Unsensible Kommentare, Anschreien oder nicht abgesprochene medizinische Maßnahmen – was ist da los in den Kreißsälen, Claudia Watzel?
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[00:00:01.020] - Claudia Watzel
Wenn wir über Gewalt in der Geburtshilfe reden, dann reden wir über Schmerzen, die von außen hinzugefügt werden. Also die Mechanismen, die sind so ganz subtil. Dann wird den Frauen gesagt: "Na ja, sie wollen doch auch das Beste für ihr Kind." Das ist noch die freundliche Formulierung, wenn versucht wird, Frauen in irgendwelche Interventionen einwilligen zu lassen. Und das, was anders formuliert heißt: "Wenn Sie nicht zustimmen, stirbt Ihr Kind."
[00:00:23.610] - Nadia Kailouli
Hi, herzlich willkommen bei einbiszwei, dem Podcast über Sexismus, sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Ich bin Nadia Kailouli und in diesem Podcast geht es um persönliche Geschichten, um akute Missstände und um die Frage, was man tun kann, damit sich was ändert. Hier ist einbiszwei. Schön, dass du uns zuhörst.
[00:00:46.830] - Nadia Kailouli
"Wenn Sie jetzt schon so schreien, dann wird das hier nichts." "Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an", oder auch: "Da, wo es reinkommt, muss es nun mal auch raus". Sowas bekommen Frauen zu hören, während sie im Kreißsaal liegen und sich Mühe geben, ein Kind zu bekommen. Diese "Da müssen sie jetzt durch"-Haltung scheint immer noch weitverbreitet zu sein. Rabiate Ärzte, unnötige Dammschnitte, fiese Techniken wie zum Beispiel der sogenannte Kristeller-Handgriff. Für viele Frauen wird die Geburt ein schreckliches Erlebnis. Claudia Watzel ist Psychologin und berät Frauen, die durch das, was sie bei der Geburt ihres Kindes erlebt haben, traumatisiert sind. Sie setzt sich seit vielen Jahren aktiv für die Rechte von Schwangeren und für eine gewaltfreie und selbstbestimmte Geburt ein. Und ich freue mich sehr, dass sie heute bei uns ist. Herzlich willkommen, Claudia Watzel bei einbiszwei.
[00:01:28.830] - Claudia Watzel
Dankeschön.
[00:01:29.850] - Nadia Kailouli
Claudia, ich bin keine Mutter. Dementsprechend habe ich noch kein Kind geboren. Wir sprechen heute über die Geburt und die ist ja von Frau zu Frau unterschiedlich. Wie oft erlebst du, dass Frauen sagen, es ist die schönste Sache der Welt gewesen?
[00:01:42.420] - Claudia Watzel
Tatsächlich eher selten. Also ich arbeite aktuell in der Familienförderung und wo ich viel mit Müttern, mit Babys zu tun habe. Und Geburt ist ein Riesenthema, aber ganz oft dann eher so: "Hm, möchte ich nicht drüber reden", oder, "war nicht so schön." Und also wenig Frauen, die dann sagen: "Das war so toll."
[00:01:59.280] - Nadia Kailouli
Ja, weil es ist natürlich auch sehr, sehr schmerzhaft, so eine Geburt, eine natürliche Geburt. Aber wir wollen heute gar nicht so sehr darüber reden, wie die Geburt an sich verläuft, sondern was Frauen dabei alles passieren kann.
[00:02:11.850] - Claudia Watzel
Ich finde es spannend, dass du sagst: "Geburt ist schmerzhaft", weil wenn wir über Gewalt in der Geburtshilfe reden, ist das gerade nicht der Geburtsschmerz, den Frauen häufig auch als sehr positiv beschreiben und kraftvoll und als etwas, was, wow, so eine, also tatsächlich also auch über Schmerz. Wenn Frauen über gute Geburten reden, ist das, was sehr positiv besetzt ist. Also weil, was, was, ja, diese Kraft, glaube ich, darum geht es. Und wenn wir über Gewalt in der Geburtshilfe reden, dann reden wir über Schmerzen, die von außen hinzugefügt werden.
[00:02:40.080] - Nadia Kailouli
Von wem werden diese Schmerzen hinzugefügt?
[00:02:42.570] - Claudia Watzel
Von denjenigen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass die Frauen gut geschützt ihre Kinder zur Welt bringen können, Also von Ärzten, von Hebammen, von Krankenhauspersonal.
[00:02:55.020] - Nadia Kailouli
Ja, ja, das passt überhaupt nicht so in mein Weltbild, weil ich mir denke, da hilft man jemandem, auf die Welt zu kommen. Man hilft der Mutter, dieses Kind auf die Welt zu bringen. Und gerade wenn ich über die Hebamme nachdenke, irritiert mich das so, weil ich mir denke, es ist ja so, dass Frauen sich dann da im Vorfeld oder Familien im Vorfeld drum kümmern, wer wird unsere Hebamme? Die ist aber nicht immer dann diejenige, die bei der Geburt dabei ist, oder?
[00:03:18.360] - Claudia Watzel
Nein, wenn die bei der Geburt dabei ist, dann reden wir über Beleghebammen, die sich Frauen gesucht haben. Aber auch da ist das auch kein Garant, dass keine Gewalt passiert. Ich würde vielleicht noch mal einen Schritt zurückgehen wollen, um es besser verstehen zu können oder einordnen zu können. Ich glaube, man muss Gewalt in der Geburtshilfe verstehen als Gewalt, die gegen Frauen gerichtet ist, und zwar zu einem Zeitpunkt, wo sie besonders schutzbedürftig sind. Also wir reden über Gewalt gegen Frauen und es gibt natürlich in jeder Berufsgruppe irgendwie gute und weniger gute Menschen oder Menschen mit mehr oder weniger guten Intentionen. Manchmal sind die Intentionen gut und die Taten schlecht. Also dieses die "gute Hebamme", die wir uns alle so wünschen und vorstellen, glaube ich, das ist ein Bild, das ist das Bild, was Frauen brauchen, aber das ist eben nicht die Realität.
[00:04:03.060] - Nadia Kailouli
Deswegen bin ich so irritiert. Aber was passiert denn da? Also das Ding ist halt, für mich ist das so wahnsinnig schwer zusammenzubekommen. Jetzt kann man sagen. "Na ja, das hat man ja schon mal gehört." Ja, man hat eben schon die Fälle gehört von Frauen, die gesagt haben: "Ich habe da traumatische Erfahrungen erlebt bei dieser Geburt. Und zwar nicht, weil da ein Kind auf die Welt gekommen ist, sondern wie damit umgegangen worden ist." Kannst du uns Beispiele nennen, was Gewalt in der Geburt bedeutet?
[00:04:25.980] - Claudia Watzel
Also wenn ich so Fortbildungen zum Thema gebe, dann ist einer meiner Lieblingssätze, also Lieblingssätze, weil ich finde den so schlimm und der ist so, also da springt für mich das ganze System raus, ist, das eine Frau, die ihre Geburt als gewaltsam erlebt hat oder von außen hinzugefügte Gewalt erlebt hat. Sie hat gesagt bekommen: "Erzieherinnen sind die schlimmsten, die diskutieren immer."
[00:04:49.710] - Nadia Kailouli
Weil sie Erzieherin war?
