Aktuelles | 21.08.2025

BUNDESLAGEBILD 2024: SEXUELLE GEWALT GEGEN KINDER UND JUGENDLICHE BLEIBT AUF HOHEM NIVEAU – DIGITALER RAUM IM FOKUS

Missbrauchsbeauftragte Claus: „Wir brauchen schleunigst Antworten auf die Frage, wie viel Freiheitsrechte und Profit wir bereit sind, einzuschränken für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Denn: Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf unversehrtes Aufwachsen, Schutz und altersgerechte digitale Teilhabe.“

Berlin, 21.08.2025. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, und die Unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM), Kerstin Claus, haben heute in der Bundespressekonferenz das Bundeslagebild „Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen 2024“ vorgestellt. Die Bilanz: Die polizeilich erfassten Fälle von sexuellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung Minderjähriger bleiben auf einem konstant hohen Niveau – mit deutlichen Zuwächsen bei jugendpornografischen Inhalten. 

Das Bundeslagebild zeigt: Im digitalen Raum multiplizieren sich die Risiken ins potentiell Unendliche. Taten werden gefilmt und online geteilt.  Hinzu kommen Phänomene wie Cybergrooming, Sextortion, Livestreaming, Deepfakes oder Taschengeld-Dating über sogenannte Sugardaddy-Plattformen. Besonders alarmierend: Straftaten mit jugendpornografischen Inhalten sind im Vergleich zum Vorjahr um über 8 % gestiegen. 

Der soziale Nahbereich ist weiterhin der größte Risikoraum für Kinder und Jugendliche. In fast 60 % der Fälle bestand zwischen dem betroffenen Kind und der tatverdächtigen Person nachweislich eine Vorbeziehung, familiär oder über das soziale Nahfeld.  Konkret heißt das: Kinder kennen die Täter und Täterinnen, sie vertrauen ihnen. Es ist also nicht so, dass fremde Personen einem Kind auflauern. In den meisten Fällen sind es Eltern, Geschwister, Gleichaltrige, Trainer, Nachbarn oder andere Bezugspersonen, die die Taten verüben.

„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf ein sicheres Aufwachsen – offline wie online. Mit der digitalen Welt hat sich das Grundrisiko, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden, deutlich verschärft. Die neuerlich gestiegenen Fallzahlen jugendpornografischer Darstellungen müssen uns alle aufrütteln. Hier müssen Bundesregierung und Plattformbetreiber handeln und für Safe Spaces sorgen,“ betonte Kerstin Claus und ergänzte, dass laut einer Studie der Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen von Cybergrooming betroffen ist. Laut einer aktuellen UNICEF-Studie wünschten sich 83 % der Jugendlichen von der Bundesregierung mehr Schutz im Netz.

Mit den Safe Spaces fordert die Unabhängige Bundesbeauftragte digitale altersgerechte Räume, in denen Schutzmechanismen greifen und Erwachsene keinen Zugang haben. Ein zentraler Baustein dafür ist eine funktionierende Altersverifikation. 

Bundesregierung und Plattformbetreiber müssten handeln und für klare rechtliche Vorgaben sowie eine verlässliche technische Umsetzung für Safe Spaces sorgen. Claus erwarte zudem, dass Gerätehersteller flächendeckend und bezahlbar 'safety by device' einführten: "Mobile Endgeräte dürfen nicht weiter Tatwerkzeuge sein. Kinderschutz braucht sichere Endgeräte."  

Zudem forderte Claus, dass alle gängigen Online-Spiele zwingend in altersgerechten Kinder- und Jugendschutzvarianten angeboten werden: „Nur so erreichen wir, dass sie nicht ungebremst zu Anbahnungs-Börsen Pädokrimineller Interessen mutieren." Angebote, die höchsten Kinderschutzstandards entsprechen, sollten künftig mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden, damit Eltern die Möglichkeit haben, sich für ein kindersicheres Handy zu entscheiden.  

Es brauche Investition in Aufklärung und Prävention sowie digitale Bildung von der Kita an, hob Claus hervor.  Sie warnte aber auch: „Medienbildung und Handyverbote alleine lösen das Problem nicht." Es sei wichtig, dass die jetzige politische Debatte geführt werde, sie dürfe jedoch nicht dazu führen,  den Schutz gegen digitale Teilhabe auszuspielen, warnte die Beauftragte. Sie forderte dazu auf, dringend Antworten zu finden auf die Frage, wie viel Freiheitsrechte und Profit wir bereit sind, einzuschränken für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Lösungen müssten schleunigst  politisch durchgesetzt werden - national wie auf europäischer Ebene. , Denn: „Es ist unsere gemeinsame Pflicht, Kinder zu schützen und ein gesundes Aufwachsen sicherzustellen.“

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