Berlin, 13.02.2025.
Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM):
„Der Tod von Prof. Thomas Großbölting trifft mich sehr. Ich habe ihn als einen Menschen kennengelernt, der sich stets mit einem unverrückbaren Sinn für Recht und Unrecht, geleitet von großer Empathie und immensem Engagement für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt an Kinder und Jugendlichen eingesetzt hat. Über seine klare und ruhige Art, mit der er geschehenes Unrecht, systemisches Vertuschen und institutionellen Täterschutz aufgedeckt und benannt hat, wurde er eine der maßgeblichen Stimmen, die beide Kirchen immer wieder neu in die Verantwortung genommen und konkretes Handeln eingefordert haben. Prof. Großbölting hat über viele Jahre damit zentrale Impulse auch für mein Amt gesetzt. Sein klarer Fokus, sein feiner Humor und seine herzliche Selbstverständlichkeit werden mir fehlen. In einem gemeinsamen Interview mit mir im vergangenen Jahr sagte er mit Blick auf den Missbrauchsskandal von 2010: „Die Helden in dieser Geschichte sind die Frauen und Männer, die als Betroffene einen solchen Druck erzeugt haben. Eigentlich müssten die evangelische wie die katholische Kirche von sich aus die Motivation haben, Strukturen zu schaffen, die Missbrauch verhindern und aufklären.“ Viel zu oft bleiben Betroffene alleine, wird ihnen Aufarbeitung verwehrt. Mit Thomas Großbölting verlieren Betroffene einen, der stets an ihrer Seite stand, Unrecht als das benannte, was es war, und institutionelle Verantwortungsübernahme einforderte. Nie blieb er stehen beim Blick in die Vergangenheit, immer ging es ihm um eine bessere Zukunft. Auch dies machte ihn zu einem so herausragenden Mitstreiter und Experten im Kontext der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Sein Handeln muss uns Vorbild sein, bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt nicht nachzulassen.“
Betroffenenrat bei der UBSKM:
„Tief getroffen hat uns die Nachricht vom tragischen Tod von Prof. Dr. Thomas Großbölting. Thomas Großbölting hat sich mit großem Engagement für die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt insbesondere auch im Tatkontext Kirche eingesetzt. Die einzelnen Mitglieder des Betroffenenrates haben in verschiedenen Kontexten mit ihm zusammengearbeitet. Wir verlieren mit ihm einen konsequenten Streiter für unsere Rechte und Anliegen, der stets die Perspektiven der Betroffenen gleichberechtigt mitberücksichtigt hat. Es war ihm insbesondere wichtig, durch konsequente Aufarbeitung auch ein Stück weit zur Gerechtigkeit beizutragen. Wir gedenken seiner in großer Dankbarkeit und mit sehr viel Respekt und sprechen seiner Familie und allen, die sich mit ihm verbunden fühlten, unser aufrichtiges Beileid aus.“
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