[00:04:51.060] - Claudia Watzel
Ja, weil sie Erzieherin war. Weil sie offensichtlich hinterfragt hat, was passiert. Weil sie wissen wollte, was passiert. Und was mich an diesem Satz so betroffen macht, ist, dass etwas verknüpft wird, was gar nichts miteinander zu tun hat. Was hat der Beruf einer Frau damit zu tun, dass sie jetzt ihr Kind kriegt? Das tut gar nichts zur Sache, das ist eine Frau, die ihr Kind kriegt? Warum darf eine Frau nicht diskutieren? Also wie viel Abwertung steckt da drin? Und eigentlich wollte die Frau doch nur eine Antwort auf eine Frage, auf eine berechtigte Frage: "Ich bin hier. Ich brauche Sicherheit für mein Kind, für mich. Ich möchte wissen, was passiert." Und ihr wird das Recht auf Fragen abgesprochen. Es wird verknüpft mit einer abfälligen Bemerkung über ihren Beruf
[00:05:32.700] - Nadia Kailouli
Also psychische Gewalt?
[00:05:33.540] - Claudia Watzel
Psychische Gewalt. Und das ist, das ist, glaube ich, auch das, was so schwer zu ertragen ist. Also die Mechanismen, die sind so ganz subtil. Dann kriegen Frauen so gesagt: "Na ja, sie wollen doch auch das Beste für ihr Kind." Das ist noch die freundliche Formulierung, wenn versucht wird Frauen in irgendwelche Interventionen einwilligen zu lassen. Und das, was, anders formuliert heißt das: "Wenn sie, wenn sie nicht zustimmen, stirbt ihr Kind." Also so und das, also das einer Frau zu sagen, in dem Moment, wo sie sowieso einfach ganz offen ist von den Grenzen, vulnerabel. Und es ist absurd, weil also es unterstellt ja auch der Frau, sie ist nicht in der Lage, die Entscheidung für das Wohl ihres Kindes zu treffen. Das liegt ja in dem Satz auch drin und es liegt drin, dass sie die Entscheidung nicht treffen kann und dass sie ihr eigenes Wohl über das des Kindes stellt, was ja auch legitim wäre, wenn sie wollte.
[00:06:18.270] - Nadia Kailouli
Ich wollte gerade sagen, wie viel Wahrheit steckt denn da drin? Ich meine, Frauen vor allem, die ja das erste Mal ein Kind bekommen. Weißt du was? Ich merke gerade, mir fällt es wahnsinnig schwer, darüber zu reden, weil ich merke, ich weiß ja gar nicht, was es ist. Ich weiß gar nicht, worüber ich rede. Das ist so abstrakt. Natürlich weiß ich grundsätzlich nicht so, wenn wir über Missbrauch reden, worüber reden wir hier eigentlich, wenn man das selber in manchen Formen nicht erlebt hat. Jetzt bei der Geburt ist das so, dass es das natürlich die natürlichste Sache der Welt, wenn man will, ja, in jedem Land, überall kriegen Frauen ihre Kinder. Und jetzt reden wir darüber. Und ich merke Scheiße, ich weiß gar nicht, worüber wir reden. Ich weiß gar nicht, Wie fühlt sich denn eigentlich eine Frau? Was passiert da eigentlich mit ihrem Körper, mit ihrem Geist? Was sind das für Schmerzen?
[00:06:54.870] - Claudia Watzel
Na, wenn du mir das sagst, bin ich so zwiegespalten. Auf der einen Seite denke ich, Gott sei Dank, du hast kein Kind, weil ich quasi tappe nicht in irgendwelche traumatischen Geschichten bei dir. Also was ich in so Fortbildung ganz oft erlebe, also dass dann jemand anfängt zu weinen oder im Nachhinein schreibt und so: "Boah danke, dass du Gewalt gesagt hast, weil das war mein Gefühl und jetzt kann ich es benennen." Also auf der einen Seite und auf der anderen Seite denke ich, wenn du jemals ein Kind kriegen willst, dann hast du so viel Angst.
[00:07:18.960] - Nadia Kailouli
Ich denke mir auch so, warte, wie steht das jetzt gerade mit meinem Kinderwunsch nach dem Gespräch mit Claudia?
[00:07:24.540] - Claudia Watzel
Also ich würde mir wünschen, dass du sagst: "Ha, jetzt weiß ich, was auf mich zukommt und ich kann mich schützen."
[00:07:30.060] - Nadia Kailouli
Jetzt müssen wir nur noch mal besser verstehen, welche Form der Gewalt wo wie angewendet wird. Weil man muss ja sagen, es ist da ja keine Frau alleine mit einer Person und kriegt ein Kind im besten Fall, sondern da ist ein Arzt oder eine Ärztin, eine Hebamme, vielleicht der Partner oder die Partnerin, die dann die werdende Mutter dabei begleitet. Wie kann es dann also sein, dass jemand Gewalt anwendet? Und wie sieht diese Gewalt aus?
[00:07:54.840] - Claudia Watzel
Sie ist eben so subtil, dass man es gar nicht unbedingt mitkriegt. Also sie ist dann quasi so ein bisschen verpackt wie: "Na ja, Sie, Sie wollen doch auch das Beste für Ihr Kind." Also da mitzubekommen, dass gleich sozusagen, so also, dass da Gewalt anfängt unter Umständen.
[00:08:12.000] - Nadia Kailouli
Das heißt, gehen Sie über Ihre Grenzen?
[00:08:13.560] - Claudia Watzel
"Stimmen Sie einer Intervention zu. Machen Sie jetzt, was ich sage." Es ist ja dann die Frage, wie möchte eine Frau die Gabe von bestimmten Medikamenten? Ja nein, vielleicht. Wann entscheidet sie darüber? Wie wird ihr das gesagt, was sie braucht? Also wie wird aufgeklärt? Also wir haben ein Patientenrechtegesetz. Eigentlich muss aufgeklärt werden bei allen Interventionen. Fängt ja schon an mit dem Legen von einem Zugang. Standardmäßig wird in den meisten Geburtskliniken bei Aufnahme ein Zugang gelegt. Also für den Fall, man muss ein Medikament geben. Es gibt Frauen, die aus guten Gründen sagen: "Das möchte ich nicht." Also der Zugang wird gelegt, damit, wenn es einen Notfall gibt, man möglichst schnell handeln kann. Dann sage ich immer, wenn eine Frau aber sagt: "Mich stört dieser Zugang." Also was ja auch, also das ist im Zweifelsfall die Hand, wo man dann sich auf-, das tut dann auch so ein bisschen weh. Wenn ein Zugang liegt, kriegt man ganz schnell Medikamente, so schnell kann man gar nicht gucken, was drin ist. Also es gibt schon auch Gründe zu sagen: "Ich möchte das nicht, sondern ich nehme das Risiko in Kauf, dass ich dann vielleicht das Medikament, was ich im Notfall brauche, fünf Minuten später kriege, weil dann in einer Notsituation erst der Zugang gelegt werden muss." Also wo ich sagen würde, also aufklären, warum will ich das machen und dann der Frau die Entscheidung überlassen, will ich das oder will ich das nicht? Okay, und ganz viele Kliniken machen das nicht. Und wenn ich das Beispiel dann in so Fortbildungen einfüge, dann sagen in der Regel, einer aus dem Team sagt dann: "Ja, aber die Frau wissen doch, wie das in der Klinik ist, da müssen sie halt außerklinisch ihr Kind kriegen." So, und auch da dreht sich sozusagen die-
[00:09:40.800] - Nadia Kailouli
Außerklinisch heißt dann im?
