirklich helfen. Wenn ich allerdings weiß, überhaupt erst mal weiß, ich habe eine PTBS, eine posttraumatische Belastungsstörung, so ein Notfallprogramm im Kopf, dann kann ich schon so mit Selbsthilfemaßnahmen Veränderungen bewirken.
[00:29:55.800] - Nadia Kailouli
Wie kann die aussehen? Selbsthilfemaßnahmen?
[00:29:56.670] - Andreas Krüger
Ja, also die Not, die wir jetzt gerade im Raum haben, es gibt so viele und es gibt so wenig Möglichkeiten der Behandlung hat mich dazu geführt, Bücher zu schreiben. Und ich habe den tollkühnen Versuch gestartet vor 15 Jahren, glaube ich, ging das los, ein Buch zu schreiben, was als Selbsthilfebuch für Kinder funktionieren kann, für Kinder und Jugendliche. Ich habe die Powerbooks genannt. Zwei Stück gibt es mittlerweile davon, und da erkläre ich so in so einem gedachten Dialog auch mit meiner Bilderwelt, die wunderbar und schön von Ulrike Barth-Musil illustriert wurden. Also ich habe so rumgemalt und sie hat dann schön gemacht. Dann habe ich versucht, in so einen gedachten Dialog mit meiner Leserin zu treten und ihr zu vermitteln: Was könnte da los sein in deinem Kopf und wie kannst du dir selber helfen? Das funktioniert durchaus. Ich habe ganz berührende auch Rückmeldungen bekommen, übrigens auch von Erwachsenen, was ich gar nicht erwartet hätte, die damit arbeiten. Gerade welche, die jetzt organisierte Gewalt erlebt haben, können sich sehr gut mit dieser kindlichen Sprache oder dieser jugendlichen Sprache verbinden und das hilft. Und es gibt noch die Möglichkeit, dass ich als erwachsene Person so ein Kind auch unterstütze, obwohl ich keine Therapeutin bin, in dem ich eben auch diese Fachkunde entwickle, wenigstens so kursorisch. Auch dafür habe ich geschrieben, um ein Buch zum Beispiel bei Patmos Erst Hilfe für traumatisierte Kinder. Es gibt auch auf Spanisch und auf Polnisch und wird jetzt bald auch als Hörbuch ins Ukrainische übersetzt vorliegen. Und wenn man nichts macht, ja, da gibt es auch erdrückende Forschung zu einer da Ackerland Unterstützung, die ich besonders schätze als Fachkollegen. Der Professor Egle, der hatte seine wissenschaftliche Forschung sehr fokussiert auf Schmerzpatienten im Erwachsenenalter Psychosomatik und er hat 2016 eine Veröffentlichung, die sich jeder runterladen kann, zu Papier gebracht als Erstautor im Bundesgesundheitsblatt, wo er beschreibt mit seinen Co-Autorinnen und Autoren: Was sind die zu erwartenden Langzeitfolgen von früher schwerer Belastungserfahrungen, frühkindlicher Belastungserfahrungen von Adverse Childhood Experiences und erfasst dort alles, was an Forschung so Rang und Namen hat aus dem Bereich Körpermedizin, Justiz, Psychomedizin zusammen und auch Beobachtungen vom sozialen Leben. Und es gibt so einen ganz wichtigen Namen, den man da mal gehört haben sollte, wenn man sich damit beschäftigen möchte. Ein Herr Felitti aus Kalifornien hat die berühmte ACE-Studie 1998 veröffentlicht, die erste von vielen, die danach folgten. Und er hat eben beweisen können, dass schlimme Lebenserfahrungen im Kindesalter und je mehr, desto schlimmer dazu führen, dass ich als erwachsener Mensch doppelt so häufig Raucher schlechteren sozialen Outcome habe, häufiger im Knast lande, häufiger psychisch krank bin. Jo, hätten wir vielleicht erwartet, aber was ein Hammer war: Die Erkenntnis, dass Leute, die in meinem Alter sind, dann auch häufiger Herzerkrankungen haben, Krebs, Rheuma, Diabetes Mellitus. Eine britische Studie hat gezeigt, die sterben einfach mal zehn, 20 Jahre eher. Das heißt, das ist echt ein richtig dicker Brocken den die Gesellschaft da aus meiner Sicht anpacken müsste. Also nur zuzusehen und zu sagen: "Ja wie sollen wir denn? Und ja, auch das Geld fehlt uns und ja, ist ja nur Psycho", das ist ein Fehler, das fällt uns auf die Füße und das kostet neben dem Leid, das der Einzelne und seine Umgebung zu verarbeiten hat, die Gesellschaft ein riesen Haufen Geld. Also egal, ob ich jetzt aus Gewaltverhältnissen selbst Gewalttäter werde, ob ich damit psychisch körperlich krank werde, ob ich arbeitsunfähig bin, das kostet. Ja, so ist es.
