Aktuelles | 20.06.2022

BEAUFTRAGTE CLAUS AUF DEM BKSF-FACHTAG

Beauftragte Claus im Austausch mit den spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt: „Wenn Hilfen in der Praxis ankommen sollen, muss die Perspektive von Betroffenen einbezogen werden.“

Gegenüber den spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend    machte Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus deutlich: „Eine bedarfsgerechte Hilfe braucht neben der Expertise von Fachberater:innen auch den Einbezug der Perspektive und Erfahrungen von Betroffenen.“   

Berlin, 20.06.2022. Die Bundesmissbrauchsbeauftragte Kerstin Claus hat heute in Berlin an der Fachtagung der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF) teilgenommen. In der BKSF vereinen sich Beratungsstellen mit langjähriger Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Betroffenen, die sich vielfältig für bessere Hilfestrukturen von Betroffenen sexualisierter Gewalt und deren Unterstützer:innen engagieren.

Die zentrale Frage des Fachtags lautete: Wie können bessere Zugänge für Personengruppen geschaffen werden, die bislang nur selten den Weg in die Fachberatung finden, z.B. Personen mit Fluchterfahrung, ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen, trans* und nicht-binäre Personen oder jüngere Kinder?

In ihrem Grußwort dankte Kerstin Claus der BKSF dafür, dass der Fachtag diese Zielgruppen in den Blick nimmt und betonte: „Wenn es um die Gestaltung bedarfsgerechter Hilfen geht, braucht es neben der Expertise von Helfenden auch die Perspektive von Betroffenen, damit Beratungsstrukturen sie auch erreichen. Sonst besteht die Gefahr, dass sorgsam ausgearbeitete Konzepte nicht aufgehen, weil Hürden und Barrieren in den Zugängen nicht als solche erkannt werden. Es sind die Betroffenen selbst, die am besten wissen, wie niedrigschwellige Beratungsangebote ausgestaltet sein müssen.“ Deswegen sollte künftig die strukturelle Beteiligung von Betroffenen, z. B. in Form von Betroffenenräten auf Landesebene verankert werden, so Claus. Dies sei eine Grundvoraussetzung, dass Hilfen künftig noch vielfältiger und tatsächlich bedarfsgerecht bei den Betroffenen ankommen.

Claus warb zudem für eine bessere Zusammenarbeit und mehr Austausch zwischen Bund, Ländern, Kommunen, Fachberatungsstellen, Betroffenenvertretungen und weiteren Akteur:innnen beim Schutz vor und der Hilfe bei bzw. nach erlebter sexueller Gewalt. Auf jeder dieser Ebenen gebe es unterschiedliche Rahmenbedingungen und auch Verantwortlichkeiten. Die gemeinsame Frage müsse jedoch lauten: Was braucht es, damit Schutz und Unterstützung ganz konkret vor Ort gelingt? Claus betonte die Notwendigkeit von Vernetzung und Kooperation aller politischen Akteure und der lokalen Netzwerke, damit Schutz von Kindern und Jugendlichen wie auch Hilfe für Betroffene möglich wird. Deswegen sei es so wichtig, zu überprüfen: Was gelingt in der Praxis und wo funktioniert es noch nicht so gut? „Mir ist es wichtig, als Missbrauchsbeauftragte des Bundes auch einen klaren Fokus auf die Länder zu richten. Politik profitiert auch in den Ländern, dort wo es gilt, die Hilfestrukturen nicht nur abzusichern sondern auch auszubauen, von den Erfahrungen aus der Praxis. Das ist die Grundlage für Entscheidungen und politische Verantwortungsübernahme im Kinderschutz. Hier möchte ich zu einer besseren Vernetzung beitragen.“ Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt brauche solch starke Netzwerke, damit er immer wieder neu und ganz konkret vor Ort gelingen kann. 

Neben Aufklärung und Sensibilisierung brauche es Schutzkonzepte überall dort, wo sich Kinder und Jugendliche im Alltag aufhalten, z. B. in Schulen, Jugendhilfe-Einrichtungen, Musikschulen und Sportvereinen. Auch hier komme den spezialisierten Fachberatungsstellen eine besondere Bedeutung zu. Denn für solche Prozesse brauchten die Einrichtungen diese externe Expertise, wie sie bei den Fachberatungsstellen so vielfältig vorhanden ist. Die Missbrauchsbeauftragte Claus betonte, dies sei ein weiterer Grund, spezialisierte Fachberatungsstellen endlich bundesweit finanziell so abzusichern, dass sie ihre vielfältigen Aufgaben auch leisten können.

„Hier sind sowohl die Träger von Einrichtungen, die Kommunen und auch die Länder gefragt: Spezialisierte Fachberatungsstellen sind eine wesentliche Säule im Kampf gegen sexuelle Gewalt. Es darf nicht sein, dass solch dringend benötigte Angebote für Prävention wie auch für die Beratung und Begleitung von Betroffenen immer wieder um ihre Finanzierung kämpfen müssen. Auch eine bundesgesetzliche Regelung könnte hier eine Lösung sein.“

Für den Herbst 2022 kündige Claus eine neue bundesweite Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne zum Thema sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen an.

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