[00:09:42.420] - Claudia Watzel
Im Geburtshaus oder zu Hause. Weil da ist das nicht so, aber das ist gar nicht so einfach, weil mittlerweile gibt es ganz viele Ausschlusskriterien, auch warum Frauen das dann nicht mehr dürfen oder Frauen wird auch so viel Angst gemacht, da könnte ja sonst was passieren und so weiter, was nicht stimmt. Also außerklinische Geburten gibt, also was die Datenlage betrifft, sind genauso sicher wie klinische Geburten, wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen.
[00:10:04.230] - Nadia Kailouli
Okay. Gibt es für dich eine ganz klare Definition, wo ist der sicherste Ort ein Kind zu bekommen?
[00:10:09.480] - Claudia Watzel
Ja, da, wo die Frau sich am sichersten fühlt.
[00:10:12.390] - Nadia Kailouli
Okay, gut, das macht Sinn.
[00:10:13.290] - Claudia Watzel
Weil die Datenlage ist tatsächlich so. Man kann es nicht sagen. Man kann nicht sagen, das ist, oder im ganz Nachkommabereich, wo sich was unterscheidet, das wechselt dann auch immer. Aber grundsätzlich kann man sagen, bei einer normalen Schwangerschaft, also ohne Komplikationen, gibt es keine Unterschiede. Also das ist was, was ich den Frauen so gerne mitgeben würde: Guckt, was braucht ihr, informiert euch, trefft eine informierte Entscheidung und ihr seid die, die die Entscheidungen treffen.
[00:10:38.550] - Nadia Kailouli
Wie sieht es denn mit körperlicher Gewalt aus? Also ich kenne Geburten nur aus dem Fernsehen: Ja, ich meine, klar, die Frau ist ab dem Bauch entkleidet für diese Geburt. Leute stehen vor ihr, Ärzte stehen vor ihr. Man sieht immer mal wieder eine Hand auf dem Knie und dann heißt es: "Pressen, pressen." Es wird geschrien und so ja, wie sollte das im besten Fall aussehen? Und wie sieht die Realität aus?
[00:11:02.580] - Claudia Watzel
Also nicht so, wie es im Fernsehen gezeigt wird. Ich finde das super, dass du das gerade sagst, weil das glaube ich, macht einfach viel mit den Frauen. Die haben einfach überhaupt kein realistisches Bild, wie Geburt sein kann und wie Geburt ist. Oder es wird dann suggeriert, Geburt ist immer in Rückenlage, ist physiologisch das absolut Dümmste, was man machen kann im Normalfall. Weil man gegen die Schwerkraft arbeitet. Also sich dieses aufs Bett legen, der Rücken möglichst, noch Knie werden festgehalten. Das ist. Nein. Und das ist, wenn man Frauen quasi lassen würde, dann gibt es auch so Untersuchungen mit, wenn man den Kreißsaal anders gestaltet, dann bewegen sich Frauen auch anders. Dann kommen die gar nicht unbedingt selber auf die Idee, sich auf den Rücken zu legen. Aber das Bild ist ja das, womit die in die Klinik kommen: "Ich lege mich dann auf dieses Bett." Muss überhaupt nicht so sein. Und da kommt dieses ganze Thema physiologische Geburten, wo ich denke, Frauen, es ist gut, dass sie wissen, wie physiologische Geburt ist.
[00:11:52.440] - Nadia Kailouli
Wie sieht das denn dann aus? Also wie kriegt man es denn dann? Auf dem Bauch liegt man ja nun nicht.
[00:11:59.070] - Claudia Watzel
Im Stehen, also sozusagen mit der Schwerkraft, also im Stehen. Man kann es auch auf dem Rücken kriegen. Darum geht es gar nicht. Also man kann sich auch dafür entscheiden. Aber so im Stehen, im Hocken, Vierfüßlerstand und das ist nicht unbedingt immer, ich glaube, es ist wichtig, dass die Frauen die Ideen haben, das kann anders sein.
[00:12:13.110] - Nadia Kailouli
Und so, wie man sich halt wieder wohlfühlt, wo der Körper sagt:"Bitte gib mir jetzt so" oder?
[00:12:17.880] - Claudia Watzel
So und da würde ich sagen, das ist eigentlich was, wo Geburtshilfe gut ist. Wenn man die Umgebung schafft, die Frauen ermöglicht, das zu finden, was sie in dem Moment brauchen. Okay, und wenn du jetzt sagst, die Hand auf dem Knie, das ist tatsächlich was, das Festhalten, was Frauen dann häufig als körperliche Gewalt irgendwann benennen.
[00:12:36.030] - Nadia Kailouli
Weil jemand, also jemand, der nicht der Ehemann ist, oder, also ja oder die Partnerin.
[00:12:41.130] - Claudia Watzel
Ja, oder auchd er Ehemann. Also sozusagen, stell dir die Situation vor, irgendwie: "Jetzt halten Sie mal eben das Knie Ihrer Frau fest." Und dann wird also Kristeller, das beschreiben dann die Frauen als: "Da wirft sich dann jemand mit seinem ganzen Gewicht auf meinen Bauch und ich dachte, ich sterbe."
[00:12:56.430] - Nadia Kailouli
Das ist passiert, das hat man dir erzählt?
[00:12:57.120] - Claudia Watzel
Das passiert. Ja, ja, also sozusagen der Fachbegriff ist Kristellern. Das heißt, da wird von oben Druck ausgeübt auf das Kind, damit es leichter, also auf den Uterus nach unten rausrutschen kann. Eine Zeit lang war das mal tatsächlich auch lege artis in der Geburtshilfe. Mittlerweile macht man das nur noch ganz, ganz, ganz selten und weiß, dass das nicht-
[00:13:15.600] - Nadia Kailouli
Förderlich ist.
[00:13:16.230] - Claudia Watzel
Förderlich, also in den meisten Fällen, wo man es angewandt hat, nicht förderlich war. Aber die Perspektive der Frauen ist dann eben, es wird eben auch nicht erklärt, es wird nicht vorbereitet, es wird nicht, sondern das passiert einfach. Und jetzt stell dir mal vor, dann hast du den Partner, der auch noch quasi Teil dieses Geschehens ist, der Gewalt. Also wie soll da eine Partnerschaft herauskommen?
[00:13:37.050] - Nadia Kailouli
Ja, ja. Also das ist jetzt keine schöne Vorstellung, so ein Kind zu bekommen. Kannst du uns noch mehr, damit wir ein besseres Bild davon bekommen, was Frauen erleben, Beispiele nennen von den Frauen, die dir von ihren traumatischen Geburtserfahrungen erzählt haben?
[00:13:52.260] - Claudia Watzel
Also ich kann ganz, leider ganz viel erzählen. Also ich glaube tatsächlich, bei dem Körperlichen, da sagt du das Wort: "Boah, ist ja ganz schrecklich." Das verstehe ich sofort. Ich glaube, das Schwierige ist wirklich das Subtilere. Also wenn Frauen dann wieder weggeschickt werden, dann kommen Frauen und sagen zu mir: "Ich wollte doch nur einen Ort für mich und mein Kind." "Ist noch keine Geburt. Gehen Sie wieder nach Hause." Und das Ganze mehrfach.
