Berlin, 20.09.2023. Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, gratulierte der ehemaligen Vorsitzenden der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Prof. Dr. Sabine Andresen, zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Die Auszeichnung wurde am Mittwoch im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von Bundesministerin Lisa Paus übergeben. Zu den weiteren Laudator:innen und Gästen zählten Prof. Barbara Kavemann, Gründungsmitglied der Aufarbeitungskommission, sowie Betroffene und Wegbegleiter:innen von Sabine Andresen.
Die Missbrauchsbeauftragte dankte in ihrer Laudatio Prof. Sabine Andresen für die langjährige und enge Zusammenarbeit mit dem UBSKM-Amt: „Prof. Dr. Sabine Andresen hat mit ihrem großen persönlichen und fachlichen Einsatz die Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland entscheidend vorangebracht und geprägt. Dabei standen Betroffene von sexueller Gewalt stets im Zentrum ihrer Arbeit. Vertrauliche Anhörungen und öffentliche Hearings der Kommission ermöglichten es Betroffenen, über ihr Erleben und ihre Forderungen zu sprechen. Ohne die Arbeit der Kommission wäre der politische und gesellschaftliche Diskurs der letzten Jahre so nicht möglich gewesen. Jetzt geht es darum, diese Arbeit konsequent fortzuführen. Ich danke Sabine Andresen für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement in der Kommission und gratuliere ihr sehr herzlich zu dieser Auszeichnung!“
Claus würdigte, dass Prof. Andresen als Vorsitzende der Kommission gemeinsam mit den anderen Kommissionsmitgliedern die unabhängige Aufarbeitung auf Bundesebene deutlich profiliert und weiterentwickelt habe. In unterschiedlichen Formaten wie öffentlichen Hearings oder Werkstattgesprächen, aber auch in Forschungsprojekten, sei es der Kommission gelungen, konsequent gesellschaftliche und institutionelle Strukturen zu benennen, die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche begünstigen. Hierbei sei sexuelle Gewalt in Institutionen ebenso in den Blick genommen worden wie im familiären Umfeld.
Aufarbeitung als wesentliche Grundlage für mehr Hinsehen und somit verbesserte Prävention gesellschaftlich zu verankern, sei ein zentrales Ziel von Prof. Andresen gewesen, so Claus, das sie mit viel Fachkompetenz und großer Empathie für die Anliegen von Betroffenen verfolgt habe.
„Sabine Andresen hat die Aufarbeitung von sexueller Gewalt nicht nur entschieden vorangetrieben, sondern uns mit ihrer Arbeit, in deren Mittelpunkt die Berichte von Betroffenen stehen, auch immer wieder dafür sensibilisiert, wo wir als Gesellschaft versagt haben und was wir für die Zukunft lernen sollten“, so Claus. „Auch dass wir heute über Rechte von Betroffenen und ihre Beteiligung in den politischen Prozessen diskutieren, verdanken wir sehr maßgeblich ihrem Engagement. Die Arbeit der Kommission ist aus dem politischen und gesellschaftlichen Diskurs nicht mehr wegzudenken.“
Laut Koalitionsvertrag soll die Arbeit der Aufarbeitungskommission auch in den kommenden Jahren fortgeführt werden. Im Rahmen des UBSKM-Gesetzes, das aktuell in der Federführung des BMFSFJ erarbeitet wird, soll sie auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden.
Zu Prof. Andresen:
Die Erziehungswissenschaftlerin und Kindheitsforscherin Prof. Dr. Sabine Andresen war von 2016 bis 2021 Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Zuvor beriet sie den damaligen Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs im Fachbeirat des UBSKM und war dort Sprecherin der Konzeptgruppe „Aufarbeitung“. Mit Berufung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs im Jahr 2016 wurde sie zu deren Vorsitzenden ernannt. Den Vorsitz legte sie 2021 nieder, als sie Dekanin ihres Fachbereichs an der Goethe-Universität wurde. Darüber hinaus engagiert sich Prof. Andresen in zahlreichen Beiräten und Gremien zu Kinderschutz und Familienfragen, u. a. auch im BMFSFJ. Sie ist Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und seit 2023 Präsidentin des Kinderschutzbundes.
Zur Kommission:
Die Kommission untersucht Ausmaß, Art und Folgen von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in familiären und institutionellen Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland und DDR und führt bundesweite Anhörungen von Betroffenen, öffentliche Hearings, regionale Fachveranstaltungen sowie Studien durch.
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