[00:33:23.810] - Nadia Kailouli
Ich versuche jetzt gerade so hinten raus...
[00:33:26.240] - Andreas Krüger
Darf ich mir?
[00:33:26.310] - Nadia Kailouli
Ja, bitte nimm dir was da. Entschuldigung. Was bin ich ein schlechter Gastgeber.
[00:33:29.760] - Andreas Krüger
Nein, nein, nein, ich trinke zuviel.
[00:33:33.030] - Nadia Kailouli
Ich denke gerade so an die Eltern, die denken: "Ja, scheiße, Was mache ich jetzt? Weil der liebe Herr Dr. Krüger ja gerade schon gesagt hat, dass es gar nicht so viele Stellen gibt, wo ich hin kann." Jetzt kann ich mir vielleicht mal seine Bücher durchlesen, mir Wissen aneignen, aber gleichzeitig mit dem Wissen, das ersetzt keine Therapie. Was machen wir jetzt? Ich meine, die Zahlen zeigen ja, wie viele Kinder im Schnitt eben sexuelle Gewalt erfahren, erfahren haben, dass daraus basierend eben irgendwie Flashbacks entstehen, eine psychische Störung entsteht oder so. Es liegt auf der Hand. Aber wie können wir jetzt noch ein bisschen Mut machen hier aus dieser Sendung?
[00:34:11.480] - Andreas Krüger
Ordentlich, würde ich behaupten. Was für mich ein ganz spannendes Thema ist, ist die Resilienz Forschung. Das Ehepaar Werner und Werner hat auf Kawaii gleich neben Hawaii große Populationen beobachten können über mittlerweile über 50 Jahre, weil die Leute bleiben, weil es so schön ist. Und das Spannende ist, dass sie gefunden haben, dass es für diese Hungerlöhner des Glücks, die so wirklich vielleicht schon mit dem ersten Atemzug einfach schlecht hineingeboren wurden in Verhältnisse, die schädlich sind. Sie zeigen uns, wie wenig der Mensch braucht, um zu überleben, was weiß ich: "Ja, wie hast du es denn eigentlich geschafft?" "Ja, in der Schule. Die Lehrerin, die hat mich immer so freundlich angelächelt", "Ja, hat die dann viel mit ihr geredet?", "Ne, die hat mich nur freundlich angelächelt. Das hat mich jeden Tag irgendwie überleben lassen." Da denke ich, ja, Hallo, ich aus meiner Komfortzone heraus. Wie soll das denn gehen? Ich brauche das, dass das angeblich um glücklich zu sein. Und ich denke, ich bräuchte wahrscheinlich auch immer noch ziemlich viel, um überhaupt zu leben. Nee, es geht mit weniger. Und ich glaube, wenn man versucht, niederschwellig schon Angebote da den Kindern zukommen zu lassen, geht schon was. Das war auch eine Motivation bei Ankerland. Das Therapiezentrum kam nicht in die Gänge, wegen der, ich sage mal störrischen Trägerschaft, die nicht wollte oder nicht konnte aufgrund der Gesetzestexte. Wir haben gesagt, was können wir denn schon anbieten? Und wir haben das Infotelefon angeboten und dann irgendwann jetzt auch das Ankerland-Beratungszentrum eröffnet, wo wir niederschwellig Leute beraten, auch Profis, eine Lehrerin zum Beispiel. Also wenn ich da erst mal schon mal tätig werde und das ist ja auch Teil dieser ganzen Berliner Idee, überhaupt erst mal Kinderschutz zu betreiben, geeignet und durch Störungszeichen, die jetzt vielleicht auf eine Traumafolgestörung hinweisen, ein Kind zu identifizieren. Die 2 bis 3 pro Klassenzimmer, die statistisch Missbrauchsopfer geworden sind, dass wir da tätig werden. Wenn einfach die Gesellschaft und auch die Fachkollegenschaft in Pädagogik, Sozialarbeit, Medizin auf den Jugendämtern bitte auch, wenn die qualifiziert sind, wenn die wissen, was ist ein Notfallprogramm? Was ist eine dissoziative Störung? Dass sie dann