[00:14:18.130] - Nadia Kailouli
Also, dass sie nicht ernst genommen werden, dass sie gerade so denken" Oh Gott, ich muss jetzt hier irgendwo sein. Aber ich habe das Gefühl, es geht gleich los."
[00:14:25.120] - Claudia Watzel
Den Frauen wird es ja auch gesagt: "Wenn Wehen so und so sind, dann in die Klinik gehen." Also so gehen sie auch durch die Schwangerschaft. Und dann machen sie das und dann ist es irgendwie falsch. Und dann ist irgendwie. Es kann ja sinnvoll sein. Es kann ja sinnvoll sein, man kann ja auch denken, okay, das dauert jetzt noch länger und die Frau ist zu Hause besser aufgehoben. Aber wenn sich die Frau zu Hause nicht gut aufgehoben fühlt, weil sie denkt, jetzt muss ich an den Ort umziehen, wo dann auch mein Kind kommt, ich muss mich darauf einstellen können. Ich möchte, dass jemand da ist. Und wenn das dann nicht passiert, ist das, also triggert das auch was an das triggert nicht ernst genommen werden, alleine gelassen werden und so weiter.
[00:15:02.750] - Nadia Kailouli
Wie sieht das denn, weil ich jetzt natürlich ganz klassisch über die, was heißt klassisch, über die natürliche Geburt - nennt man das so? - gesprochen habe. Ja, aber es gibt ja nun auch den Kaiserschnitt zum Beispiel. Wie ist es da? Da liegt man ja nun wirklich auf dem Rücken, man wird operiert und das Kind wird geholt. Was soll da schon groß passieren?
[00:15:21.320] - Nadia Kailouli
Na, ich glaube, dass- Also Kaiserschnitt ist auch so ein ganz heikles Thema, weil zum einen, auch da kann man die Frau mitnehmen oder nicht mitnehmen in dem was passiert. Sie kann irgendwie Teil der Geburt werden, also ein geplanter Kaiserschnitt kann oder auch ein Kaiserschnitt, der sich dann unter der Geburt als notwendig erweist. Oder wo es dann die Entscheidung unter der Geburt gibt, kann ein Kaiserschnitt sein, mit dem die Frau sehr d'accord ist und zufrieden, weil sie ist mitgenommen worden, sie konnte mitentscheiden. Es ist irgendwie Geburtsstillstand: "Was machen wir jetzt? Was sind die Optionen? Kaiserschnitt ist eine Option, der läuft so und so ab. Okay, dann entscheiden wir uns dafür und das ist gut." Und dann ist das für die Frauen auch gut, auch wenn die Situation irgendwie eine andere ist, als sie sie sich vielleicht vorgestellt haben. Oder wenn, dann geht es halt um die Trauer: "Warum war die Geburt jetzt anders?", oder so, aber wenn Frauen mitgenommen werden, in dem was passiert, egal wie interventionsreich eine Geburt ist, ist es in Ordnung. Das Problem beginnt dann, wenn die Frauen nicht mitgenommen werden, wenn sie nicht Teil der Entscheidung sind, wenn über sie entschieden wird, Dinge einfach passieren. Ja, bis hin zu, dass dann nicht geglaubt wird, wenn die Betäubung nicht wirkt, wenn die Frau sagt: "Ich spüre das jetzt aber." "Nee, können sie gar nicht."
[00:16:31.670] - Nadia Kailouli
Und dann, dann wird einfach der Frau nicht, also das hast du auch schon so gehört?
[00:16:35.810] - Claudia Watzel
Ja und dann kommt das Kind mit einer irgendwie Regulationsstörung in die Kinderarztpraxis und keiner fragt, sozusagen schreit halt viel oder was auch immer. Also das Kind wird vorstellig im Zweifelsfall und keiner fragt, was waren jetzt eigentlich mit der Geburt?
[00:16:48.860] - Nadia Kailouli
Wieso hat das Auslösung auf das Kind?
[00:16:51.650] - Claudia Watzel
Na weil natürlich, wenn. Also ein Kaiserschnitt ohne Betäubung ist, ist ja klar, die Frau war in einer akuten posttraumatischen Belastungsstörung, die war überhaupt nicht in der Lage irgendwie was mit dem Kind. Also es ist ja klar, die hatte irgendwie Flashbacks, sie hatte, die konnte irgendwie die Augen nicht zumachen, weil dann hat sie die Schmerzen wieder erlebt und so weiter.
[00:17:08.450] - Nadia Kailouli
Das ist wirklich furchtbar. Das finde ich gerade wirklich die schlimmste Vorstellung, wenn man mir nicht glaubt, dass ich sage: "Ich spüre das noch." Und man nichts dagegen tut, sondern einfach weitermacht. Ach Gott, in wieweit erreichst du denn die Frauen? Also erreichst du sie vor Geburten, nach Geburten? Wie findet man den Weg zu dir in die Gespräche?
[00:17:27.020] - Claudia Watzel
Verschieden. Mittlerweile arbeite ich ja in der Familienförderung. Da sehe ich dann ganz automatisch die Frauen so random nach der Geburt mit ihren Babys, einfach weil die in eine Krabbelgruppe kommen oder irgendwie in so ein Angebot kommen. Und da finde ich tatsächlich erschreckend, wie viele Mütter betroffen sind. Weil vorher haben mich die Mütter halt gefunden, weil sie explizit gesucht haben, wo kann ich hin, wenn ich mit diesem Thema unterwegs bin? Also du hast vielleicht von der Roses Revolution schon mal gehört? Das ist, also damit ist ja das Thema zuerst überhaupt in die Öffentlichkeit gegangen.
[00:17:54.680] - Nadia Kailouli
Kannst du nochmal kurz erläutern, was das ist?
[00:17:56.240] - Claudia Watzel
Genau, das ist, wo betroffene Frauen, also die Gewalt während der Geburt erlebt haben, gesagt haben: "Wir, wir wollen ein Zeichen dagegen setzen. Wir legen Rosen nieder als Zeichen dafür, dass das passiert ist, aber auch, um die Verantwortung zurückzugeben." Also so ein sehr symbolischer Akt von Selbstermächtigung wie: "Ihr habt uns nicht gebrochen mit dem, was ihr gemacht habe. Wir haben trotzdem, also wir sind wir, wir sind eine Frau, wir haben einen weiblichen Körper. Der Körper ist schön, er hat Wunderbares geleistet. So und irgendwie bitte übernimmt Verantwortung dafür, was ihr sozusagen falsch macht." Das ist. Das ist eine Aktion, die ist nach Deutschland gekommen vor einigen Jahren und hat sich dann, also diese Rosen wurden dann also zusätzlich zu dem Niederlegen auch über Social Media geteilt. Am Anfang, über Facebook lief das viel, die Facebookseite habe ich zwei Jahre mit betreut und da hatte ich eben viel Kontakt mit den Frauen. Und diese Aktion findet statt am 25.11., also an dem Tag, wo generell auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht wird oder gegen Gewalt gegen Frauen gekämpft wird. Da geht es auch um Gewalt in der Geburtshilfe, also da haben sich die Frauen entschieden, An diesem Tag wollen wir ein Zeichen setzen und es wird tatsächlich immer mehr und es wird immer größer. Und so haben mich die Frauen dann am Anfang gefunden. Und dann war klar, die finden mich, weil sie mich finden wollen. Oder dann habe ich mal einen Vortrag gehalten und dann hat irgendjemand die Frau an mich weiter verwiesen oder so und mittlerweile finden mich die Frauen gar nicht so unbedingt, weil sie mich suchen, sondern weil sie mich eigentlich in einer anderen Funktion irgendwie treffen. Und das ist, was mich doch erschüttert, wie häufig das vorkommt. Dann bin ich natürlich irgendwie vorsichtig. Dann sage ich nicht irgendwie: "Du deine Geburt war. Das war aber Gewalt in der Geburtshilfe." Sondern ich höre zu und gebe den Frauen den Raum, darüber zu sprechen und dann selber zu sagen: "Das war nicht in Ordnung".
