Berlin, 25.11.2021. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Johannes-Wilhelm Rörig und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Britta Ernst haben heute in Berlin die bundesweite digitale Fortbildung „Was ist los mit Jaron?“ vorgestellt.
Der digitale Grundkurs vermittelt Lehrer:innen, Schulsozialarbeiter:innen und weiteren schulischen Beschäftigten Basiswissen und Handlungssicherheit, wie Kinder und Jugendliche besser vor sexueller Gewalt geschützt werden können. Der Kurs wurde vom UBSKM in Kooperation mit den Kultusbehörden der Länder entwickelt. Er ist bundesweit in allen Ländern als Fortbildung anerkannt und kann ab heute kostenfrei unter www.was-ist-los-mit-jaron.de absolviert werden. Er wurde gemeinsam mit Präventionsexpert:innen entwickelt und vorab in Fokusgruppen und Fortbildungsveranstaltungen einzelner Bundesländer getestet.
Johannes-Wilhelm-Rörig, Unabhängiger Beauftragter: „In jeder Schulklasse in Deutschland gibt es 1-2 Schülerinnen und Schüler, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Die Täter und Täterinnen sind meist Erwachsene, die die Kinder und Jugendlichen gut kennen. Das macht es den Betroffenen schwer sich anzuvertrauen, vor allem wenn der Missbrauch in der eigenen Familie stattfindet. Lehrerinnen oder Schulsozialarbeiter sind täglich in Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern, sie können Veränderungen wahrnehmen, belasteten Kindern und Jugendlichen Gesprächsangebote machen und ihnen Zugang zu Hilfe ermöglichen. Hierfür müssen sie keine Kinderschutzexperten sein – sollten aber im Sinne des Kinderschutzes wissen, was sie bei einem Verdacht tun können. Schule kann auch Tatort sein. Schule ist aber vor allem zentraler Schutzort, wenn es um Hilfe für von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche geht – vorausgesetzt die Lehrkräfte wissen Bescheid und wissen, wie sie helfen können.“
Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Britta Ernst: „Für die Kultusministerkonferenz gehört der Schutz von Schülerinnen und Schülern vor jeglicher Gewalt zum selbstverständlichen Auftrag von Schule. Vor diesem Hintergrund haben alle Länder Maßnahmen zum Schutz der Schülerinnen und Schüler vor sexuellen Übergriffen, sexuellem Missbrauch und Gewaltanwendungen ergriffen, denn hier werden nahezu alle Kinder und Jugendlichen erreicht. In diesem Kontext stellt der im Rahmen der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ entwickelte digitale Grundkurs einen wertvollen Beitrag dar. Er richtet sich an alle Lehrkräfte, sonstige pädagogische Fachkräfte und weitere schulische Beschäftigte, um sie darin zu unterstützen, Kinder und Jugendliche besser vor sexualisierter Gewalt zu schützen sowie Betroffene im schulischen Umfeld zu erkennen und ihnen zu helfen.
Die Inhalte und das Format wurden vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und den Kultusbehörden der Länder gemeinsam mit Expertinnen und Experten entwickelt. Die auf dieser Grundlage entstandenen interaktiven Kurse sind niedrigschwellig und professionell aufbereitet. Sie stellen ein gleichermaßen attraktives wie informatives und handlungsorientiert ausgerichtetes Angebot dar. Sie erweisen sich als pass- und ergänzungsfähig zu anderen eingesetzten Maßnahmen und können insofern vielfältig eingesetzt und erweitert werden. Dafür und für das im Resultat entstandene Ergebnis gilt an dieser Stelle unser besonderer Dank an alle Mitwirkenden. Ich freue mich über den gelungenen Startschuss der Online-Fortbildung und setze auf eine weitere gute und enge Zusammenarbeit bei der so wichtigen Aufgabe. Kinderschutz braucht Handlungssicherheit.“
Kinder und Jugendliche sind gleichermaßen betroffen
Den digitalen Grundkurs gibt es für Grundschulen und weiterführende Schulen, denn auch Jugendliche sind von Missbrauch durch Erwachsene betroffen und auf Hilfe angewiesen. Beide Kursmodule ähneln sich, berücksichtigen aber die unterschiedlichen Entwicklungsstadien von Kindern und Jugendlichen. „Themen wie die erste Liebe oder erotische Schwärmereien für Lehrkräfte oder auch Selbstverletzungen als Ausdruck von Belastungen betreffen Jugendliche eher als Kinder“, so Rörig, „Sensibilisieren wollen wir gerade auch für auffällige oder rebellierende Jugendliche, die häufig Abwehrreaktionen auslösen, statt den notwendigen Hilfereflex.“
Fortbildung orientiert sich an Beispielen aus dem schulischen Alltag
„Was ist los mit Jaron?“ ist ein Serious Game – ein Format, das es den Teilnehmer:innen ermöglicht, sich durch virtuelle, schulische Alltagssituationen zu bewegen und im Umgang mit Kindesmissbrauch und Missbrauch von Jugendlichen sicherer zu werden. In circa vier Stunden vermittelt der Online-Kurs anhand praxisnaher Fallbeispiele grundlegendes Wissen zum Thema sexueller Kindesmissbrauch, zum Beispiel zu Täterstrategien, zur sensiblen Gesprächsführung mit belasteten Schüler:innen, zu konkreten Unterstützungsangeboten, zur Rolle von schulischen Beschäftigten beim Umgang mit sexueller Gewalt und wann die Kinderschutzakteure außerhalb der Schule einbezogen werden und übernehmen sollten.
Bereits in 2016 hat Rörig die Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ in Kooperation mit den Kultusbehörden der Länder zur Entwicklung von Schutzkonzepten in Schulen gestartet. Er appellierte erneut an die Länder, die Entwicklung von Schutzkonzepten in allen 16 Schulgesetzen verbindlich festzuschreiben - inklusive der Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen Zeit und Geld. „Kinderschutz ist Beziehungsarbeit“, so Rörig, „dafür brauchen Lehrerinnen und Lehrer nicht nur mehr Wissen, sondern dringend auch mehr Zeit.“
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Weitere Informationen und Materialien: www.was-ist-los-mit-jaron.de . Hier gibt es zahlreiche Materialien und Informationen zur Verbreitung und Nutzung für Multiplikatoren und weitere Interessierte, u. a. auch für die Online-Nutzung wie z. B. Banner oder Social Media Kacheln.
Pressekontakt UBSKM: Friederike Beck, Pressesprecherin, Tel. 030 18555 1554, friederike.beck@ubskm.bund.de
Pressekontakt KMK: Torsten Heil, Pressesprecher, Tel. 030 25418 462, torsten.heil@kmk.org
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