überhaupt erst mal Kinderschutz betreiben können. Das Wichtigste ist erstmal, dass die Kinder überhaupt in Sicherheit kommen, denn das hilft uns ja wenig, was wir hier bequatschen, wenn wir uns überlegen, dass die meisten Kinder von den zwei, drei, die in einer Klasse sitzen, in den Nahbeziehungen traumatisiert sind. Das heißt, es sind meistens die Elternpersonen, die wenden sich aber nicht an Ankerland. Aber die Lehrerin beobachtet und die könnte daraus Schlüsse ziehen, die dem Kindeswohl dienen können. Also da kann man schon noch einiges machen und dann wäre dem Kind auch schon viel gedient, wenn beispielsweise nur so ein Kind aus schädlichen Verhältnissen herausgenommen wird. Wenn der Stiefvater oder die Mutter das Kind über Jahre schon missbraucht haben und das Kind kommt einfach in eine traumasensible Jugendhilfeeinrichtungen oder Pflegefamilie. Ja, wäre natürlich toll, auch noch eine geeignete Therapie oder Therapeutin zu finden. Aber wenn sich das soziale Umfeld traumasensibel dem Kind annähert, ist schon ganz, ganz viel gewonnen. Und das ist, ja ich fühle mich da immer wie in der Diaspora, was die psychotherapeutische Versorgung von Traumapatienten angeht. Aber da geht ja was. Ich kann mich ja mit einem Kind hinsetzen und zum Beispiel die Powerbooks durchgehen. Ich mache mich erst mal selber schlau, lese die Bücher und lese vielleicht das Erste-Hilfe-Buch und dann setze ich mich vielleicht mit dem Kind zusammen hin oder mit der Jugendlichen und wir lesen es zusammen durch. Die Bilder sind ja da. Ich muss ja gar nichts machen. Und ich weiß einfach, das hätte ich mich vor zehn Jahren noch nicht getraut zu sagen, aber mittlerweile weiß ich, das funktioniert. Das macht die Jugendhilfe, das machen Pflegeeltern und das ist für mich auch menschlich ein kleiner Segen, weil das wollte ich ja eigentlich auch. Ich wollte das da irgendwie wenigstens so ein bisschen Linderung entsteht. Und eine Sache darf man nicht vergessen: Traumatherapie für Kinder. Ich bin Pionier. Als ich vor über 20 Jahren damit angefangen habe, Therapiekonzepte zu entwickeln, gab es nichts. Es gab in den USA erwachsenen-therapeutische Konzepte und erste Früchtchen. Luise Reddemann war eine der ersten in Deutschland, die in der Klinik in Bielefeld EMDR angewendet hat. Arne Hoffmann und so sind so Leute, die in Erwachsenentherapie anfingen. Es ist noch ganz jung. Also Chirurgie machen wir seit 500 Jahren und Traumatherapie, sage ich mal seit 40, 50 Jahren. Im Kinderbereich, so alt bin ich auch noch nicht, also ging das vor 20, 25 Jahren los. Ich war einer der ersten. Das heißt, ich habe da Hoffnung! Dass wir heute hier sitzen. Hallo? Undenkbar vor 20 Jahren, als ich anfing und die Traumambulanz aufgemacht habe. Geduld habe ich echt gelernt. Und wenn man geduldig, beharrlich Dinge verfolgt, erreicht man Ziele. Deswegen bin ich, ne, ich bin nicht hoffnungslos. Wir sind zum Glück in einer ganz kritischen gesellschaftlichen Situation an einem Punkt, wo das Thema Trauma so gesellschaftsfähig ist, dass das nicht einfach mehr unter den Tisch gekehrt werden kann. Das ist eine Hoffnung, die ich auch damit verbinde, nämlich, dass so die Forschung und die Erkenntnislage, die die Traumapsychologie da der Gesellschaft geben kann, dass die auch gehört wird und dass es auch dazu führt, dass die Versorgung trotz weniger Mittel in Zukunft besser wird.