[00:19:37.760] - Nadia Kailouli
Aber nun ist es ja so, dass ja wirklich jede Frau die Geburt anders erlebt. Es gibt keine Geburt zweimal. Also jeder empfindet das anders, erlebt es anders. Erreichen dich auch Frauen, die nicht damit einverstanden sind, wie du aufklärst? Oder wo du ja sagst: "Das war nicht in Ordnung". Weil die sagen: "Jetzt mach doch den Frauen keine Angst. Es ist nun mal so eine Geburt ist hart."
[00:20:02.240] - Claudia Watzel
Also das sind häufig Hebammen, die so was sagen: "Also ihr könnt doch so nicht aufklären, weil das macht den Frauen Angst." Und da würde ich immer sagen nee, ganz umgekehrt. Also wie infantilisierend ist denn das einer Frau zu unterstellen, sie kann das nicht unterscheiden? Ich vertrau auf dem Schutzmechanismus von Frauen, dass sie, was sie nicht hören kann, weil sie es nicht aushält in dem Moment hört sie nicht. Also so funktioniert ja auch die Psyche. Da können wir uns auch drauf verlassen und die Frage auf Vertrauen oder nicht vertrauen? Ich bin immer für Vertrauen, was berechtigt ist und kein blindes Vertrauen. Also ich kann dann vertrauen, wenn ich weiß, wo ich mich auch schützen muss. Und das spannende ist, wenn man Betroffene fragt, wie würdet ihr aufklären wollen? Habe ich mal gemacht im Zusammenhang mit der Erstellung von einem Gutachten zum Thema und die haben, waren alle sehr einig sich darin zu sagen: "Bitte redet darüber, weil nichts, es gibt so viele Dinge, die hätte ich gerne vorher gewusst." Und eine Frau hat gesagt: "Nichts, was man mir vorher hätte sagen können, wäre so schlimm gewesen wie das, was ich erlebt habe." Und das sind auch alles Frauen, die quasi in ihrem Umfeld darüber reden.
[00:21:11.030] - Nadia Kailouli
Ich bin richtig erschüttert über dieses Bild, was mir jetzt so hochkommt, weil ich so fernsehmäßig natürlich auf die Geburt gucke und das dann. Es ist halt immer ein Happy End oft, wenn das Kind dann gesund auf die Welt kommt, ist ja der ganze, Mman denkt sich immer nur so wow, und das hast du ja gerade auch gesagt, dieser positive Schmerz, diese Kraft, die man hat und das sieht so leidvoll aus. Aber nicht, weil man das Gefühl hat, der Frau wird was Böses angetan, sondern weil sie so eine Kraft hat, so ein Lebewesen auf die Welt zu bringen. Und dann ist großes Happy End. Man legt sich in den Arm, die Tränen kullern und "Wow! Puh, alles geschafft." Und dann geht es weiter. Und dann, wenn man ja mit vielen Frauen spricht oder mit einigen Frauen spricht, die zum Beispiel sagen: "Das ist so krass, der Schmerz, der ist dann irgendwann vorbei, Du hast dann ein Kind und dann denkst du nicht mehr dran. Oh krass, das war ja heftig vor zwei Jahren." Das Leben geht irgendwie so weiter. Aber ich verstehe jetzt deinen Punkt, dass die Gewalt in der Geburt nicht nur damit zusammenhängt, dass man blöderweise sich auf den Bauch wirft, sondern auch dieses nicht ernst nehmen da eine große Rolle spielt, weil man dann.
[00:22:17.780] - Claudia Watzel
Ich finde es spannend, was du gerade sagst, also was man so sieht und wie: "Dann ist alles vergessen." Und das sagen dann, also die Betroffenen, mit denen ich gesprochen habe, bezogen auf, wie klärt man auf, dann alle gesagt: "Das ist eigentlich das Schlimmste, wenn so, wenn man so schöne Geburten sieht, das triggert viel mehr, weil da sehe ich, was ich nicht hatte."
[00:22:36.890] - Nadia Kailouli
Ah, interessant.
[00:22:38.540] - Claudia Watzel
Also genau die Schilderung, die du gerade hattest, da hat eine Frau gesagt, das ist: "Also bitte lieber schildert mir, was alles schlimm sein kann, weil wenn ich das sehe, dann denke ich jedes Mal, Mensch, und das hatte ich nicht, das hatte mein Kind nicht."
[00:22:51.380] - Nadia Kailouli
Also es gibt so zwei Sachen, wo ich, also das jetzt mit der OP finde ich richtig krass, dass man sagt: "Wir operieren weiter", obwohl du sagst, du spürst was, Dann habe ich Angst vor diesem Dammriss, glaube ich. Heißt das so?
[00:23:02.930] - Claudia Watzel
Also Angst vorm Dammriss oder Dammschnitt?
[00:23:05.450] - Nadia Kailouli
Ich finde beides einfach ganz schrecklich.
[00:23:07.130] - Claudia Watzel
Dammriss ist eigentlich gar nicht schlimm. Also im Normalfall, weil irgendwie das Gewebe reißt da, wo es am Weichesten ist und wo es am besten wieder zusammenwächst. Dammschnitt verstehe ich total, weil das ist auch wieder , das von außen hinzugefügte. Und darf ich dir noch eine schlimme Geschichte in dem Zusammenhang erzählen?
[00:23:23.150] - Nadia Kailouli
Ja, natürlich, bitte.
[00:23:23.630] - Claudia Watzel
Vor zwei oder drei Jahren gab es mal so einen kurzen Radiobeitrag im Zusammenhang mit Gewalt unter der Geburtshilfe. Ich habe mit der Journalistin vorher gesprochen, die wollte eine Betroffene interviewen. Dann muss natürlich immer ein Arzt, weil man braucht immer auch das Medizinische. Und dann habe ich mit der Journalistin echt lange gesprochen, habe gesagt: "Wenn du es schneidest, du musst es so schneiden, dass es nicht in Frage stellt, was die Frau erlebt", und so weiter. Und da ging es eben um Dammschnitt. Was dann passiert ist, ist, also sie hat es zwar nicht so geschnitten, dass das in Frage gestellt wird, was die Frau gesagt hat, aber es gab einen Arzt, der hat dann unter Nennung seines Namens gesagt und es wurde gesendet und es hatte für ihn keinerlei Konsequenzen. Wo ich dann gedacht habe, wie krank ist das System? Also er hat dann gesagt: "Natürlich kündigt er den Dammschnitt einer Frau nicht an, weil das ist ja viel schwieriger für sie. Ist ja viel besser, wenn er das nicht ankündigt und einfach schneidet."
[00:24:13.010] - Nadia Kailouli
Was? Okay, das mindeste dachte ich wirklich, dass man dann noch gefragt wird.
