Beauftragte Claus auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK): „Staat muss Betroffene von sexueller Gewalt stärker unterstützen und bei der Aufarbeitung mehr Verantwortung übernehmen – nicht nur in den Kirchen.“
Berlin/Stuttgart, 25.05.2022. Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, war heute als Rednerin und Gesprächspartnerin auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Stuttgart eingeladen. In ihrer Rede machte sie deutlich, dass jeder Mensch, der in seiner Kindheit oder Jugend von sexueller Gewalt betroffen war – nicht nur in den Kirchen -, ein Recht auf Aufarbeitung habe. Deswegen dürfe auch der Staat Betroffene nicht alleine lassen, „sondern muss dieses Recht so verankern, dass Institutionen in Aufarbeitungsprozessen extern begleitet und in die Pflicht genommen werden können“, so Claus.
Dem ZdK dankte sie dafür, dass es sich für die Beteiligung Betroffener am Aufarbeitungsprozess in der Kirche stark mache: „Es ist wichtig, dass sich die katholischen Laien inzwischen so klar und eindeutig für eine starke Beteiligung von Betroffenen und ihr Recht auf Aufarbeitung positionieren. Ihre Stimme trägt wesentlich zu einem Umdenken bei, nicht nur in den katholischen Gemeinden, sondern auch in Politik und Gesellschaft.“
Die Präsidentin des ZdK, Dr. Irme Stetter-Karp, dankte Kerstin Claus ebenfalls. Es sei nicht auszudenken, „wo unsere Kirche, unsere Bischöfe, heute in Sachen Aufarbeitung stünden“, wenn es das Amt, das nun Claus bekleide, nicht gäbe. Die „Gemeinsame Erklärung“ ihres Vorgängers Johannes-Wilhelm Rörig und der Deutschen Bischofskonferenz über verbindliche Standards für eine unabhängige Aufarbeitung in der Kirche vom 28. April 2020 sei „zweifelsohne ein Meilenstein“ gewesen. „Nun muss es aber auch konsequent weitergehen“, sagte die ZdK-Präsidentin. Das vergangene Jahr habe einmal mehr gezeigt, „wie mühsam die Aufarbeitung in Institutionen wie der katholischen Kirche vorankommt“. Das bestärke sie in der Überzeugung: „Wir brauchen eine stärkere staatliche Normierung.“
Sie sei dankbar, so Stetter-Karp, dass Kerstin Claus die Forderungen des Papiers von 2020 weiterverfolge, „im Sinne verbindlicher Standards, gesetzlich verankerter Strukturen und einer starken Beteiligung von Betroffenen.“ Das ZdK sage Kerstin Claus „vollste Unterstützung“ zu. „Wir stehen an der Seite der Betroffenen und Opfer sexueller Gewalt. Und wir stehen an der Seite der Unabhängigen Beauftragten, wenn es darum geht, die Politik aufzufordern, in der Aufarbeitung mehr Verantwortung zu übernehmen.“
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