[00:39:02.380] - Nadia Kailouli
Dann nehmen wir diese Hoffnung mal mit und ich danke dir, Dr. Andreas Krüger, dass du uns einen kleinen Einblick gegeben hast in eine Traumatherapiesitzung, wie sie denn anfangs ablaufen kann mit einer Geschichte bei Kindern. Dankeschön!
[00:39:17.380] - Andreas Krüger
Ich danke dir für die Einladung.
[00:39:22.290] - Nadia Kailouli
Ja, das waren jetzt intensive Einblicke, finde ich, die wir hier von Herrn Dr. Krüger bekommen haben. Und ich glaube, es wurde ziemlich deutlich, dass es sehr, sehr schade ist, dass es halt so wenige Stellen gibt. Aber zum Glück gibt es Stellen wie Ankerland und zum Glück gibt es eben Therapeuten wie Herrn Dr. Krüger, die zu dem Thema Traumatherapie bei Kinder und Jugendlichen überhaupt sensibilisieren und sagen: "Okay, Leute, wir müssen da was machen und zwar mehr als bisher!"
An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei euch bedanken, dass ihr uns so treu zuhört und dass ihr auch bei schwierigen Themen dranbleibt. Wenn ihr wollt, dann folgt uns doch gerne, abonniert unseren Kanal und wenn ihr uns persönlich einmal schreiben wollt, dann könnt ihr das natürlich sehr gerne tun. Eine Email könnt ihr einfach schreiben an: presse@ubskm.bund.de
Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Andreas Krüger hat das Therapiezentrum „Ankerland“ aufgebaut. Er hat ein spezielles Behandlungsverfahren für Kinder und Jugendliche entwickelt, die durch Gewalt und Missbrauch traumatisiert sind.
Mehr Infos zur Folge
So gut Krankenhäuser, Ambulanzen und niedergelassene Praxen auch arbeiten: Es gibt zu wenige Behandlungsplätze, zu wenig speziell ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten, zu wenig Zeit und Geld. Deshalb werden traumatisierte Kinder oft weder als traumatisiert erkannt noch entsprechend behandelt.
Allein in Hamburg werden jedes Jahr mehrere tausend Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt, Missbrauch und anderen traumatischen Erlebnissen. Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Andreas Krüger hat deshalb das Therapiezentrum „Ankerland“ aufgebaut. Ankerland ist bundesweit die erste integrative und therapeutische Einrichtung, in der traumatisierte Kinder intensiv – und so lange wie nötig – behandelt werden.
Bei uns spricht der Gründer und Leiter von „Ankerland”, Dr. Andreas Krüger, über seine Arbeit. Er erzählt von den Flashbacks, die seine Patient:innen quälen und erklärt, was dabei im Gehirn passiert. Er erklärt außerdem, warum gerade die ganz kleinen Patient:innen den größten Therapiebedarf haben. Warum er keinen anderen Beruf auf der Welt machen möchte und wie er mit den Schicksalsschlägen bei Kindern und Jugendlichen fertig wird, erzählt Dr. Andreas Krüger hier bei einbiszwei.
WEITERE INFOS + HILFEANGEBOTE:
Linksammlung und Quellen
Website von Ankerland
Therapiezentrum Ankerland
Dr. Andreas Krüger bei Wikipedia
Wikipedia | Andreas Krüger
Eine Doku über die Arbeit von Andreas Krüger
Das Erste | „Wie Kinder wieder lachen lernen: Hilfe nach dem Trauma”
Andreas Krüger leitet ein Institut für Psychotraumatologie
Institut für Psychotraumatologie des Kindes- und Jugendalters (IPKJ)
Publikationen und Interviews von Dr. Andreas Krüger
„Powerbook” von Andreas Krüger
Elbe & Krüger Verlag | Powerbook Band 1 & 2
Andreas Krüger im Interview mit STERN
STERN | Kindertherapeut Andreas Krüger: "Gewalt ist ein Schrei nach Hilfe"
Andreas Krüger im Podcast „STERN nachgefragt”
STERN nachgefragt | Dr. Andreas Krüger: Wie heilt man ein Trauma?