[00:24:16.580] - Claudia Watzel
Es ist tatsächlich, also es ist auch Patientenrecht. Er darf das gar nicht, aber er war sich so sicher in diesem System, dass ihm nichts passiert, dass er das quasi unter Nennung seines Namens der Klinik sagen kann, dass das über den Äther gegangen ist. Er hat es hatte keinerlei Konsequenzen für ihn. Also sozusagen da sagt ein Mediziner, jeden Tag verletzt er Patienten Rechte und findet es richtig und es hat keinerlei Konsequenzen. Und das ist eigentlich krass. Wie krank ist das System.
[00:24:42.560] - Nadia Kailouli
Wie viele Ärzt:innen, die uns jetzt zuhören würden jetzt sagen: "Die Claudia, die müssen wir jetzt mal bremsen, weil wir Ärzte. Wir wissen nämlich, wann es richtig ist, einen Dammschnitt zu setzen ohne die Patientin zu fragen. Und auch wenn wir sie fragen, sie ist ja gar nicht in der Lage. Und dann machen wir ihr nur Angst und deswegen schneiden wir einfach." Nach deiner Erkenntnis. Du bist keine Hebamme, du bist Psychologin. Ist es notwendig, kann es notwendig sein, diesen Schnitt zu machen?
[00:25:08.690] - Claudia Watzel
Natürlich kann es notwendig sein, einen Schnitt zu machen. Das ist eine ärztliche Entscheidung. Was nicht in Ordnung ist, ist das zu tun, ohne die Zustimmung zu haben. Das ist Patientenrecht. Da muss ich nicht Psychologin sein. Das ist egal, was es ist, das ist Patientenrecht. Das darf ich nicht tun. Wenn ich das tue, ohne Zustimmung, ist es eine Körperverletzung.
[00:25:26.690] - Nadia Kailouli
Und was ist, wenn ich sage, ich möchte das nicht?
[00:25:28.670] - Claudia Watzel
Dann schlägt im Zweifelsfall die Karte Kind irgendwie Karte Mutter. Also sozusagen, dann könnte man noch sagen: "Ich verbiete das." Und dann wäre eigentlich das Recht so, dass der Arzt es dann nicht tun könnte. Aber wenn der Arzt sagt, das würde das Leben des Kindes gefährden, so könnte, also das ist sozusagen Graubereich.
[00:25:48.530] - Nadia Kailouli
Man muss es halt einfach nur mal ansprechen, nicht einfach machen.
[00:25:51.020] - Claudia Watzel
Und man darf es tatsächlich auch nicht machen. Ich glaube aber tatsächlich auch wenn man eine Frau mitnimmt und sagt: "ich muss es jetzt machen, weil-", dass die Frauen auch mitgehen würden. Es ist ja also absurd, also zu unterstellen, ein Arzt muss etwas tun, was die Frau nicht will, unterstellt ja, die Frau ist irgendwie nicht zurechnungsfähig oder die kann nicht nachdenken, der ist egal was mit dem Kind ist und so weiter.
[00:26:16.520] - Nadia Kailouli
Ja, ja, total, war mir so, klar, aber komplett richtig.
[00:26:20.660] - Claudia Watzel
Also ich weiß noch, als ich schwanger war, habe ich dann mit meiner Hebamme, das war auch so mein absoluter Abltraum, Dammschnitt fand ich ganz furchtbar. Und dann hat sie zu mir gesagt: "Claudia, ich kann dir nicht versprechen, dass ich das nicht machen muss. Aber ich kann dir versprechen, dass ich das nur mache, wenn es absolut notwendig ist." Und danach war das für mich nie wieder Thema. Ich muss mit ihr auch nicht darüber diskutieren, weil ich vertraue. Also das ist genau der Punkt des Vertrauens und ich habe gedacht, auf dieses Wort kann ich mich verlassen.
[00:26:48.110] - Nadia Kailouli
Jetzt wollen wir aber natürlich auch dahin gucken, um jetzt nicht so hier aus dieser Sendung zu gehen. Und alle denken sich so, Oh mein Gott. Also wir alle kriegen jetzt keine Kinder mehr So, das ist ja nicht Ziel dieses Gesprächs, überhaupt nicht, sondern dass es halt einfach Wege gibt zu sagen, wie bindet man die werdende Mutter für diesen Prozess der Geburt besser mit ein, dass sie sich sicherer fühlt und wohlfühlt. Was würdest du denn sagen, was wäre wichtig, wie sich Hebammen und Ärztinnen weiterentwickeln, damit wir gewaltfreie Geburten erleben?
[00:27:18.500] - Claudia Watzel
Dass sie überhaupt das Thema hinreichend ernst nehmen. Ich glaube, dass sie das nicht tun. Das tun sie, glaube ich, zum Teil deshalb nicht, weil sie Teil des Systems sind, weil sie auch tagtäglich das als normal erleben. Sie bezeugen Gewalt, also auch das Bezeugen von Gewalt hat ja Folgen. Es kann bis hin zu traumatisierend sein. Also wenn ich daneben stehe und sehe, wie eine Frau festgehalten wird und schreit vielleicht und ich kann nichts tun, macht das ja auch mit mir was, wenn ich "nur" in Anführungszeichen daneben stehe.
[00:27:46.370] - Nadia Kailouli
Das ist ja für. Ich habe mich natürlich auch mit den Vätern unterhalten, nicht nur mit den Müttern aus meinem Freundeskreis. Und da habe ich immer wieder gehört, dass das für die Väter so nicht auszuhalten war. Diese Situation, weil sie nicht helfen konnten, weil sie ihrer Partnerin nichts abnehmen konnten von Schmerz, von Leid, von: "ach Gott, ich kann nicht mehr" und hier und da. Und da ist ein Freund von mir, der meinte so: "Ich musste da rausgehen. Ich fühlte mich so schlecht, ich konnte nicht mehr. Aber ich wusste, ich kann hier nichts tun, Ich falle gleich um." Und im Nachhinein ist das für den Mann so traumatisierend gewesen, weil er sich dachte: "Ich habe meine Frau im Stich gelassen, aber ich wusste nicht, was ich tun soll."
[00:28:19.100] - Claudia Watzel
Und das ist ganz schwierig, weil Paare häufig darüber nicht reden können. Und wenn dann in so einer Situation wirklich Gewalt passiert, ist es noch schlimmer. Dann sind auf der einen Seite die Männer mit so einem Schuldgefühl: "Mensch, ich konnte gar nichts tun." Und natürlich hätten sie in der Situation auch nichts tun können. Also was sollen sie machen? Sollen sie den Arzt niederschlagen oder so? Ja, wie wollen sie schützen? Und auf der anderen Seite ist das ja auch so ganz schwierig, weil die haben natürlich Angst um die Frau, die haben Angst um das Kind. Den Männern wird im Zweifelsfall auch noch Angst gemacht. Zum Teil werden die so mit hineingezogen: "Jetzt machen Sie doch mal, dass Ihre Frau kooperiert." Also sowas kriegen die dann auch zu hören. Und ja: "Wollen Sie denn ohne beide nach Hause gehen?"
[00:28:56.090] - Nadia Kailouli
Boah, das ist ja hart. Also es sind alles Anekdoten, die du hier erzählst, die man dir so schon gesagt hat?
[00:29:01.280] - Claudia Watzel
Das ist nichts, was ich mir ausdenke. Das habe ich alles gehört. Das habe ich quasi entweder als Geburtsberichte so geschickt bekommen oder in so einer geschlossenen Facebookgruppe, wo Frauen über Dinge schreiben oder direkt in den Beratungen.
[00:29:11.420] - Nadia Kailouli
Ja, unglaublich.
[00:29:12.770] - Claudia Watzel
Das ist, das ist wirklich. Es ist richtig schlimm.
[00:29:16.250] - Nadia Kailouli
Vielleicht kannst du noch mal Tipps geben für die werdenden Mütter, die vielleicht zuhören, die sagen: "Okay, ich muss mir jetzt eine Hebamme suchen, worauf sollte ich da im besten Fall achten?"
[00:29:26.900] - Claudia Watzel
Aufs Bauchgefühl, glaube ich tatsächlich. Also ich glaube, dass Frauen, die schwanger sind, eigentlich ein ganz gutes Bauchgefühl haben und häufig sich dann nicht trauen, dem zu folgen, weil viel so Angst gemacht wird auch, weil über Gewalt in der Geburtshilfe auch nicht geredet wird. Also es gibt irgendwie so ein Bild von, also auch in den Geburtsvorbereitungskurs oder in den Klinikführungen oder so, da wird ja häufig eine Welt aufgezeigt, die nicht der Realität entspricht. Frauen gehen in die Klinik und denken: "Hier ist jetzt jemand da und der hilft mir." Und die Realität ist, dass ganz viele Frauen in eine Kliniksituation kommen, wo eine Hebamme vier Frauen gleichzeitig betreut. Das kann man ganz einfach rechnen. Wenn ich dann noch die Dokumentationszeit abrechnen, hat diese Hebamme für die einzelne Frau zehn Minuten pro volle Stunde Zeit. Das heißt im Umkehrschluss ist es aber für die Frau, dass sie 50 von 60 Minuten alleine ist. Das ist nicht die Vorstellung, mit der sie in die Klinik geht, sondern sie geht da hin und denkt: "Da ist jetzt jemand, der hilft mir." Und dann ist natürlich diese Hebamme, die zwischen den Frauen hin und herspringt, auch unter Druck und ist genervt, wenn die Frau, die denkt jetzt: "Ich bin doch hier, jetzt muss jemand kommen", die dann zum fünften Mal klingelt, nicht mehr sonderlich freundlich, wenn sie durch die Tür kommt. Aus Sicht der Hebamme voll verständlich, dass ist es dann für die einzelne Frau im Zweifelsfall einfach Gewalt. Weil sie wird dann unbarsch: "Was? Was? Was willst du denn jetzt schon wieder? Und jetzt, ich muss auch bei den anderen Frauen." Und so.
[00:30:50.960] - Nadia Kailouli
Also ist das dann eigentlich auch ein politisches-, ich will nicht sagen Versagen, aber ein politisches Thema, um zu gucken, alles klar, wie kriegen wir das geregelt, dass die kassenärztliche Leistung von Hebammen auch so geregelt ist, dass man ne Hebamme länger als zehn Minuten hat pro Stunde?
[00:31:06.530] - Claudia Watzel
Ja und nein, also auf jeden Fall. Das ist eine Forderung, da arbeiten auch genügend Gruppen schon dran. Es gibt jetzt vom AKF zum Beispiel die Forderung, also vom AKF initiiert, die Forderung-
[00:31:16.310] - Nadia Kailouli
AKF steht für?
[00:31:16.400] - Claudia Watzel
Arbeitskreis Frauengesundheit initiiert die Forderung nach einem nationalen Geburtshilfegipfel, um genau solche Dinge zu verändern. Aber da steht eben in dieser Forderung auch drin: "Wir wollen eine Anerkennung, dass die Frau ist und die Frau für das Kind ist Souverän der Geburtshilfe." Also sie ist diejenige, die das auch wirklich entscheiden darf. So ist ja die Realität nicht, aber eben auch diese anderen Dinge. Es braucht eine andere Ausstattung und so weiter.
[00:31:41.060] - Nadia Kailouli
Das heißt, es gäbe eigentlich konkrete Forderungen, was man ändern könnte.
[00:31:45.260] - Claudia Watzel
Ja. Ergänzend würde ich aber doch noch wollen, dass auch wenn die äußeren Bedingungen ideal wären, wird es das immer noch geben. Also ich kenne auch Berichte, da war die Frau alleine auf der Station mit drei Hebammen, die im Schwesternzimmer saßen oder im Dienstzimmer saßen. Also es ist kein Garant. Eine gute personelle Ausstattung ist kein Garant dafür, dass keine Gewalt passiert, weil es sind immer noch Menschen und Menschen sind so wie sie sind. Und Menschen sind manchmal eben auch weniger gut, als wir sie gerne hätten. Das muss man so sagen.
[00:32:14.300] - Nadia Kailouli
Aber welche Möglichkeiten hätte ich denn als Frau, wenn ich merke, ch meine, du bist ja in dieser Situation einfach ausgeliefert. Da kommt gleich dein Kind auf die Welt, da kannst du nicht sagen: "Entschuldigung, mir wird hier gerade Unrecht getan, ich wechsle jetzt das Krankenhaus." Das ist ja nun nicht möglich. So, was soll man denn im besten Fall dann machen, wenn man es schon weiß aufgrund von vielleicht Gesprächen mit dir vorher, ja, ich bin irgendwie kurz vor der Geburt. Ich will ein Beratungsgespräch bei dir haben. Du sagst mir die Punkte, die wichtig sind, dass ich ernst genommen werde, dass wenn mir Schmerzen zugefügt werde, dass ich sage: "Bitte, ich spüre noch was", oder keine Ahnung was. Und dann wird aber darüber hinaus gehandelt und ich merke in der Situation, mir wird hier gerade Gewalt angetan. Was soll ich denn machen? Das ist ja furchtbar.
[00:32:53.420] - Claudia Watzel
Ja, also es ist furchtbar. Ich glaube, man kann, also was ich Frauen immer sage. Es ist gut, kenne deine Rechte, Das ist. Manchmal ist das Zauberwort wirklich "Rechte". "Ich kenne meine Rechte", weil das sozusagen noch mal kurz ein Korrektiv setzt. Das hat tatsächlich eine Freundin von mir, glaube ich, gar nicht bewusst eingesetzt, aber unter der Geburt gesagt, und sie hat gesagt: "Das war so verrückt, du wirst es nicht glauben. Ab dem Moment hat sich die Stimmung geändert. Ab dem Moment hat sich jeder, der in das Zimmer gekommen ist, vorgestellt, seinen Namen gesagt. Mir war das dann fast schon zu viel. Ich wollte doch-"
[00:33:25.970] - Nadia Kailouli
Weil sie gesagt hat: "Ich kenne meine Rechte."
[00:33:27.140] - Claudia Watzel
"Ich kenne meine Rechte." Die haben sie vorher versucht hinzuhalten. Also sie wollte unbedingt eine PDA. Sie haben sie versucht hinzuhalten, dann hat sie gesagt: "Irgendwann merk, ich habe das gemerkt und dann habe ich gedacht, das geht jetzt nicht." Dann hat sie sozusagen, da ist sie sehr straight, sie kannte natürlich meine Arbeit und dann hat sie das gesagt, also aus dem Affekt heraus, glaube ich, tatsächlich in dem Moment. Aber das hat für sie die Situation geändert.
[00:33:48.800] - Nadia Kailouli
Aber jetzt mal ganz kurz zu der PDA. Wir kennen das, da wird eine Spritze unten am Rücken, ich weiß nicht wo genau, gesetzt, damit halt die Schmerzen, damit die Frau weniger spürt, wenn die Geburt losgeht. Warum wollen denn Ärzte nicht diese PDA sofort setzen, wenn ich sage: "Ich möchte sie bitte direkt."
[00:34:05.480] - Claudia Watzel
Eigentlich ist es tatsächlich so, dass die Ärzte das viel zu schnell machen. Also das war und ich glaube, dass das in diesem Krankenhaus nicht passiert ist, ist, weil Frauen mittlerweile auch wissen, dass man nach der PDA-Rate mal guckt, weil wenn die besonders hoch ist, ist das vielleicht auch nicht so so gut, weil wiederum man weiß, wenn man eine PDA setzt, dann häufig folgt dann eine Intervention auf den nächsten. Also dann gehen manchmal die Wehen zurück, da muss man wieder ein Wehenmittel spritzen und dann gehen die Schmerzen hoch und dann braucht man noch andere Schmerzmittel und so. Und deshalb gucken manche Frauen, die sehr informiert sind, auch durch aus, wie ist die PDA-Rate und wenn die besonders hoch ist, sagen: "Dann will ich lieber eine Klinik, wo weniger PDA gesetzt wurden."
[00:34:44.270] - Nadia Kailouli
Wenn du noch mal ein Kind kriegen solltest, wie würdest du es gerne kriegen?
[00:34:49.310] - Claudia Watzel
So wie mein letztes.
[00:34:50.600] - Claudia Watzel
Wie hast du es bekommen?
[00:34:51.350] - Claudia Watzel
Zu Hause.
[00:34:52.310] - Claudia Watzel
Ja. Wirklich?
[00:34:52.940] - Claudia Watzel
Ja.
[00:34:54.130] - Nadia Kailouli
Da würden jetzt auch ganz viele sagen: "Oh Mann, zu Hause, ist sie also, wir sind so weit in der Medizin und die macht es zu Hause." Gibt es ja auch viele, die das so denken.
[00:35:00.640] - Claudia Watzel
Mir haben alle gesagt: "Total mutig!" Und ich hab gesagt: "Ihr seid mutig, wenn ihr in die Klinik geht."
[00:35:05.800] - Nadia Kailouli
Ehrlich, nur du und eine Hebamme?
[00:35:08.590] - Claudia Watzel
Ja. Also, zwei Hebammen und mein Mann, ja.
[00:35:11.410] - Nadia Kailouli
Und alles. Ja, alles gut gegangen. Deine Tochter ist zwölf Heute.
[00:35:15.940] - Claudia Watzel
Es war total super. Es war tatsächlich irgendwie einer der besten Momente meines Lebens.
[00:35:21.040] - Nadia Kailouli
Da schau her.
[00:35:22.090] - Claudia Watzel
Also, es war eine Bilderbuchgeburt. Ja, kann man so sagen.
[00:35:25.900] - Claudia Watzel
Okay. Krass. Claudia, vielen Dank für deinen Besuch. Also und jetzt hier noch mal, während Claudia dabei sitzt. Jetzt keine Angst vor Geburten haben, sondern informiert euch einfach.
[00:35:36.820] - Claudia Watzel
Nein, Geburten kann total toll sein, informiert euch, wo ihr hingehen wollt, informiert euch, wie es vor Ort ist, fragt die Leute und schenkt denen das Vertrauen, die es verdienen. Weil die gibt es.
[00:35:48.610] - Nadia Kailouli
Super! Vielen Dank, dass du heute unser Gast warst.
[00:35:50.680] - Claudia Watzel
Danke, dass ich hier sein durfte.
[00:35:56.070] - Nadia Kailouli
Ja, ihr habt es gemerkt. Ich bin so ein bisschen an meine Grenzen gekommen, hab da irgendwie so Kopfkino gehabt bei den ganzen Sachen, die Claudia mir erzählt hat. Aber ich glaube, ganz klar ist heute rausgekommen, es gibt Anlaufstellen, es gibt Beratungsstellen für werdende Mütter vor der Geburt, nach der Geburt. Also informiert euch seid da offen und fragt nach euren Rechten.
[00:36:17.670] - Nadia Kailouli
An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich mal bei euch bedanken, dass ihr uns so treu zuhört und dass ihr auch bei schwierigen Themen dranbleibt. Wenn ihr wollt, dann folgt uns doch gerne, abonniert unseren Kanal und wenn ihr uns persönlich einmal schreiben wollt, dann könnt ihr das natürlich sehr gerne tun. Eine E-mail könnt ihr einfach schreiben an presse@ubskm.bund.de.
Mehr Infos zur Folge
Die Personalausstattung in der Geburtshilfe ist seit Jahren schlecht. 50 % aller Hebammen betreuen im Krankenhaus drei Frauen gleichzeitig, 20 % betreuen vier Gebärende oder mehr. Gesetzlich ist festgelegt, dass Frauen bei und nach der Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe haben, trotzdem fühlen sich viele nicht ausreichend begleitet und berichten von Momenten während der Geburt, die sie als übergriffig, respektlos oder gewalttätig erlebt haben. Unsensible Kommentare, Anschreien oder nicht abgesprochene medizinische Maßnahmen können in dieser verletzlichen Situation schwerwiegende Folgen haben. „Wenn Sie jetzt schon so schreien, wird das hier nichts“ - Sowas bekommen Frauen zum Beispiel zu hören, während sie im Kreißsaal liegen und sich Mühe geben, ein Kind zu bekommen. Doch nicht nur unsensible Ärzte, sondern auch unnötige Dammschnitte, oder Techniken, wie der sogenannte Kristeller-Handgriff, sorgen dafür, dass die Geburt für viele Frauen ein schreckliches Erlebnis wird.
Claudia Watzel ist Psychologin und berät Frauen, die durch das, was sie bei der Geburt ihres Kindes erlebt haben, traumatisiert sind.
Frauen, die in ihrer Vergangenheit sexualisierte Gewalt erlebt haben, können durch Geburten retraumatisiert werden. Die Personen, die eine solche “schwere Geburt” erlebt haben, berät und begleitet Claudia Watzel im Rahmen einer Elternberatung in einem Berliner Stadtteilzentrum. Die Diplom-Psychologin setzt sich seit vielen Jahren aktiv für die Rechte von Schwangeren und für eine gewaltfreie und selbstbestimmte Geburt ein.
LINKSAMMLUNG:
Hier wird das Thema erklärt
Wikipedia | Gewalt in der Geburtshilfe
In diesem Artikel geht es um die Forderung nach Veränderung
Evangelisch.de | Hebammen und Initiativen fordern gewaltfreie Geburt
Einblicke ins Thema und Geschichten von Betroffenen
rbb Doku | Durch die Geburt traumatisiert: Wird die Gewalt ignoriert? Team UPWARD
Dieser Beitrag berichtet von der Verdopplung der Kaiserschnitte (auch Audio)
DLF Kultur | Podcast “Zeitfragen” u.a. mit Claudia Watzel: Gewalt in der Geburtshilfe
Auch in diesem Podcast war Claudia Watzel zu Gast
Heilewelt | Gewalt in der Geburtshilfe – wie können wir die Grenzen wahren? – mit Claudia Watzel